Leihen und lesen ohne Mahngebühr und Öffnungszeiten

23.4.2015, 17:00 Uhr
Leihen und lesen ohne Mahngebühr und Öffnungszeiten

© Foto: Regler

Vom Stein über Papyrus und Papier zum Speicherchip: So lässt sich die Medien(r)evolution in den vergangenen Jahrtausenden zusammenfassen. Das gedruckte Buch ist zwar nach wie vor Marktführer, doch elektronische Bücher und Zeitschriften, sogenannte E-Medien, holen langsam aber stetig auf.

Laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels wurden allein 2013 rund 21,5 Millionen E-Books verkauft. Dieser Entwicklung wollten sich auch einige Büchereien der Region nicht länger verschließen und starteten in das Abenteuer Online-Medienausleihe; kurz Onleihe.

Wer einen Benutzerausweis einer der teilnehmenden Einrichtung besitzt, kann so via Internet Literatur suchen, ausleihen und dann auf einem geeigneten Endgerät (PC, E-Book-Reader) lesen. Kostenlos, rund um die Uhr und bequem vom Sofa aus.

Mit dem Schritt hin zur „Bücherei 2.0“ stehen die lokalen Verleiheinrichtungen bei Weitem nicht allein da. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche bayerische Büchereien zu insgesamt 15 sogenannten E-Medienverbünden zusammengeschlossen.

Im Vergleich zur klassischen Ausleihe gibt es jedoch einige Unterschiede. So sind beispielsweise die Leihfristen deutlich kürzer. E-Books und Hörbücher können in der Regel nur für 14 Tage, Zeitschriften sogar nur zwischen einer und 24 Stunden entliehen werden. Dafür muss aber niemand mehr Mahngebühren berappen. Denn ist die Leihfrist abgelaufen, wird die Leselizenz automatisch beendet und die E-Medien geben sich quasi selbst zurück.

In der Region machte die Stadtbibliothek Roth den Anfang. Im Oktober 2013 trat die Kreisstadt dem Verbund E-Medien-Franken (www.e-medien-franken.de) bei, einer Kooperation von derzeit 25 Büchereien. Die Erfahrungen mit dem neuen Service seien durchweg positiv, berichtet Diplom-Bibliothekarin Susanne Höcker. Die Nachfrage stimme: „Anfangs hatten wir 500 digitale Ausleihen im Monat, mittlerweile sind es schon rund 750.“ Die Zahl der Neuanmeldungen scheint das zu bestätigen. Die sei zuletzt nämlich auch dank der Verfügbarkeit von E-Medien gestiegen.

Großschrift für Senioren

Wer allerdings denkt, nur junge Leser würden auf die Onleihe zurückgreifen, der irrt. Das gehe quer durch die Altersschichten, erklärt die Leiterin der Stadtbibliothek. Weil die Schriftgröße bei E-Books angepasst werden kann, würden insbesondere Senioren das Angebot nutzen. Dass das elektronische dem klassischen Buch in nächster Zeit den Rang ablaufen oder gar Bibliotheken aussterben könnten, diese Sorge treibt Buchexpertin Höcker nicht um. „Eine unserer Hauptaufgabe ist die Leseförderung“, meint sie. „Die werden wir noch die nächsten 200 Jahre erledigen“, ist sie sicher; egal ob digital oder ganz klassisch mit Papier.

Im Vergleich zum Oldie Roth sind drei andere Büchereien noch wahre Novizinnen im elektronischen Verleihgeschäft. Anfang Februar 2015 starteten der Büchereistadl Georgensgmünd sowie die Büchereien der Marktgemeinde Allersberg und der Gemeinde Büchenbach das Unternehmen digitaler Medienverleih. Gemeinsam mit 82 weiteren Einrichtungen aus sämtlichen bayerischen Regierungsbezirken schlossen sie sich in dem Verbund „eMedienBayern“ (www.emedienbayern.de) zusammen.

Seitdem können die Benutzer der teilnehmenden Büchereien zusätzlich zu den Medien vor Ort – die Bücherei Georgensgmünd hat zum Beispiel rund 16 400 Stück in ihren Regalen stehen – aus einem Online-Fundus von über 6500 Artikeln ihren Lesestoff wählen; Tendenz steigend.

Die Stadtbibliothek Heideck feierte vor kurzem den ersten Jahrestag ihres Onleihe-Debüts. Im Februar 2014 waren die Heidecker Partnerbibliothek bei „LEsen Online NORDbayern“ (www.leo-nord.de) geworden, dem dritten im Landkreis Roth vertretenen digitalen Medienverbund. Der Beitritt „hat sich gelohnt“, meint Anja Hayes. Etwa „jeder vierte unserer Leser ist dabei“, und was die gedruckten Medien anbelangt, sind auch „die Ausleihzahlen nicht zurückgegangen.“ Vielmehr hätten sich E-Book und Co. in Form von Neukunden sogar positiv für die Bücherei ausgewirkt. Eine Erfahrung, die auch die regionalen Onleihe-Kolleginnen bestätigen.

Andere Bibliotheken im Landkreis stellen ihren Leserinnen und Lesern wiederum bislang keine digitalen Medien zur Verfügung. Ein wesentlicher Faktor, der viele Einrichtungen von der Mitgliedschaft in einem E-Medien-Verbund abhält, sind die nicht unerheblichen Kosten. In Thalmässing, Abenberg, Greding und Röttenbach gibt es (noch) kein derartiges Serviceangebot. Genauso geht es den Nutzern der Stadtbibliotheken Hilpoltstein und Spalt. Ihnen bleibt bei akutem Lesehunger derzeit ebenfalls nur der Griff zum Klassiker: dem gebundenen Buch.

1 Kommentar