Nach der Süßspeise ein aromatischer Strahlentrüffel

18.8.2014, 16:53 Uhr
Nach der Süßspeise ein aromatischer Strahlentrüffel

© natuerlich-jagd.de

Auf dem Speiseplan der Schwarzkittel steht im August hauptsächlich Mais. „Nachdem Getreide-, Kartoffel- und Rübenfelder fast vollständig abgeerntet sind, bleibt den Wildschweinen nichts anderes übrig“, erklärt Johann Miederer vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Roth. In der Schadensbilanz schlägt sich zusätzlich zum bayernweiten Anstieg der Bestände der Heißhunger auf den wegen des Regens besonders üppigen Mais nieder. Das Zeug ist einfach zu lecker, als dass sich die Viecher abschrecken ließen. Johann Miederer kennt die Vorlieben: „Das ist eine sehr süße Frucht. Das ist das Futter, das sie mit Abstand am liebsten wollen.“

Niedergewalzte oder unterwühlte Zäune zeugen von der Vergeblichkeit der Versuche, die Wildschweine von ihrer Leibspeise fernzuhalten. Vielleicht hilft ein Getreide, das auch der jugendliche Fastfood-Junkie meidet wie der Teufel das Weihwasser? In Markt Berolzheim (Landkreis Weißenburg) untersucht ein Schüler in einem Arbeitsprojekt, ob sich Wildschweine durch Barrieren aus Hirse abwimmeln lassen. Bekannt ist, dass die Tiere das Süßgras nicht ausstehen können, eventuell kann man es also als biologischen Zaun ansähen, so der Hintergedanke. Ergebnisse der Studie sind im kommenden Jahr zu erwarten.

Dass schon Mitte August Pilze ins Nahrungsangebot für die Wildschweine gekommen sind, lässt die seit Tschernobyl obligatorischen Warnungen vor radioaktiver Belastung auch ein paar Wochen im Kalender vorrücken. In Thüringen wurde jetzt darauf hingewiesen, dass bei zehn Prozent der getesteten Wildschweine der Grenzwert von 600 Becquerel (Zerfall pro Sekunde) pro Kilogramm Fleisch übertroffen wurde.

30 bis 150 Becquerel

An diese Marke ist ein im Landkreis Roth erlegtes Tier noch nicht herangekommen, zumindest keines, das bei der Radiocäsium-Messstation der Jägervereinigung Schwabach-Roth in Kammerstein untersucht wurde. „Das springt so zwischen 30 und 150“, hat Hans Vitzthum ermittelt, der die Station betreut, „in Neuburg/Donau, Köschinger Forst und im Raum Neumarkt sind die Werte höher.“ Er erinnert sich außerdem an einen Rekordhalter aus Fischbach mit 300 Becquerel. Ab 500 Bq muss das Fleisch zur Messstelle der Jäger nach Amberg geschickt werden, wo entschieden wird, ob das Wildbret für den Verkauf geeignet ist. Wenn nicht, gibt es eine Entschädigung.

Jetzt, wenn die Tiere nach Pilzen wühlen, ist ihr Fleisch nicht wesentlich mehr kontaminiert als in den Wochen zuvor. „Die höchsten Werte werden so um Weihnachten erreicht, wenn die Stoffe in den Muskeln ankommen. Im Frühjahr sinken sie wieder“, erklärt Hans Vitzthum.

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