Milchbauern im Landkreis Roth verbrennen "Millionen"

12.11.2015, 17:33 Uhr
Milchbauern im Landkreis Roth verbrennen

© Foto: Paul Götz

Der kurzfristige Stau war eine unbeabsichtigte Nebenwirkung, der Sinderdorfer Kreisel wurde vielmehr wegen seiner Form symbolhaft für das Sich-im-Kreis-drehen der Politik gewählt. Wie Manfred Gilch, Kreisvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, und BDM-Bundesbeirat Johannes Pfaller aus Haag bei Heideck erklärten, wolle man mit dem Gang an die Öffentlichkeit auf die Situation der kleinen Betriebe aufmerksam machen und auch Druck auf die Bundesregierung erzeugen, die als mächtigster Verhandlungspartner in Brüssel eine völlig andere Politik verfolgt als der BDM.

Höfesterben zwangsläufig

Momentan sind wegen einer Überproduktion die Milchpreise nicht rentabel. Am Montag wird auf der Sondersitzung der Agrarminister verhandelt, mit welchen Maßnahmen man gegensteuert. Der BDM geht davon aus, dass die Bundesregierung einen neoliberalen Ansatz verfolgt und den Markt sich selbst überlassen will, auch wenn dadurch zwangsläufig ein Höfesterben ausgelöst wird. Die Mahnaktion in Sindersdorf schloss deshalb ausdrücklich einen Prostest gegen Bundeskanzlerin Merkel und Landwirtschaftsminister Schmidt mit ein. Ihre Politik bevorzuge die Agrarindustrie. So denkt man auch außerhalb der deutschen Grenzen, Bauern aus 18 Länder beteiligten sich an der Aktion.

Den organisierten Milchviehhaltern schwebt eine Drosselung der Produktion um zwei bis drei Prozent vor: Wer mehr produziert, zahlt eine Abgabe, wer reduziert, bekommt einen Bonus. Dieses System sollte auf Krisenzeiten beschränkt bleiben.

Immerhin scheint den Konferenzteilnehmern bewusst zu sein, dass das Problem der Überproduktion angepackt werden muss. Europaweit steht eine Summe von 16 Milliarden Euro an Wertschöpfungsverlusten im Raum, die Zahl für Bayern wird auf 900 Millionen geschätzt, für den Landkreis Roth auf elf Millionen. Da waren die paar verbrannten Fünfhunderter von Sindersdorf Peanuts.

Keine Kommentare