OB Maly: Die Ärmel weiter hochkrempeln

16.1.2018, 13:30 Uhr
OB Maly: Die Ärmel weiter hochkrempeln

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Joachim von Schlenk, Vorsitzender des IHK-Gremiums Landkreis Roth, kann nur beipflichten: "Den Menschen im Landkreis geht es wirklich gut. Sie arbeiten auch hart dafür." Die allgemeinen Rahmenbedingungen mit beispielsweise niedrigen Zinssätzen stünden gerade so gut wie noch nie. Die Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit scheinen derzeit keinen zu bedrücken, und die Stimmung in den Betrieben sei sehr gut.

Auch Kapital baue sich wieder auf, so Schlenk. Trotz aller lobenden Worte und positiven Prognosen mahnte er mit erhobenem Zeigefinger, dass wir dennoch alle lernen müssten. "Meine Generation steht noch gut im Saft, aber wie lange noch?", fragte er sich insbesondere im Hinblick auf die digitale Entwicklung im Bereich der Wirtschaft und Industrie.

Als großes Problem sehe er darüber hinaus den Mangel an Fachkräften und das Fehlen einer ordentlichen Altersvorsorge: "Dafür benötigen wir auch moderne Einwanderungsgesetze", fordert er.

Konjunkturbarometer steht auf Grün

Wie die Metropolregion Nürnberg im Wettbewerb mit anderen Kommunen dasteht und welche Herausforderungen bevorstehen, zeigte Dr. Ulrich Maly auf. "Das Konjunkturbarometer steht auf Grün, und die Wirtschaftsdaten sind relativ positiv." Seit gut zehn Jahren erlebe Deutschland einen unglaublichen Aufschwung. Noch nie wurden so viele Sozialversicherungsbeträge bezahlt wie derzeit. Die Menschen geben auch gern wieder mehr Geld aus, weiß Maly. "Es gibt wirklich keine Zinsen mehr auf dem Bankkonto, deshalb legen die Verbraucher ihr Geld auch zukünftig mehr in hochwertigen Gütern an."

Erfreut zeigte sich das Nürnberger Stadtoberhaupt auch über die immer weiter voranschreitende Integration von Frauen in allen Bereichen der Erwerbstätigkeit: "Das hat man Griff."

Dass es aber auch Missbehagen im Volk gibt, habe laut Maly das jüngste Bundestagswahlergebnis gezeigt. Er höre manch klagende Worte, dass in Deutschland eine ungerechte Gütertrennung stattfinde. "Deshalb ist die Diskussion über den Spitzensteuersatz gerade völlig unwichtig." Und: "Bei 3,7 Milliarden Euro Steuerüberschuss sind Gerechtigkeitslücken bestimmt nicht ausgeschlossen."

Digitale Apokalypse?

Für die Zukunft müsse man nicht nur in der Metropolregion weiterhin die Ärmel hochkrempeln. Insbesondere der Digitalisierung sei noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die Frage, ob es sich dabei nur um "eine schöne neue Welt" oder um die "digitale Apokalypse" handelt, habe ihn, Maly, stark beschäftigt. Insbesondere mache er sich Gedanken, welche Auswirkung eine weitere Digitalisierung für die Metropolregion haben werde. Sprich: "Welche Arbeit ist durch digitale Möglichkeiten zu ersetzen?"

Maly erwartet drastische Veränderungen, hoch qualifizierte Jobs müssten dann angeglichen werden. Im Bereich der Helfertätigkeiten und in der berufstechnischen Mittelschicht bleibe jedoch alles wie bisher. Dies gelte bedingt auch für den Internethandel. Produkte, die sich im Laden nicht mehr verkaufen, können sich nach Malys Einschätzung durchaus im Internet vertreiben lassen. Als Beispiel nannte er die Insolvenz des Versandhauses Quelle. "Zur selben Zeit erlebte die Firma Amazon im Internet ihren Höhenflug. Und zwar mit dem gleichen Geschäftsmodell", erinnerte Maly. Das habe wiederum Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen.

Das Internet spiele künftig eine immense Rolle. Bereits dreijährige Kinder fänden sich darin zurecht. "Es muss ein klarer Bildungsauftrag an die Schulen erfolgen. Uns begegnet eine Generation, deren Wissen über die digitale Welt unglaublich scheint." Für den Einsatz im Beruf müsse dennoch gelernt werden. Das digitale Wissen falle uns nicht einfach so in den Schoß.

Die EU hegen und pflegen

Appellierende Worte gab es zum Schluss auch für die Europäische Union. "Wir müssen die EU hegen und pflegen. Die Politik darf sich von der EU keinesfalls trennen", sagte Maly. Für eine starke ökonomische Region müssten alle Beteiligten an einem Strang ziehen. "Die Metropolregion wird nie fertig werden. Felder verändern sich stetig, und wir haben keine festen Grenzen."

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