Legendäre Georgensmünder Anekdoten

21.11.2014, 18:20 Uhr
Legendäre Georgensmünder Anekdoten

© Foto: Robert Unterburger

Es gab viel zu lachen, denn die allermeisten Erzähler warteten mit zum Teil umwerfenden Anekdoten und Episoden auf. Eindeutiger „Star“ war das verstorbene Gmünder Original Karl Boxberger, der viel Spaß verstand und zusammen mit seinem „Co-Piloten“ Fritz Sperl ganz Georgensgmünd „aufmischte“. Dieser „Co-Pilot“ war anwesend. Er erwies sich als begnadeter Erzähler, der mit seinen wahren und lustigen Geschichten den Saal zum Toben brachte.

Der Flugunterricht

Im Mittelpunkt stand die unglaubliche Geschichte vom Flugunterricht in der Gmünder Gastwirtschaft „Beim Haiser“, die heute noch in vielen Variationen erzählt wird. Karl Boxberger sorgte seinerzeit für viel Andrang, weil er versprach, allen interessierten Gästen das Fliegen beizubringen. Ein unter einen Handwagen montierter alter Staubsauger erzeugte ein infernales Motorengeräusch. Als der Staubsaugermotor seinen Geist aufgab, behauptete Karl Boxberger, sie seien vom Feind abgeschossen worden und er und sein „Co-Pilot“ Fritz Sperl ließen sich aus dem Sitz fallen.

Für Riesengelächter sorgte auch Fritz Sperls Geschichte von der Kuh, die man in die „Krone“ getrieben hat, um eine Wette zu gewinnen. Am Ende tobte nicht nur die arme Kuh, sondern auch die Winkler Babett, weil man die arme Kuh in der Wirtschaft abgestellt hatte.

Günter Heckel erzählte von einem Ausflug der Männergymnastik nach Eggolsheim bei Forchheim. In der dortigen Gastwirtschaft prägte Fritz Sperl den Satz: „Lieber ein dunkles Bier als eine helle Werkstatt.“ Dieter Schlaug berichtete von gestohlenen Gänsen in Hauslach, wo sogar die Polizei auftauchte.

In den vielen Geschichten ist die Winkler Babett von der „Krone“ eine Hauptperson, wo auch Irene Heckels Großvater Stammgast war. So erzählte Fritz Sperl die Spitzbubengeschichte vom „Boxer“, der in der Wirtschaft immer „Miau!“ schrie und die Winkler Babett damit zur Weißglut trieb.

Doch nicht nur lustige Wirtshausgeschichten wurden zum Besten gegeben. Manfred Böhme, der 1954 anfing, für die Bundesbahn zu arbeiten und von 1962 bis 1976 der letzte Fahrdienstleiter in Georgensgmünd war, berichtete von einer Beinahe-Katastrophe, als er zusammen mit einem Kollegen im Gleis stand.

1982 war nicht nur in der „Russen-Wagen“ Tagesgespräch, den Manfred Böhme reparierte. Der Wagen brachte es zu einer deutschlandweiten Berühmtheit, denn das Fahrgestell war amerikanisch, das Obergestell war russisch, er stammte aus dem Jahr 1917. „Die Nürnberger Berufsfeuerwehr machte eine Brandschutzveranstaltung, dabei ist der Wagen verbrannt“, erzählte Böhme unter dem Gelächter der Zuhörer.

Auch der Mauerfall vor 25 Jahren wurde thematisiert. Frank Heimann, der in Ostberlin aufgewachsen ist und Soldat bei der Nationalen Volksarmee der DDR war, erzählte, dass er am 9. November 1989 beim Tag des Mauerfalls im Auftrag der DDR-Regierung am Südpol war. „Im Frühjahr 1991 lief ich mit meiner Frau zum ersten Mal durch das Brandenburger Tor“, so Heimann, „das war für uns so ergreifend, dass man sich das heute kaum mehr vorstellen kann.“

Erzählt wurde auch, dass im Winkler-Saal an Silvester immer die Petersgmünder Feuerwehr ihren Ball abhielt. „Es wurde getanzt, um 24 Uhr ging die Musik raus, draußen brannte ein Feuer und die Winklers Babett verbrannte alte Kalender.“

Ein echter Brüller war die Geschichte von den Beilagscheiben, die Fritz Sperl erzählte. Ein Schlitzohr machte Beilagscheiben, die so groß wie ein Markstück waren. Damit leerte man so manchen Automaten aus, was deren Besitzer zur Weißglut trieb. Urkomisch auch die Geschichte vom „Gieger“, den man so fest am Hals zog, sodass er auf den Tisch schauen konnte. „Nun konnte er zwar auf den Tisch schauen, aber er weilte nicht mehr unter den Lebenden“, berichtete Fritz Sperl.

Eigene Frau angebaggert

Anni Schlaug plauderte aus dem Nähkästchen, als am unsinnigen Donnerstag die Herrengymnastik auf die Damengymnastik stieß. Weil man nicht mehr ganz nüchtern war, baggerte einer von der Herrengymnastik eine Dame von der Damengymnastik an. Doch wie sich später herausstellte, war die Dame seine Ehefrau.

Dass der Karl Boxberger nicht nur ein Schlitzohr war, der für einen Spaß immer zu haben war, sondern auch als Alleskönner filigrane Weinblätter in Blech stanzen konnte, versicherte Horst Birke.

Fritz Sperl erzählte die Schelmengeschichte vom Karl Boxberger, der einmal eine Wette abschloss, dass er es schaffen würde, übers Wochenende einen Brunnen zu graben. Nachdem er auf Felsen gestoßen war, schüttete er einfach Wasser mit Eimern in das Brunnenloch und gewann damit die Wette.

Urig auch die Anekdote, die Günter Heckel zum Besten gab: am Weltspartag hatten Unbekannte die Sparkassen- und die Raiffeisenfahne in trauter Eintracht nebeneinander aufgezogen. Erst als Heckel drohte: „Wenn ihr mir nicht sagt, wer das war, dann kriegt ihr abends kein Freibier!“, meldete sich der „Übeltäter“.

Ernst Bauer trug mehrere sarkastisch-ironische Gedichte in fränkischer Mundart vor, was ihm einen Sonderapplaus einbrachte. Auch der Lieblingswitz von Karl Schwarz, den alle „Bobbers“ nannten, kam zu neuen Ehren, ebenso die Geschichte vom Ofenrohr, mit dem man bis nach Regensburg schießen konnte. Lustiges über die Lehrerin Gunda Kraus wussten abschließend Melitta Beck und Dieter Schlaug zu erzählen.

Den Erzählern und den Zuhörern machte es unheimlich Spaß, von früher, von ihrem Beruf, dem Alltagsleben oder von witzigen Erlebnissen zu berichten. Zum Lachen gab es an diesem Nachmittag reichlich Gelegenheit.

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