Nebeneinander radeln: Radfahrer contra Autofahrer

21.6.2015, 06:00 Uhr
Nebeneinander radeln: Radfahrer contra Autofahrer

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„Radfahrer müssen einzeln hintereinander fahren; nebeneinander dürfen sie nur fahren, wenn dadurch der Verkehr nicht behindert wird.“ So steht es in der Straßenverkehrsordnung Paragraf 2, Absatz 4. Klingt so sperrig wie ungenau, weil: Wo fängt eine Behinderung an? „Ein Autofahrer müsste beweisen, dass er nur aufgrund des Radfahrers vor ihm nicht überholen konnte“, gibt Siegfried Frauenschläger, stellvertretender Leiter der Polizei Hilpoltstein, ein Beispiel. Sofern man die Szene nicht gefilmt oder einen Zeugen neben sich sitzen hatte, ist das schwer. „Nebeneinander Rad zu fahren, ist gesetzlich nicht verboten“, sagt Frauenschläger.

„Wir sprechen sie an“

Grenzenlos ist die Freiheit der Radler aber nicht. Sofern vorhanden, müssen sie Radwege benutzen und den Sicherheitsabstand von einem Meter zum Straßenrand und zum Nebenmann einhalten. Fahren die Radler also mindestens zu dritt auf gleicher Höhe, blockieren sie damit auf den meisten Straßen den gesamten Fahrstreifen und schnellere Verkehrsteilnehmer müssten zum Überholen in den Gegenverkehr ausweichen. Drei Radler oder mehr nebeneinander ist verboten — und wird geahndet. „Wenn wir sowas sehen, sprechen wir die Radfahrer an“, sagt Frauenschläger.

Was das Fahren auf Radwegen angeht, drückt Frauenschläger in Ausnahmefällen ein Auge zu: „Manche Wege sind verschmutzt oder beschädigt. Wenn die Radler sie trotzdem benutzen, könnten sie sich selbst gefährden.“

Laut Sabine Frisch, der Pressewartin des La Carrera TriTeams Rothsee, gibt es eine solche Stelle auf der Strecke von Sindersdorf nach Solar, also auf der Gegenrichtung der Challenge-Radstrecke.

Diesen Radweg würde die Athletin lieber nicht benutzen: „Wegen den kleinen Steinen auf dem Weg könnte man dort leicht stürzen. Ich hätte Angst um meine Gesundheit und mein Rennrad.“

Deswegen würde das TriTeam an dieser und ähnlichen Stellen lieber die Straße benutzen — aber immer maximal zu zweit nebeneinander. „Alles andere ist zu gefährlich für uns und die Autofahrer.“

Aber warum fahren die Radler überhaupt auf gleicher Höhe? Frisch gibt mehrere Gründe an. Auch die schnelleren Verkehrsteilnehmer würden profitieren: „Wenn wir alle hintereinander fahren, verlängert sich doch der Überholweg für die anderen Fahrzeuge noch mehr.“

Außerdem würden im TriTeam auch Radler mitfahren, die noch nicht geübt sind und daher auf Ratschläge ihrer erfahreneren Kollegen angewiesen. Wenn der Frischling hinter dem Profi fährt, werde es schwierig mit der Kommunikation. Dass sich die Radler bei längeren Strecken auch einfach gerne unterhalten und deswegen auf gleicher Höhe strampeln, möchte Frisch gar nicht leugnen.

Es stehe aber immer die eigene Sicherheit und die Rücksichtnahme auf andere im Vordergrund. Deswegen kommuniziere das TriTeam mit Handzeichen. Wenn beispielsweise ein Loch auf der Straße auftaucht oder sich ein Auto nähert, gäbe der Erste in der Gruppe ein Zeichen an seinen Hintermann, der es wiederum an den Nächsten weitergibt. So laufe es, bis jeder aus der Gruppe Bescheid wisse.

Vorbei mit Dauerhupe

Das Echo der Autofahrer sei durchwachsen, die Reaktionen reichten von Verständnis bis Beschimpfungen. Besonders ärgerlich ist es für Frisch, wenn jemand mit Dauerhupe an der Gruppe vorbeifährt. Durch den Schrecken könne es sehr schnell gefährlich werden für die Radler.

Apropos gefährlich: Viele Radfahrer verhielten sich nicht so vorbildlich, wie Frisch über ihr TriTeam erzählt, sagt Siegfried Frauenschläger. „Es gibt einige, die fahren an schwer einsehbaren Stellen und scharfen Kurven mit viel zu hoher Geschwindigkeit.“ Und da höre auch sein Verständnis auf.

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