Maly überzeugt auf Werbetour den Rother Kreistag

26.7.2017, 14:59 Uhr
Maly überzeugt auf Werbetour den Rother Kreistag

© Archiv-Foto: Matejka

Vorbild ist in dieser Hinsicht Essen, das 2010 Europäische Kulturhauptstadt war und das alle 53 Städte des Ruhrgebietes für Projekte gewinnen konnte. 15 Jahre nach Essen darf im Jahr 2025 die nächste deutsche Stadt ran (gemeinsam mit einer Stadt in Slowenien, mutmaßlich Ljubljana). Neun Kandidaten haben ihren Hut bereits in den Ring geworfen, darunter mit Hannover und Dresden auch zwei Schwergewichte. Dass Nürnberg also zum Zug kommt, ist alles andere als sicher.

Unabhängig davon reist Ulrich Maly derzeit durch Stadt und Land, um Begeisterung für die Bewerbung zu wecken. Im Rother Kreistag ist ihm das ohne Zweifel gelungen, obwohl derzeit allenfalls in groben Grundzügen bekannt ist, um was es 2025 gehen soll.

Klarer ist vielmehr das, was Nürnberg nicht bieten will: "Wir wollen keinen Event-Marathon und wir wollen kein Kunstfest im klassischen Sinn", sagte der OB vor den Kreisräten. Vielmehr werde man mit Mitteln der Kunst und Kultur die Fragen des Jahres 2025 stellen und beantworten. Es werde um gesellschaftliche Veränderung durch Digitalisierung gehen, um die Spannungen zwischen Arm und Reich als Ursache für die großen Flüchtlingsströme. Man werde herausarbeiten, dass Nürnberg und die Region (zum Beispiel bei der Goldenen Straße nach Prag vor 500 Jahren) schon europäisch gedacht haben, noch ehe es die europäischen Nationalstaaten, geschweige denn die Europäische Union, gegeben hat.

Natürlich, so Maly, sei Nürnberg die ideale Stadt, um mit Mitteln der Kunst und der Kultur herauszuarbeiten, wie die Welt mit ihren Diktatoren umgehe. Denn Nürnberg sei nun einmal aus Sicht Europas nicht die Stadt der Bratwurst, des Lebkuchens und des Christkindlesmarktes, sondern nach wie vor die Stadt der Reichsparteitage, der Nürnberger Rassegesetze und des ersten Kriegsverbrecher-Prozesses.

Wichtig: Maly will möglichst viele Menschen anstecken mit seiner Begeisterung. Und er will auch möglichst viele mitmachen lassen. "Wir wollen keine Kulturhauptstadt des Betons. Denn unsere kulturelle Infrastruktur ist ja gut. Wir wollen aber eine breite Mobilisierung", sagte Maly.

Seiner Meinung nach braucht Nürnberg für jede Generation ein großes Ereignis. Der Kulturhauptstadt-Titel könne für die nächste Generation das sein, was für die vorherigen Generationen das Dürer-Jahr (1971) oder das 950-jährige Stadtjubiläum (2000) gewesen seien. "Diese beiden Großereignisse haben Nürnberg ein Stück weit zum Positiven verändert", so der Oberbürgermeister.

Es sei keineswegs selbstverständlich, dass in Nürnberg alleine mit dem Titel Kulturhauptstadt alles besser und schöner werde. "Doch was wir uns wirklich fest vornehmen", schloss Maly: "Es soll etwas hängen bleiben. Und es ist eine neue Chance, sich mit der Stadt und der Region zu identifizieren."ROBERT GERNER

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