Mammutprojekt war echte Teamleistung

27.2.2015, 17:33 Uhr
Mammutprojekt war echte Teamleistung

Von diesen gibt es viele. „100 dürften es schon sein“, schätzt Günther Schmidt, der das Bauvorhaben von Seiten des SC 1952 Roth und später der Turn- und Sportgemeinschaft 08 Roth begleitet hat. Wie seine Mitstreiter Gerd Röck und Georg Streb ist er nicht nur stolz auf das, was der Verein an Gebäudlichkeiten geschaffen hat. Auch die Möglichkeiten, die sich den Mitgliedern und den Rothern mit dem auf aktuell 42 Punkte angewachsenen Sportangebot bieten, stimmen die drei zufrieden.

Dabei war es nicht immer leicht, einmal trennte die TSG 08 Roth während der Bauphase nur ein Schritt von der Insolvenz. Aber dank vieler Gespräche, vieler Unterstützer und verständnisvoller Geschäftspartner habe man dieses Fiasko verhindern können. Gut geschlafen haben sie in dieser Phase eher selten, geben Gerd Röck und Georg Streb zu. Allerdings ärgert die Vereinsverantwortlichen auch heute in diesem Zusammenhang noch der Rückzieher der Sparkasse, die trotz Unterschriften auf der Darlehenszusage eine Kehrtwende gemacht hatte.

„Da wurde es richtig eng“, sagt Georg Streb, der die Baukasse verwaltet hat. Erleichtert ist auch Günther Schmidt, der der Raiffeisenbank immer noch dankbar ist, dass sie eingesprungen ist. Allerdings musste die Bürgschaft der Stadt, die schon zugunsten der Sparkasse ausgestellt war, umgeschrieben werden – wertvolle Zeit verstrich, die Barmittel schmolzen, nachdem der Bau samt Materialbestellungen und dergleichen schon am Laufen war. „Spitz auf Knopf“, sei es gestanden, formuliert es Schmidt.

Wie die Führungsriege um den damaligen Vorsitzenden Roland Wolfschläger auch in dieser schwierigen Zeit agierte, habe ihn schwer beeindruckt, erinnert sich Architekt Klaus Damovsky. Nur dank dieser motivierten Leute an der Spitze sei das Ganze gut gegangen, ist er sicher. Ernsthafte Sorge habe er nie gehabt, letztlich sei es nur darum gegangen, Zeit zu gewinnen und die von den vorübergehenden finanziellen Engpässen betroffenen Firmen von der Tragfähigkeit des Vorhabens zu überzeugen.

Die einzige „Kröte“, die es zu schlucken galt, war der Verkauf der TSV-Turnhalle, die bei den Planungen für den Leoni-Sportpark außen vor war. Mehr noch als der Erlös bewog die Vereinsführung aber die Sorge, das über 100 Jahre alte und denkmalgeschützte Gebäude nicht erhalten zu können. „Da hätten wir und die Stadt noch mehr verloren“, meint der damalige Vorsitzende Roland Wolfschläger.

Teamgeist gespürt

Für Architekt Damovsky waren Planung und Bauleitung im Leoni-Sportparkein außergewöhnliches Projekt: „Weil es regional ist und die Arbeit mit Vereinen aufgrund derer Strukturen immer anders ist.“ Für die TSG findet er gerade diesbezüglich nur lobende Worte. Stets habe man den Teamgeist gespürt, sagt der Spalter, der sich über zahlreiche Rückmeldungen freut, dass „das Gebäude funktioniert“.

Dass Damovsky sich in den vergangenen Monaten erneut intensiv mit dem 5,2 Millionen-Projekt beschäftigen musste, war allerdings nicht geplant. Rund 60 Aktenordner musste der Architekt noch einmal in die Hand nehmen. Denn eine Vorgabe aus dem Kultusministerium führte dazu, dass alle Posten für die Rechnungen aufgesplittet werden mussten. „Ein Riesenaufwand“, sagt der Planer aus Roth und erklärt das an einem Beispiel: 300 Meter Kanal standen zwar richtlinienkonform für den Förderantrag auf einer Rechnung, gemäß der von Ministerium geforderten DIN aber musste dieser Posten auf die Bereiche aufgeteilt werden, die mit dem Kanal zu tun hatten, wie Umkleidetrakt und Gastwirtschaft.

950 000 Euro hat der BLSV dennoch schon ausbezahlt, weitere 350 000 Euro stehen aus, berichtet Günther Schmidt von den Gesprächen in München. Ganz einig ist man sich über die Summe wohl noch nicht, erzählt er, weil der BLSV beispielsweise Wege und Zugang zu den Sportstätten nicht bezuschussen will. „Unverständlich“, kommentieren Funktionäre und Planer.

Einig sind sie sich auch, dass der Bau „ein echtes Mammutprojekt war“ und „uns so mancher für verrückt erklärt hat, das der Sportpark innerhalb eines guten Jahres entstehen soll“. Letztlich aber klappte auch das: mit der Rodung wurde im Februar 2009 begonnen, der Hochbau startete offiziell am 15. Juni 2009 – im Juli 2010 wurde die Einweihung gefeiert. Möglich wurde dies dank einer Teamleistung und „dass drei Rentner einfach Zeit hatten“, wie Günther Schmidt witzelt. Wie Georg Streb, der mit Zahlungen gut beschäftigt war und über eineinviertel Jahre rund 20 Stunden pro Woche investierte, brachten Gerd Röck und Günther Schmidt die erste Phase ihres Rentnerdaseins für das Projekt ein. „Ich bin stolz auf das, was wir in so kurzer Zeit erreicht haben“, sagt Röck und verweist auf den großen Druck, unter dem der Verein stand. Denn das alte TSV-Gelände war verkauft, die Kreissportanlage stand als Ausweichquartier für die Fußballer nur kurzzeitig zur Verfügung – und diese brauchten wie die anderen Sportler Trainings- und Spielmöglichkeiten.

Sein ehemaliger Vorstandskollege Schmidt meint bescheiden: „Ich glaube, dass ich mich ganz gut für die Allgemeinheit eingebracht habe“ – mit 12 000 Arbeitsstunden. Während diese Bilanz wohl kaum jemand ziehen kann, dürften den zweiten Teil seines Fazits mehr teilen können. „Ich freue mich jeden Tag, den ich hier bin, dass alles funktioniert.“

Das Grundstück, auf dem heute der Leoni-Sportpark steht, ist etwa 65 000 Quadratmeter groß. Nötig war eine Rodung des Waldes, die am 10. März 2009 begann. Für die 38 000 Quadratmeter wurden Aufforstflächen angelegt. Die Zisterne für die Bewässerung der Sportanlagen umfasst ein Volumen von 300 000 Liter. Der Brunnen, der die Zisterne befüllt, ist 43 Meter tief. Der Zaun um das Gelände ist fast einen Kilometer lang. Trotz aller Sparmaßnahmen ist der Energieverbrauch beeindruckend: Im Jahr 2014 kamen zu 71 000 Kilowattstunden Strom 518 Kubikmeter Wasser und 226 000 Kilowattstunden Gas. Am Bau waren 80 Firmen beteiligt, die freiwilligen Helfer der TSG 08 Roth leisteten 12 000 Stunden. Der offizielle Startschuss für die Hochbauten fiel am 15. Juni 2009, die Arbeiten für die Freiflächen waren da bereits vier Monate im Gange. Errichtet wurden neben drei Fußballplätzen ein Faustballfeld, eine Wurfanlage, zwei Beachvolleyballfelder und eine überdachte Eisstockbahn. Die neuen Gebäudeteile, die an die bestehende Turnhalle angebunden wurden, umfassen eine Gaststätte (das Restaurant Waldblick) mit Terrasse und Wohnung, einen neuen Gymnastikraum, einen Umkleidetrakt, einen Billardraum sowie verschiedene Funktionsräume. Saniert wurde zudem die Kegelbahn, auch eine Solar-Anlage wurde installiert.

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