Nicht nur im Kuhstallcafé sind Bauern die Sattmacher

14.1.2015, 17:05 Uhr
Nicht nur im Kuhstallcafé sind Bauern die Sattmacher

© F.: Scherbel

An der Wand hängt die Tortentafel mit Kirsch- und Käsesahne für 2,20 Euro, den Nusszopf gibt es für 1,70 Euro. Und „Kuhfladen“. Schmeckt lecker, auch wenn man beim Blick aus dem Fenster vielleicht andere Gedanken hat. Denn im Kuhstallcafé in Mäbenberg sitzt der Gast wirklich direkt über und neben dem Kuhstall von Familie Schwarz.

Vor knapp zehn Jahren, als die acht Milchkühe auf ihrem Hof einfach keine ertragbringende Menge mehr bildeten und deren Stall zu alt wurde, entschlossen sich Christa und Hans Schwarz zu einem neuen, gewagten Projekt: Sie, die gelernte Konditorin, wollte am liebsten Kuchen backen, er, der Landwirt, wollte auf seine Kühe nicht verzichten. Trotz der Entmutigung vom Landwirtschaftsamt, trotz der Verweigerung der Banken und fehlender Erfahrungsberichte, aber mit Begeisterung und dem Zuspruch der Mäbenberger bauten sie ihren Stall um (für 30 Milchkühe und 30 Kälber) und setzten oben ihr Café hinein. Heute läuft das an Sonn- und Feiertagen geöffnete Kuhstallcafé sehr gut, und für den BBV-Obmann im Landkreis, Thomas Schmidt, ist es ein „optimales Beispiel für die Leistungen der Landwirtschaft für die Gesellschaft“.

Schmidt sitzt mit BBV-Vorstandsvertretern im Kuhstallcafé beim Pressegespräch und preist das Projekt von Familie Schwarz auch als typisch für die Situation der Landwirte heute an: Bei suboptimalen Bodenbedingungen müsse man sich halt Nischen oder Sonderkulturen suchen, aber die Familie stehe auch mit Herzblut, Leidenschaft und Liebe dahinter.

Das Korsett durch Bürokratie und Technik würde besonders für kleine Höfe immer enger — Hans Schwarz musste für acht Tiere früher dieselben Kriterien erfüllen wie jetzt für 60. Da kann eine neue Düngeverordnung mit neuer — unbezahlbarer — Gülleausbringtechnik das Aus für den Hof bedeuten. Die neue Tierhaltungsvorschrift für Schweine: „Kann keiner erfüllen. Die Folge ist, dass es viele Betriebe nicht mehr gibt.“ Oder der Einbau einer Leckageerkennung im Güllelager: „Lässt sich nicht finanzieren.“ Im Gegenzug beschwere man sich über neue Großbetriebe auf der grünen Wiese. Dieser „Strukturwandel durch die Hintertür“ sei hauptverantwortlich für das Höfesterben.

Die Initiative „Tierwohl“, die gerade von Einzelhandel und Verbänden gestartet wurde, unterstütze der BBV, einziger Knackpunkt: „Das Fleisch kostet dann ein wenig mehr, also muss der Kunde auch ein wenig mehr bezahlen“, fordert Schmidt.

Und zum Thema TTIP sagt er klar: „Unsere Vorschriften sollen nicht aufgeweicht werden, aber gar nicht zu verhandeln wäre das Schlechteste.“

Nicht über-, sondern miteinander reden, rät er deshalb: Zum Beispiel unter www.fragdenlandwirt.de

Keine Kommentare