Mittelschüler besuchten die Berufsschule in Roth

27.3.2017, 06:00 Uhr
Mittelschüler besuchten die Berufsschule in Roth

© Foto: Klier

"MuBik" heißt das Erfolgsmodell, das am Berufsschulzentrum Roth seine achte Auflage erfahren hat. Im Klartext heißt das: "Mittelschule und Berufsschule in Kooperation". Es ist ein Berufsorientierungstag für Mittelschüler aus dem Schulamtsbezirk Roth-Schwabach. 475 Schülerinnen und Schüler von 14 Schulen aus 26 siebten Klassen hatten jeweils an einem von zwei Vormittagen Gelegenheit, einen Einblick in die Vielfalt der Berufe und in die Arbeitsweisen der Berufsschule zu gewinnen. Dabei konnten sie sich auch vom zeitgemäß modernen Maschinenpark der Schule überzeugen.

Allmählich füllt sich die Aula der Berufsschule, auch Hund Skalito, der mit seinem "Herrchen" über den Beruf des Tierpflegers informiert, steht bereit. Die Nummernträger stellen sich auf. Sie werden später die einzelnen Gruppen in die entsprechenden Abteilungen führen. Alles ist bestens organisiert. Dafür bedankt sich Schulleiter Michael Greiner bei Konrektor Peter Maier aus Wendelstein und Norbert Rückel, dem Beratungslehrer der Berufsschule. "Wir wollen euch heute einen Einblick in die Berufe geben", erklärt Schulleiter Greiner, "und wenn ihr um 11.30 Uhr sagt: Ich habe etwas gelernt, dann ist es gut." "Los, zu den Schildern, ab zu den Werkstätten!", fordert er auf.

Zuvor haben die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften aus 24 Workshops drei ausgewählt, die jetzt im Dreiviertelstunden-Takt durchlaufen werden, mit kurzen Pausen dazwischen. Der Einfachheit halber werden im Folgenden nur jeweils die männlichen Berufsbezeichnungen genannt, obwohl sich das Angebot natürlich auch an die weiblichen Jugendlichen richtet. Leistungsstarke Mädchen, so der Schulleiter, gibt es gerade auch in den technischen Berufen, wenn auch in der Minderzahl.

Bei den Friseuren werden Locken gewickelt und Haare geglättet. Die Nagelgestaltung ist heute den jungen Damen vorbehalten, die mit Nagellack und Glitzer künstliche Fingernägel verzieren. Bunt geht es auch bei den Malern zu, wenn in Schablonen- und Schwammtechnik farbenfrohe Werke angefertigt werden. Bei allen Workshops halten sich die Lehrkräfte der Berufsschule im Hintergrund, während Berufsschüler die Mittelschüler anleiten und informieren.

Bei den Tischlern gilt es, einen präzisen Schreinerwinkel in Handarbeit herzustellen, während bei den Zimmerern neben Stechbeitel auch ein Kettenstemmer für die Zapfenverbindung zum Einsatz kommt. Die Maurer setzen Stein auf Stein, wobei allerdings ihr Werk nicht von langer Dauer ist und wieder eingerissen wird, um von der nächsten Gruppe wieder aufgebaut zu werden. Um elektrische Installationen geht es bei den Elektronikern. Die Informatiker gestalten eine Internetseite mit HTML. Ein Drahtmännchen wird bei den Industriemechanikern nach Vorlage zurechtgebogen, es wird mit dem Messschieber gearbeitet und eine pneumatische Steuerung aufgebaut.

Eine Einführung in die Technik des Weichlötens gibt es in der Abteilung Anlagenmechaniker, während sich die Sparte der Mechatroniker mit Autobatterien, Hydraulik und Kfz-Elektronik beschäftigt. Was eine Krawattenbindung ist, erfahren die Siebtklässler bei den Berufskraftfahrern. Das ist die fachgerechte Befestigung des überstehenden Gurtbandes bei der Ladungssicherung. Vor dem Losfahren muss die Tachoscheibe eingelegt werden. Moderner ist allerdings die digitale Fahrerkarte, auf der die Lenk- und Ruhezeiten und weitere Informationen über den Fahrverlauf gespeichert werden.

Von auswärts sind Fachkräfte der Berufsschulen beziehungsweise Berufsfachschulen aus Lauf, Schwabach, Roth und Ansbach gekommen. Wer eine Produktionsfachkraft Chemie werden will, muss beispielsweise chemische Stoffe bestimmen können. Das führen die Schülerinnen Lorena und Lee-Anne vor, die Schutzbrillen für den Methanoltest  tragen. Wer sich für den Beruf des Physiotherapeuten, des Podologen, des Altenpflegers oder des Einzelhandelskaufmanns interessiert, der findet ausführliche Informationen über Anforderungen und Ausbildung.

Rollstuhlparcours

Dem Kommando "Sitz!" gehorcht Skalito sofort und der Hund erhält dafür umgehend eine kleine Belohnung. Das ist bei der Hundeerziehung wichtig, aber auch Strafe muss gegebenenfalls sein. Regens Wagner Zell hat einen Rollstuhlparcours aufgebaut. Angetan mit Brillen, die das Sehvermögen stark einschränken und mit Ohrenklappen, die Schwerhörigkeit simulieren, tasten sich Schülerinnen und Schüler mit dem Blindenstock durchs Treppenhaus. Sie alle sollen sich als eventuell angehende Heilerziehungspfleger in die Welt behinderter Menschen einfühlen können.

Zwischendurch informiert Schulleiter Michael Greiner die Lehrer der Mittelschulen, der Schule am Stadtpark Roth und des Sonderpädagogischen Förderzentrums Schwabach über Besonderheiten der Berufsschule. So gibt es hier 16 "Flüchtlingsklassen" mit rund 250 Schülern. Im ersten Jahr wird vor allem Wert auf das Erlernen der deutschen Sprache gelegt, während im zweiten Jahr das Berufliche in den Vordergrund tritt. Jede Woche gibt es zusätzlich einen Praxistag. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Berufsförderzentrum und dem Kolpingwerk. Anfangs sei das alles sehr gut gelaufen. Aber inzwischen mache sich eine Verunsicherung wegen einer eventuell drohenden Abschiebung breit. Das wirke sich negativ auf die Motivation aus.

Nach ihren Endrücken befragt, äußern sich am Ende des Vormittags die Siebtklässler zumeist recht positiv. Es sei cool, anstrengend, super gewesen. "Was mir nicht gefallen hat?" Darauf die kurze Antwort: "Nix!" "Das war gut, ich hätte gerne mehr ausprobiert!", lautete ein anderer Kommentar. Der Schülerin Denise hat das Schreinern am besten gefallen. Das Interesse am Beruf Schreiner, so berichtet Schulleiter Greiner, nehme in letzter Zeit wieder zu und natürlich bestehe weiterhin großes Interesse für den Kfz-Bereich.

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