Kreisimkertag: Uhr für die Bienen fast abgelaufen

8.3.2018, 16:03 Uhr
Kreisimkertag: Uhr für die Bienen fast abgelaufen

© Jürgen Leykamm

Davon konnte auch der Vorsitzende des Kreisverbands, Jobst-Bernd Krebs, berichten. Im Verband mit seinen insgesamt zwölf Vereinen sei die Zahl der Mitglieder um fast acht und die Anzahl der Bienenvölker um knapp vier Prozent angestiegen. 393 Imker kümmern sich auf Kreisebene nun um 2243 Völker.

Was den Thalmässinger Jubiläums-Verein anbelangt, konnte er 1893 mit immerhin zwei Dutzend Gründungsmitgliedern aus der Taufe gehoben werden, wie der Blick in die Chronik durch den Vorsitzenden Michael Bernreuther verriet. Ob Handwerker oder Bauern, Lehrer oder Pfarrer – sie alle hielten damals Bienenvölker für den Eigenbedarf. Zudem seien die Imkereiprodukte auch wichtige Wirtschaftsgüter gewesen.

Um 1900 habe die Agrarlandschaft noch ein ganz anders Gesicht als heute gehabt: Kein Rapsanbau, aber auch keine großen Mais- und Getreidefelder. Vielfältige Feldfrüchte und unbearbeitete Feldraine prägten das Landschaftsbild, für die Bienen, anders als heute, ein üppiges Nahrungsangebot.

Honig als Zwangsabgabe

Beliebt waren Bienen und Erzeugnisse der Imkerei auch während und nach den beiden Weltkriegen, wovon entsprechende Zwangsabgaben beziehungsweise Reparationen kündeten. Letztere etwa schlugen allein 1918 mit 75.000 Bienenvölkern zu Buche. In Friedenszeiten machte dann laut Bernreuther die Flurbereinigung den Imkern das Leben schwer — ihr seien viele Hecken und unbearbeitete Flächen zum Opfer gefallen. "Das Pollenangebot für die Biene ging zurück," so Bernreuther.

Dafür zog die Zahl der Mitglieder mit der Jahreszahl gleich: 1966 gab es 66 von ihnen, die im Schnitt zehn Bienenvölker besaßen. Auch kleine Kuriositäten galt es zu verkünden. Zeitweise hieß es etwa für die Mitglieder mehr Geld an den Landesverband abzuführen als durch Beiträge von ihnen eingenommen wurde. Finanziert wurde dies durch das Zuckergeld der BayWa.

Mitte der 1970er Jahre sei die Honigernte gleich zweimal hintereinander komplett ausgefallen, was Bernreuther auf das verstärkte Aschevorkommen in der Luft nach einer Kette von Vulkanausbrüchen weltweit zurückführte.

Emsiger Verein

1981 begann sich die Zuckerbeihilfe der Europäischen Gemeinschaft an der Völkerzahl zu orientieren, was diese deutlich steigen ließ. Im Jahr 1994 beteiligte sich der Imkerverein zum ersten Mal am Thalmässinger Weihnachtsmarkt, wo er bis heute dabei ist. 2000 führte man zum Tag des offenen Hofes in Landersdorf nicht nur das Schleudern von Honig vor, sondern verkaufte zugleich 125 Kilogramm davon. Seit 2001 lädt der Verein zu Aktionen beim Tag der deutschen Imkerei ein, 2015 präsentierte sich die Gruppe auf der Nürnberger Freizeitmesse. Ein Jahr später war gar die Bayerische Honigkönigin zu Gast.

2017 strich die EU die Fördergelder für die Bekämpfung der Varroamilbe. Diese Förderung wurde allerdings vom Landkreis übernommen, sodass die für die Bienen gefährliche Milbe auch weiterhin bekämpft werden kann. Besorgt zeigte sich Bernreuther aber über den starken Rückgang der Insektenvorkommen. Auch Schmetterlinge machten sich inzwischen rar. Ihnen allen fehlt es, wie den Bienen, an einem ausreichenden Nahrungsangebot durch Blühpflanzen. "Ohne die Imker hätten sie nicht überlebt", zeigte sich der Vorsitzende überzeugt.

Programm für Einsteiger

Im Verein selbst, der derzeit 40 Mitglieder mit 200 Bienenvölkern hat, geht es aber bergauf. "Die Zahl der Imker und Kunden wächst", so Bernreuther. Im vergangenen Jahr seien vier neue Mitglieder in den Verein gekommen, in diesem Jahr bereits ein Einsteiger. Neumitglieder würden in der Regel erst mal in das Programm "Imkern auf Probe" aufgenommen.

Regelmäßig veranstaltet der Verein seine Imkerstammtische und leiste einen wichtigen Beitrag dabei, der jungen Generation die Kreisläufe der Natur wieder stärker erfahren zu lassen, wie Landrat Herbert Eckstein lobte. Die hiesigen Imker produzierten "ehrlichen Honig" mit der bestmöglichen Qualitätskontrolle, nämlich dem Namen des Erzeugers auf dem Etikett.

Sie stabilisierten dadurch das Ökosystem und lieferten mit Bienenwachs oder dem Bienengift als medizinischem Wirkstoff weitere wertvolle Produkte, ergänzte Bürgermeister Georg Küttinger. Mit einem Aussterben der Biene wären Artenvielfalt, Blütenlandschaften und die menschliche Nahrungsgrundlage bedroht.

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