Milchfahrerin Karola Kirschner kennt keine Feiertage

23.12.2015, 15:22 Uhr
Milchfahrerin Karola Kirschner kennt keine Feiertage

© Foto: Irene Heckel

Der große rote 26- Tonner mit 400 PS, drei Achsen und 16 000 Litern Tankinhalt biegt langsam auf den Hof des gepflegten Milchviehbetriebs in Kühedorf ein. Aus dem Führerhaus klettert Karola Kirschner. Seit 20 Jahren fährt sie hauptberuflich Lkw für die Offenbauer Transportfirma Keim.

Ihr Einsatzgebiet reicht von Thalmässing bis nach Kühedorf und Götzenreuth. Die Milch wird im Zwei-Tagesrhythmus abgeholt, jeder Hof wird alle zwei Tage angefahren. Rund 50 000 Liter Milch sammelt Karola pro Tag auf den Vertragshöfen und bringt sie zur Goldmilch-Molkerei nach Thalmässing. Bei den Lieferanten kennt sie sich aus, hat oft die Schlüssel für die Räume mit den Milchtanks neben den Kuhställen. Wenige Griffe genügen, bis die Rohmilch in den Tankaufbau fließt.

Was aussieht wie ein Minilabor, ist der Behälter mit den codierten Proben, die Karola an jeder „Zapfstelle“ zieht. Diese Fläschchen stehen am Beginn der Kette, die den Weg des streng kontrollierten Lebensmittels vom Erzeuger bis zum Verbraucher lückenlos nachweist. Rund viermal pro Tag fährt sie die Molkerei an.

Anfangs hat sie noch zweigleisig gearbeitet auf dem eigenen Hof und als Fahrerin. Das war aber bei Arbeitstagen von 4 Uhr morgens bis spätabends nicht lange zu schaffen, und sie gab die Landwirtschaft — fast ganz — auf. Denn auch ihr Mann Willi, Maurer von Beruf, hätte sie nur nach Feierabend unterstützen können. Paul Keim, damals noch Fahrerkollege, wurde nun ihr Chef.

Eine Herausforderung hat sie unlängst souverän und unaufgeregt gemeistert: den Umstieg auf ein nagelneues Tankfahrzeug mit viel ungewohnter Technik und Automatik statt Schaltgetriebe.

Sie und ihre drei Kollegen sind ein eingespieltes Team, das sich den Dienst auf zwei Fahrzeugen nach Absprache einteilt. Meistens beginnt die erste Fahrt um 6 Uhr morgens. 36 Betriebe umfasst die tägliche Route. Trotz des Einsatzes bei Hitze und Regen, Eis und Schnee blieb sie bisher von Unfällen verschont. Karola erinnert sich an einen Dreikönigstag, wo sie ihre flüssige Fracht gerade noch bei drei Lieferanten abholen konnte und dann wegen einer dicken Eisdecke nicht mehr vom Hof kam.

Die praktisch veranlagte Fahrerin blieb cool, verbrachte die Wartezeit in der warmen Küche der Landwirtsfamilie und wartete einfach, bis die Straße wieder befahrbar war. Der regelmäßige Kontakt mit den Landwirtsfamilien schafft Verbundenheit und Vertrauen: Auf einem der Höfe wartet morgens immer eine Tasse heißer Kakao auf sie.

 

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