Laibstadt: "Tempelmeier musste seinen Geist aufgeben"

10.6.2016, 17:38 Uhr
Laibstadt:

© Foto: Herler

Davon berichtet ein Eintrag in das Rechnungsbuch der Laibstädter Wagnerfamilie Schmidt, die rund zwei Jahrhunderte gleich neben der Pfarrkirche bis 1900 eine Wagnerwerkstatt betrieben. Im Rechnungsbuch schrieben sie im 18. und 19. Jahrhundert neben den offenen Rechnungsbeträgen auch so manche Bemerkungen zum Dorfgeschehen ein, so auch folgendes Ereignis: „Im Jahre 1821 am 30. April nachmittags zog sich ein Gewitter zusammen und fing schröcklich an zu regnen. Von allen Seiten kam das Wasser in das Dorf, und wurde so stark, dass es im Unterdorf fünf Schuh hoch stieg. Von der unteren Wehr sah man nichts mehr. Unterdessen nahm das Wasser alles mit: alle Stege, Brunnenscheren, Schäffer und Pflüge, langes und kurzes Holz.

Unterdessen kam das Kuhvieh von der Weide wie wild und wollte seinen Weg zum oberen Dorf gehen, aber das Wasser nahm das Vieh alles mit fort bis an des Pfarrers Gartenheck. Da wurde der Zaun niedergemacht und das Vieh kletterte durch den Pfarrgarten und war gerettet.

Der Michl Böll aber fuhr mit zwei Pferden und einem Wagen das obere Dorf herab. Auf diesem Wagen saß auch der Michl Tempelmeier und wollte sich auf dem Wagen durch das Dorf vom Wasser retten. Aber da sie an den Kaierbach kamen, nahm das Wasser den Wagen und die Pferde und führte sie nach der Zwerch bis an des Wastelbauern Stadleck. Dort stürzte das den Wagen um und der Michl Böll rettete sich mit großer Gefahr und der Michl Tempelmeier musste seinen Geist aufgeben und das Wasser nahm ihn mit. Es wurde dann Nacht und viele Menschen und Vieh mussten ihr Nachtquartier in fremden Herbergen suchen.

Des anderen Tages fand man den Michl Tempelmeier in der Weng kurz vor Aberzhausen. Die benachbarten Örter aber kamen her, nahmen Augenschein und verwunderten sich sehr, dass im Kaierbach es aussieht, als wenn das Wasser einige Häuser mitgerissen und im Kaierbach hätt liegen lassen.“

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