Luther vor Scheiterhaufen bewahrt

5.3.2015, 17:47 Uhr
Luther vor Scheiterhaufen bewahrt

© Foto: Leykamm

Geschrieben haben es ein Theologe und ein Jurist, die sich dem Sohn der Hopfen- und Bierstadt, der selbst beides war, vor ihrem beruflichen Hintergrund nähern: Einmal der ehemalige Nürnberger Regionalbischof Dr. Karl-Heinz Röhlin, der das Pastoralkolleg der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern in Neuendettelsau leitet. Er übernimmt den theologischen Part.

Und nach langer juristischer Karriere versteht es der ehemalige Leipziger Landgerichtspräsident Martin Burkert gekonnt, mit kriminalistischem Gespür die dünn gesäten Hinweise auf Spalatins Jugend zu einem stimmigen Gesamtbild zu kombinieren — nicht leicht, suchte Spalatin selbst die Spuren seiner unehelichen Herkunft verständlicherweise zu verwischen.

Mit „Luthers Freund und Schutz“ (so der Untertitel des Buches“) ist Burkert schon lange vertraut. Ebenso wie seine beruflichen Mitstreiter in Leipzig, denen Spalatin mehr sagt als Spalt. Als der gebürtige Neuendettelsauer 2002 nach Hagsbronn zieht, sind dort die Vorzeichen eher gegenteiliger Art.

Dabei hätte die Reformation ohne Georg Burkhardt, wie der Helfer der Reformation eigentlich hieß, wohl einen ganz anderen Verlauf genommen. Und Luther selbst „wäre auf dem Scheiterhaufen geendet“, erklärt Burkert im Pressegespräch vor dem Denkmal Spalatins. Neben der entfernten Namens- gibt es hier wohl auch eine Art Seelenverwandtschaft. Nicht umsonst hat sich der heute 75-Jährige seit seinem Umzug in die Region einen Namen als Stadt- und Kirchenführer mit Schwerpunkt Spalatin gemacht.

Unbezahlbare Detailarbeit

Vor eineinhalb Jahren dann der Entschluss: Ein ganzes Buch soll es sein! Nun also liegt es vor und umfasst über 260 Seiten. Erschienen ist es in der evangelischen Verlagsanstalt Leipzig unter ISBN 978-3-374-04039-1, zunächst mit einer Auflage von 1500 Exemplaren. Der Verkaufspreis beträgt 14,90 Euro. Die Detailarbeit der Autoren sei aber „eigentlich unbezahlbar“, attestiert der Rother Landrat Herbert Eckstein den Autoren „unendlich viel Fleiß und Leidenschaft“. Er ist zugleich Vorsitzender der Sparkassenstiftung Roth-Schwabach, die als Finanzier des Projekts gewonnen werden konnte, um das Buch für den Kunden preiswert halten zu können. Für Ralf Huber, Geschäftsführer der Stiftung, mehr als gerechtfertigt. Spalatin sei, so ist er überzeugt, die „historisch bedeutendste Figur im Landkreis.“

Im katholisch geprägten Spalt jedoch wurde sie lange unterbewertet und „der Öffentlichkeit vorenthalten“, wie der zweite Bürgermeister Alfred Zottmann auch einräumt. Mehr und mehr wolle man aber der historischen Person gerecht werden.

Den konfessionsübergreifenden Charakter des Buches spiegelt dabei dessen Anfang und Ende wider: Ein Grußwort kommt vom Ratsvorsitzenden der EKD, Dr. Heinrich Bedford-Strohm, ein Schlusswort vom katholischen Bischof Gregor Maria Hanke aus Eichstätt. Dazwischen gibt es viele persönliche Anekdoten rund um Spalatin.

Die Basis dafür liefern unter anderem 400 Briefe Luthers an ihn. So erfährt der Leser vom Kirchenministers von Kurfürst Friedrich dem Weisen. Und er erfährt, wie das Fränkische als seinerzeit „edelstes deutsche Sprache“ (Burkert) die Bibelübersetzung Luthers beeinflusst hat oder wie Luther auf der Wartburg von Verdauungsproblemen gequält wurde. Aber auch davon, dass der Mönch Luther seinem geistlichen Kollegen eine Frau empfahl im Kampf gegen sündige Gedanken. Und dass beide Herren eine gute „Käthe“ fanden. Auch Spalatins Hang zum Geiz und seine griesgrämigen Anwandlungen im Alter verschweigt das Werk nicht.

Keine Kommentare