Nollywood lässt schaurig grüßen

17.4.2015, 18:11 Uhr
Nollywood lässt schaurig grüßen

© Foto: oh

Ein Spezifikum der ghanaischen Filmszene sind handgemalte, großformatige Plakate, die für Filme aus heimischer Produktion, aber auch für Hollywood-Blockbuster werben. Ursprünglich von reisenden Kinobetreibern als Werbemittel verwendet, sind die Plakate in den Zeiten billigen Digitaldrucks mittlerweile Zeugnisse einer aussterbenden Kunst.

Vor allem in Nigeria entwickelte sich nach dem Ende der Kolonialzeit der größte Produktionsstandort für afrikanische Filme. Nollywood – wie das nigerianische Filmzentrum auch genannt wird – hat Hollywood mittlerweile überholt und ist mit bis zu 2000 Filmproduktionen jährlich nach Indien der weltweit zweitgrößte Kinostandort. In Ghana hat sich ein eigener Filmmarkt etabliert, der sich aus Nollywood-Produktionen, dem internationalen Angebot und eigenen Filmen speist.

In den großen Städten öffneten sich die Kinos, während man auf den Dörfern und innerhalb kleinerer Kommunen in sogenannten Video-Clubs die Filme auf Fernsehgeräten vorführte. Diese wurden von ambulanten Kinobetreibern bedient, die mit einem generatorbetriebenen Fernseher über Land zogen und die neusten Streifen zeigten. Die Filme bezogen sie aus Videotheken, die sie auch mit den dazugehörigen Plakaten ausstatteten.

Die nigerianischen und ghanaischen Filme spiegeln auf eindrückliche Weise die westafrikanische Volkskultur wider. Vor allem Motive aus der Glaubenswelt, wie Hexerei und Zauberei tauchen auf. Ein charakteristisches Beispiel ist die Figur der Mami Wata, einem nixenartigen Wassergeist mit Fischschwanz. Sie kann als sirenenartige Verführerin auftreten, aber auch Krankheit und Leid bringen. Neben diesen Geschichten aus der okkulten Glaubenswelt sind epische Familientragödien und Liebesschmonzetten sowie Horrorgeschichten weitere beliebte Themen. Auffällig ist das gänzlich unverkrampfte Verhältnis zur Gewalt, welches europäische Betrachter häufig befremdet.

Die handgemalten Plakate wurden von Plakatmalern im Auftrag der Videoverleiher gefertigt und mit den Filmen auf Tour geschickt. Die Maler, die auch andere Werbeschilder produzierten, sind heute fast vollständig von billigen Digitaldrucken verdrängt worden.

Filmplakate und Schilder sind ein charakteristischer Teil des Straßenbildes westafrikanischer Städte. Mittlerweile sind die Hand-made-Plakate zu gesuchten Sammelobjekten geworden.

Die Ausstellung zeigt Plakate, Werbeschilder und Kultfiguren aus der Sammlung Stäbler in Rosenheim, einer der größten privaten Sammlungen afrikanischer Filmplakate. Teile der Ausstellung sind für Kinder nicht geeignet. Eine Sonderführung findet am Sonntag, 10. Mai, 15 Uhr, statt. Unter dem Motto „Von Mami Wata zu Good Mother“ führt Dr. Wolfgang Stäbler durch die Ausstellung im Museum Schloss Ratibor.

Öffnungszeiten sind jeweils dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr; Telefon (0 91 71) 84 85 32, mueumschlossratibor@stadt-roth.de,www.stadt-roth.de

Keine Kommentare