Minister Herrmann: „Bin nicht in die B131neu vernarrt!“

17.5.2015, 18:51 Uhr
Minister Herrmann: „Bin nicht in die B131neu vernarrt!“

© Foto: Leykamm

Erst gegen Ende konfrontierten die Gäste vor und hinter dem Podium den Minister mit einer der Fragen, die im Landkreis unter den Nägeln brennen. Deutlich brachte es etwa Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler auf den Punkt: „Die B131n ist ein No-Go!“ scheute sie sich nicht vor einem für sie eher unüblichen Anglizismus. Fast im Chor fiel man ein. Diese Straße, die zu hohen Kosten das idyllische Land um Stauf mit wenig Gewinn für die Autofahrer durchschneiden würde, „brauchen wir nicht!“

Eine definitive Absage an das Projekt hatte Herrmann zwar nicht im Gepäck, allerdings signalisierte er ebenso wenig großen Rückhalt: „Ich bin nicht in die B131neu vernarrt“, gab er zu verstehen.

Allerdings erinnerte er sich auch an eine Weihnachtsfeier des Kabinetts in Pleinfeld, an der sich der Ministerpräsident verwundert gezeigt habe, wie sehr man sich nach dort von Greding aus „durchkämpfen“ müsse. Vielleicht hätte Seehofer besser die B 2 fahren sollen, war da das Gredinger CSU-Stadtratsmitglied Thomas Schmidt um einen Konter nicht verlegen.

Mehr Radwege im Jura

In Sachen Infrastruktur legte er noch nach. Die Staatsregierung wolle ja Radwege entlang von Staatsstraßen besonders fördern, dies könne auch verstärkt im Jura geschehen, vor allem da es dort keine Probleme mit dem Grunderwerb gäbe. Herrmann: „Schreiben Sie mir, welche gebaut werden soll, dann schaue ich nach...“

Auch auf den angeblich schon zugesicherten Ausbau von Aurau nach Georgensgmünd wurde der Minister vom Publikum festgenagelt. Diese Maßnahme werde „selbstverständlich“ durchgeführt. Überhaupt gäbe es Handlungsbedarf, was die Verkehrsinfrastruktur des ländlichen Raums anbelange, worauf Spalts Bürgermeister Udo Weingart hinwies. Städtische Regionen würden sich immer schneller entwickeln, in Bayern habe man zwar schon einen Gegentrend zur Stärkung des ländlichen Raums eingeleitet, es gelte aber noch, „Tempo aufzunehmen“.

Bei Herrmann rannte er da offene Türen ein. Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten erklärten sich auch durch die verstärkte Zuwanderung in die Ballungsräume, während der Drang, sich in den verschiedenen Dörfern im Landkreis anzusiedeln, „nicht so ausgeprägt ist“. Er wolle bewusst keine Ortsnamen nennen, damit sich niemand betroffen fühle, fügte Herrmann hinzu.

Das Land soll partizipieren

Verwundert habe er sich bei einer Diskussionsveranstaltung in Frankfurt am Main gezeigt, als der dortige grüne Stadtplanungsreferent Osthessen und Fulda förmlich abgeschrieben habe. Dort krähe in 20 Jahren ohnehin kein Hahn mehr, so gelte es konzentriert die Ballungsräume zu stärken. Er sei verwundert, solche Sätze von einem Grünen zu hören. In Bayern habe man das Ziel, dass auch der ländliche Raum vom Wachstum partizipieren solle, noch größere Konzentration der Wirtschaft in München „verkraften wir ja auch gar nicht“, so der Minister.

Schmidt konterte auch aber auch hier: Was Fulda für Hessen sei, sei für den Landkreis beispielsweise Grafenberg. Insgesamt aber könne man mit der Verkehrsinfrastruktur zufrieden sein, so der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Weiterer Breitbandausbau sei zwar wünschenswert, doch hier werde ja bereits agiert.

Bezüglich seines Kernthemas nahm Mortler den Ball und warf die Frage auf, wer denn die Höfe in Zukunft betreibe. „Es kommt immer mehr Bauernland in andere Hand“, gab sie zu bedenken. Es müsse verhindert werden, dass irgendwann ein anonymer Investor das Leben auf dem Dorf bestimme. Schmidt gab ihr Recht: „Landgrabbing ist nicht nur ein Problem in Afrika!“ Und das geht letztlich jeden an, unmittelbarer noch tut dies der drohende Einbruch ärztlicher Versorgung, was ebenso aufs Tapet kam. Um hier abzuhelfen, müsse Ärzten auf dem Land ihr Tun besser vergütet werden, „da kann ich mir nur revolutionäre Schritte vorstellen“, formulierte es Udo Weingart deutlich. Die Förderung von Gemeinschaftspraxen und Gesundheitszentren werde seitens des Freistaats favorisiert, so Herrmanns Antwort.

Auch die Jugend sieht ihre Felle auf dem Land davonschwimmen, wie es Johannes Hofer deutlich machte, seines Zeichens Bezirkssprecher des Bundes deutscher Pfadfinder sowie CSU-Ortsvorsitzender in Georgensgmünd. Es fänden sich immer weniger Gruppenleiter, zur Stärkung der Vereine und Verbände wünsche er sich eine bessere, durchaus auch vertraglich fixierte Kooperation mit den Schulen, da diese ja auf ein Ganztagsmodell zusteuerten. Das sei nicht der Fall, so Herrmann, es werde weiterhin verschiedene Angebote geben.

Projektarbeit ist gefragt

Eher desillusioniert gab sich diesbezüglich Michael Kreichauf, stellvertretender Vorsitzender der CSU-Kreistagsfraktion. Man werde sich langfristig „auch auf dem Land von der Vereinsjugendarbeit verabschieden müssen“ — Projektarbeit sei gefragt. Als Unternehmer rührte er zugleich die Werbetrommel für den Mittelstand.

Einer seiner Vertreter ist Rüdiger Krug, Geschäftsführer der Franken Lehrmittel Medientechnik, die von Nürnberg nach Barthelmesaurach zog. Stimme die Breitbandanbindung, könnten solche Orte „definitiv in den Wettbewerb mit der Großstadt treten“, unterstrich er.

Zahlreiche Baustellen gab es zu beackern. Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer brach eine Lanze für den sozialen Wohnungsbau und seitens des Publikums wurde moniert, dass so manche Arbeitgeber Rothelme wegen ihrer Feuerwehrtätigkeit nicht einstellten. „Bei dem kann es auch brennen“, gab da Herrmann zu bedenken.

1 Kommentar