Mit Bedacht in Richtung Bürgermeisterstuhl

30.6.2016, 15:27 Uhr
Mit Bedacht in Richtung Bürgermeisterstuhl

© Carola Scherbel

Ein Paukenschlag war nicht zu hören, als in der jüngsten Stadtratssitzung der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Ulrich eine Erklärung verlas, dass er den Fraktionsvorsitz zugunsten des 33-jährigen Andreas Buckreus abgebe, weil die SPD den jungen Stadtrat für die Bürgermeisterwahl nominieren will und deshalb die Entscheider-Positionen von Kandidat und Fraktionschef in einer Hand sein sollen.

Die kurze Mitteilung war eher in dem Grundton gehalten, den Andreas Buckreus schon vor Jahren angeschlagen hatte: Im März 2012 hat der damals 29 Jahre alte Polizeibeamte den Vorsitz der SPD übernommen und als Ziel da bereits die Rückeroberung des Bürgermeisterstuhls angepeilt: „Mit uns ist wieder zu rechnen.“

Rechnung ohne Unbekannte

Jetzt hat diese Rechnung keine Unbekannte mehr, sondern Andreas Buckreus als Kandidaten — allerdings noch nicht offiziell, denn die Nominierung der SPD steht erst am 20. Oktober im Terminkalender. Doch das wird wohl reine Formsache sein. Buckreus schmunzelt: „Bisher hat niemand was dagegen gesagt.“

Der engagierte Fußballer, der mit der TSG 08 den zweitgrößten Sportverein des Landkreises leitet, rechnet sich auch reelle Chancen aus, das Rother Rathaus wieder rot zu färben. „Ich würde nicht antreten, wenn ich nicht überzeugt wäre, auch gewinnen zu können“, lacht er.

Den Weg Richtung Rathaus habe er „mit Bedacht“ beschritten: Seit der gebürtige Nürnberger, aber längst in Roth lebende Polizist vor knapp zehn Jahren bei seinen Einsatzfahrten die Stadt immer auch mit den Augen des interessierten Bürgers betrachtete — „hier könnte man was verbessern, dort etwas korrigieren“ — rückte kommunalpolitisches Engagement in seinen Focus. Da traf es sich gut, dass ein Fußballkamerad bei der TSG ihn der SPD anempfahl.

Seit 2007 ist Buckreus nun dabei, 2008 kandidierte er erstmals für den Rother Stadtrat, im Parteivorstand arbeitete er intensiv mit, bis er 2012 den Führungsposten übernahm und bei der Kommunalwahl 2014 in den Stadtrat einzog.

Jetzt hat er den Parteivorsitz abgegeben, Steven Gruhl übernahm das SPD-Ruder, dafür leitet Buckreus ab sofort die Fraktion. Und hat schon einige Themen aufgetan, die er beackern will, „wenn jetzt langsam die lauwarme Wahlkampfphase beginnt“: Unter den drei Begriffen „Leben und Wohnen“, „Gewerbe“ sowie „Image und Identifikation“ will er die zentralen Themen in und für die Stadt Roth bündeln.

Konkreter wird Buckreus, wenn es um die Stadtpolitik der vergangenen Jahre geht: „Es wird viel angekündigt, aber es passiert nix“, sagt er und verweist auf stockende Pläne beim Umbau des Willy-Supf-Platzes, für das Wohngebiet auf der Abenberger Höhe oder die Baumgartenwiesen. Oder: „Man wollte die Hinterhöfe öffnen — daraus ist nichts geworden.“

Auch in Sachen Stadthalle unterscheide sich die Haltung der SPD deutlich von der der Stadtverwaltung: Statt erst einen teuren Neubau zu planen, den aber wieder auf Eis zu legen und „ein paar Jahre gar nichts zu tun“, treten die Sozialdemokraten für eine Sanierung der Halle ein, die nur halb so teuer komme wie ein Neubau.

Bei der Konversion des Bundeswehrgeländes habe die Stadt drei Jahre Zeit verloren, beklagen Buckreus und Ulrich, weil man sich darauf verlassen habe, „dass die Bundeswehr unsere Gewerbeflächenprobleme löst“. Die Stadt habe zwar einen guten Gewerbemix, aber neue Flächen, also auch neue Arbeitsplätze, seien eine „wichtige Zukunftsvorsorge“.

Im Sand verlaufen

Buckreus mahnt außerdem an, dass das Stadtleitbild 2015, das im Jahr 2003 entstanden ist, fortgeschrieben werden soll — mit Bürgerbeteiligung sollte eine Bestandsaufnahme gemacht und neue Ziele für 2030 formuliert werden — wie er es auch bei seinem Verein halte. Und die TSG mit ihren 2400 Mitgliedern, vielen Ehrenamtlichen, großen Flächen und Immobilien habe immerhin die Größe eines mittelständischen Unternehmens. „Aber“, so Buckreus über die Stadtleitbildfortführung, „das ist im Sand verlaufen“.

Dass er im Wahlkampf — und je nach Wahlausgang vielleicht auch später im Amt — über kein dickes Freizeitkonto mehr verfügt, das weiß Buckreus, der seit einem Jahr verheiratet ist und für die Kandidatur auf Rückhalt und Unterstützung seiner Frau zählen könne. Schon jetzt sei viel seiner Freizeit fürs Ehrenamt verplant — „aber es macht mir viel Spaß“.

Spaß mache ihm auch, sich zu Leuten dazuzusetzen und mit ihnen zu plaudern — ob jung, ob alt, Themen gebe es immer. Nicht nur der Sportler und Vereinsvorsitzende, sondern auch der Kommunalpolitiker sei da gefragt. „Und natürlich der Polizist“, grinst er. „Gesprächsthemen rund um die Polizei gibt es einfach immer.“

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