Nahverkehr in Allersberg: Rufbus als Alternative

9.9.2014, 17:04 Uhr
Nahverkehr in Allersberg: Rufbus als Alternative

Der Bus der Linie 527 fährt zweimal täglich. Morgens fährt er von Freystadt nach Allersberg und bringt die Pendler aus den Ortsteilen zum Zug, abends holt er sie wieder am Bahnhof ab und fährt sie zurück. Nach Aussage von Birgit Rückert, im Landratsamt Roth für den Nahverkehr zuständig, nutzen drei Allersberger täglich dieses Angebot. Doch Ende November ist damit Schluss. Dann läuft die Genehmigung für den OVF aus, und weil das Verkehrsunternehmen auf dieser Strecke ein Defizit einfährt, will es den Betrieb auch nicht verlängern.

Der Landkreis Neumarkt werde daher auf den Erhalt der Linie verzichten, informierte Birgit Rückert den Marktgemeinderat. Will Allersberg die Linie für seine Pendler erhalten, muss der Markt Geld in die Hand nehmen. Angedacht ist, den Linienbus durch einen sogenannten Rufbus zu ersetzen. Dies ist ein Taxi, das zu den „normalen“ Fahrzeiten fährt, aber nur dann, wenn der Kunde es auch bestellt. Die Allersberger Pendler könnten laut Birgit Rückert dann eine „Sammelbestellung“ aufgeben und ausmachen, dass das Taxi eben täglich fahren soll.

Geht man von zwei Fahrten täglich und etwa 200 Arbeitstagen aus, kommen jährliche Kosten in Höhe von rund 6300 Euro zusammen, die sich Marktgemeinde und Landkreis teilen würden. Doch für drei Leute jährlich mehr als 3000 Euro ausgeben? Das erschien so manchem Marktrat zwar im ersten Moment etwas viel. Dennoch einigte sich das Gremium nach einigen Diskussionen darauf, dies für die nächsten vier Jahre mal auszuprobieren.

Weniger Diskussionen gab es bei der Frage nach dem Erhalt der Buslinie 601 von Allersberg nach Wendelstein. Auch hier läuft Ende November die Genehmigung für den OVF aus und auch hier wird das Verkehrsunternehmen den Vertrag nicht verlängern. Doch diese Linie, so Birgit Rückert, „brauchen wir unbedingt für die Schülerbeförderung“, schließlich ist Allersberg mit Wendelstein vor vier Jahren einen Schulverbund eingegangen.

Übergangslösung

Hier schaut die Lösung folgendermaßen aus: Für ein Jahr betreibt der OVF noch einmal die Linie, dafür übernehmen der Landkreis Roth (50 Prozent) und die Marktgemeinden Allersberg und Wendelstein (jeweils 25 Prozent) das Defizit in Höhe von rund 60 000 Euro. Im nächsten Jahr wird der Landkreis sogenannte Linienbündel ausschreiben, in die dann auch die „601“ integriert ist. Und wie hoch danach der jährliche Zuschuss ist, „ergibt die Ausschreibung“, erklärte Birgit Rückert. Wendelstein hat seine Zustimmung bereits signalisiert. Der Marktrat Allersberg stimmte in seiner Sitzung am Montagabend ebenfalls zu.

Ein jährliches Defizit verzeichnet der OVF auch für die Buslinie 608 Allersberg – Roth. Weil das Unternehmen hier jährlich rund 100 000 Euro draufzahlt, wird auch dieser Ende November auslaufende Vertrag nicht verlängert. Doch hier gibt es eine Lösung: Die Firma Röhler, die den Rother Stadtbus betreibt, wird diese Linie mit übernehmen.

Das kostet die Marktgemeinde Allersberg erst mal nichts. Wenn allerdings 2019 alle Linien im Bündel „Stadtverkehr Roth“ vergeben werden, „wird eine Finanzierung notwendig werden“, baute Birgit Rückert schon mal vor.

Ebenfalls nicht verzichten kann die Marktgemeinde auf die Buslinie 633 Allersberg – Heideck. Hier beläuft sich das Defizit für den OVF auf jährlich insgesamt rund 140 000 Euro. Das Unternehmen hatte daher schon die Fahrten am Wochenende gekürzt, und die Gemeinden Allersberg, Hilpoltstein und Heideck hatten deswegen das Verkehrsunternehmen Rombs mit diesem Wochenendverkehr beauftragt. Das Defizit wird mit dem Landkreis geteilt.

Nachdem auch hier die Ende November auslaufende Genehmigung nicht verlängert werden soll, hat der Landkreis mit der Firma Rombs folgenden Kompromiss ausgehandelt: Rombs übernimmt für die nächsten vier Jahre die Linie, dünnt aber den Fahrplan aus. Den jährlichen Zuschuss von rund 50 000 Euro teilen sich Landkreis und Kommunen. Auf Allersberg entfallen dabei jährlich rund 5000 Euro.

Zusätzlich werden einige Fahrten, die im Plan von Rombs nicht mehr enthalten, aber dennoch notwendig sind, separat beauftragt. So wird in Allersberg montags bis freitags ab 7.56 Uhr nur noch ein Rufbus unterwegs sein. Außerdem fährt ein Zusatzbus wochentags 19.55 Uhr ab Heideck und 20.33 Uhr ab Allersberg. Dies kostet jährlich rund 28 000 Euro, auf Allersberg entfallen rund 5600 Euro.

Insgesamt muss der Markt Allersberg in den nächsten vier Jahren also mehr als 70 000 Euro aufbringen, um das Nahverkehrsangebot zu erhalten. Soll auch etwas verbessert werden, kommt noch mal eine mindestens vierstellige Summe hinzu. Dennoch will die Marktgemeinde dies ausprobieren und eine Art Gemeindemobil auf den Weg schicken, vorerst als Rufbus. Dieser Rufbus bringt die Allersberger vor allem zum Bahnhof Altenfelden und wieder zurück, und zwar zu den Zeiten, zu denen der eigentliche Zubringer nicht fährt. Die Fahrten an den Wochentagen sind vor allem für Pendler gedacht, die halbtags arbeiten. Die Angebote für Freitag- und Samstagnacht richten sich vor allem an Jugendliche, die den Abend in Nürnberg verbringen wollen.

Bürger müssen mobil bleiben

Die Bürger müssten mobil bleiben, hatte Bürgermeister Bernhard Böckeler zu Beginn der Diskussion über den öffentlichen Nahverkehr angemahnt. Der Rufbus sei eine Möglichkeit, die Bürger zum Zug zu bringen und zu testen, wann welcher Bedarf besteht. Der Vorteil: Der Rufbus fährt nur dann, wenn er auch angefordert wird, das heißt, er kostet die Gemeinde nur dann etwas, wenn er auch genutzt wird. Sogenannte Leerfahrten gibt es nicht mehr.

Wer mit dem öffentlichen Nahverkehr kommt, braucht am Bahnhof außerdem keinen Parkplatz für seinen Pkw, „und dann sparen wir uns auch das Geld für die Erweiterung der Parkflächen“, so Böckeler.

Zwar hatte der Marktgemeinderat vor, die Vorschläge über den neuen Rufbus noch vier Wochen zu überdenken und erst in der Sitzung im Oktober zu entscheiden, dann aber folgte das Gremium doch dem Vorschlag von Bürgermeister Böckeler, das Ganze die nächsten vier Jahre einfach mal auszuprobieren. Danach, so Böckeler, „wissen wir, ob der Bedarf dafür überhaupt da ist“.

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