Musikalische Weltreise von Paris bis Alteiselfing

21.1.2018, 18:55 Uhr
Musikalische Weltreise von Paris bis Alteiselfing

© Foto: Tschapka

"Paris. New York. Alteiselfing" heißt sein Programm, bei dem es, wie der Name sagt, sowohl international als auch regional ordentlich zur Sache ging. Unterstützt wurde der Sänger und Gitarrist, der gegen Ende des rund zweistündigen Konzerts auch noch in die Tasten haute, von sieben Musikern, die vor allem eines waren: verdammt gut aufeinander abgestimmt.

Das kann man übrigens auch über die Weltreise behaupten, denn Ringlstetter erwies sich als ausgesprochen guter Touristenguide, der eine gut strukturierte Rundreise zu bieten hatte, die keine Längen hatte und nur an Stellen führte, die musikalisch was zu bieten hatten.

Passende Geschichte

Natürlich hatte er auch zu jedem Ort – ob exotisch oder provinziell – die passende Geschichte parat. Ob die immer der Wahrheit entsprach, sei dahingestellt – die Legenden, die er zu seinen Mitmusikern erzählte, waren es sicher nicht.

Der Pianist soll schwerreich sein, weil er das IKEA-Gericht "Köttbullar" erfunden habe, der Gitarrist sei siebensprachig, weil er – Kinder bitte jetzt weghören – bei einem "Gangbang" gezeugt worden sein soll. Seine "Backstage-Bitches" seien früher tatsächlich Frauen gewesen, wurden aber in Tschechien kurzerhand in Männer umoperiert, für 150 Euro pro Eingriff. Man merkte schon an den Witzen, dass es sich bei der Formation um eine reine Männerband handelt, die zum einen bestimmt viel Spaß in ihrem riesigen schwarzen Tourbus hat und die es zum anderen perfekt versteht, Ringlstetters rauem Gesang eine gewisse Tiefe zu verleihen.

Mit Erinnerungen an jede Menge Tequila, Eckes Edelkirsch und höllische Kopfschmerzen in einer namenlosen Dorfdisco begann die Reise. "Roth gehört ja auch zum ländlichen Raum, damit kennt ihr euch bestimmt aus", sagte Ringlstetter und stimmte den Song "Der danzt wie a Aff" an. Wie so ein Dorfdiscotanz auszusehen hat, zeigte einer der besagten "Backstage-Bitches", der wie von Sinnen über die Bühne zu hüpfen begann.

Im Saftl-Alter

Feurig ging die Reise weiter nach Ungarn, das Ringlstetter ebenfalls mit einer Erinnerung verband: Seine Reise mit der Landjugend nach Budapest, als er im besten "Saftl-Alter" steckte, 13 oder 14 Jahre oder so. Vielleicht läuft es ja in Ungarn besser mit den Mädeln, dachte er sich, denn "lower bavaria" habe einen großen Haken: "katholizism", so Ringlstetter. Den gibt´s ausgeprägt allerdings auch in Ungarn, und so endete die Jugendreise in der Schwarzbrennerei eines Pfarrers, der jedem der Jungs eine 1,5-Liter-Plastikflasche mit Hochprozentigem überreichte, mit den Worten: "Bringst du Eltern mit." "Bunga Bunga in Budapest" hieß dann der zur Geschichte passende Gipsy-Song, der feurige Lagerfeuer- und Zigeunerromantik mit schnellen Gitarrensoli verband.

Anschließend fanden sich die Weltreisenden an einem Würstlstand in Wien wieder, an dem ein Wiener Original wortreich seine Würstl bestellt, "und zwar jennifer!". "Das heißt so viel wie rasch", klärte Kosmopolit Ringlstetter seine Mitreisenden mit Verweis auf die gleichnamige Sängerin auf, aber der folgende Song stammte nicht von Jennifer Rush, auch nicht der nächste, spanisch geprägte, denn nun befand man sich auf der Kanareninsel La Gomera. Dort habe Ringlstetter seinen Gitarristen gefunden, der nur auf Bananenblättergitarren spielt, die dort von jungen Frauen geformt und von alten Frauen besaitet werden – wieder so eine Ringlstetter-Geschichte, bei der man sich fragt, hat er sich das Ganze gerade erst ausgedacht...?

Die nächste Station Straubing, wo Ringlstetter aufgewachsen ist, sei vor allem durch zwei Sachen bekannt: Das Gäubodenfest — und die Justizvollzugsanstalt. "Ich war fünf Jahre in Straubing und kein einziges Mal am Gäubodenfest", zitiert Ringlstetter einen alten Bekannten, und schon verwandelt er sich in Johnny Cash und singt den "Folsom Prison Blues" in der Kantine der JVA, während das Publikum den Part der Gefangenen übernehmen "darf".

Auch danach bleibt er in Niederbayern und singt nicht nur seiner Heimat, sondern auch den Baggerseen ein Liebeslied, an denen es sich ordentlich "chillen" lässt — "das ist ein anderes Wort für das Wundliegen von Teenagern".

Vollmond über Oberammergau

Was dann allerdings alles im Song vom "Pimperlake" geschieht, kann nur schwer öffentlich wiederholt werden. Gegen Ende darf das Publikum sich noch in "saftelnde" Wölfe verwandeln und lautstark den Song "Vollmond über Oberammergau" begleiten, ehe die überaus unterhaltsame Weltreise zu Ende geht – wobei Globetrotter Ringlstetter und seine Mannen aufgrund des lang anhaltenden Applauses noch die eine oder andere Zugabe in ihrem Reiseführer haben.

Schon vor Ringlstetters Auftritt haben übrigens die bayerischen Senkrechtstarter von PAM PAM IDA das Kufa-Publikum in kleiner Besetzung als Vorband begeistert: Am 4. November ist die Band in großer Besetzung unter ihrem Tourtitel "Altmodisch" in der Kulturfabrik zu erleben.

 

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