"Papiere allein haben noch keinen Radweg gebaut "

14.5.2017, 12:42 Uhr

© F.: ley

Das Dokument überbrachte Behördenvertreter Wolfgang Zilker natürlich nur zu gerne, ist er doch als Betreuer solcher Vorhaben in der Region zuständig. Überreicht hat er das Papier an den Hilpoltsteiner Rathauschef Markus Mahl. Denn als größte der fünf Kommunen hat die Burgstadt zugleich auch die Federführung des Unterfangens übernommen. Mit im Boot sind die Gemeinden Allersberg, Greding, Heideck und Thalmässing.

Alle betreffenden Bürgermeister waren in Alfershausen zugegen, um gleich noch vor Ort einen weiteren gemeinsamen Schritt zu tun, das neue "ILEK südlicher Landkreis Roth" voran zu bringen, indem sie die entsprechende Geschäftsordnung absegneten.

Weichen gestellt

Schon jetzt gäbe es viele überörtliche Aktivitäten zwischen den beteiligten Akteuren, wie der gastgebende Gemeindechef Georg Küttinger in seinen einleitenden Worten betonte. Mit dem gemeinsamen Projekt würden nun die Weichen in Richtung Zukunft gestellt. Natürlich auch mit großem finanziellen Nutzen. Denn die Erstellung eines solchen Konzepts ist die Voraussetzung zur Generierung von Fördergeldern bei der Verwirklichung der darin enthaltenen Maßnahmen. 67,5 Prozent beträgt die stolze Förderquote, die Restbeträge müssen die fünf unter sich aufteilen.

Mit dieser Form der interkommunale Zusammenarbeit gelte es, miteinander Herausforderungen zu meistern, die überall ähnlich gelagert seien: "Wir werden immer weniger, wird werden immer älter, wir werden immer bunter", brachte sie Küttinger auf den Punkt. Wichtig sei es dabei, nicht nur Schwächen und Risiken, sondern mehr noch die Stärken und Chancen zu sehen, die sich eröffnen. "Was einer nicht schafft, das schaffen wir dann zusammen," gab der Bürgermeister die Parole aus.

Der Fokus des Projekts läge auf den jeweiligen Gemeindeteilen, machte er ebenso deutlich. Sie selbst und das was sie verbindet, solle gestärkt werden. Denn Konzepte für die Kernorte gäbe es bereits. Auf diese Weise sei nun eine "flächendeckende positive Gemeindeentwicklung möglich", betonte er. Die Bürger können und sollen sich an dem Projekt beteiligen, das "keine für die Schublade, sondern umsetzungsorientiert" sei, wie Zilker ergänzte.

Den aktuellen Stand der Dinge stellten Anne Wendl und Karlheinz Dommer vom Regenstaufer Regionalentwicklungsbüro "Landimpuls" vor. Gemeinsam mit den Vertretern der Gemeinden hatten sie diese bereits bereist. "Wir haben einiges miteinander vor", betonte Dommer zu Beginn der Präsentation. Denn man habe es im Projektbereich mit seinen rund 38 000 Einwohnern mit unterschiedlichen Strukturen zu tun. Sie seien etwa aus der Tatsache ersichtlich, dass das große Hilpoltstein über weniger Ortsteile verfüge als das kleine Thalmässing.

In je einer Arbeitsgruppe pro Gemeinde sollen in den kommenden Monaten Ideen und Anregungen unter erhofft starker Bürgerbeteiligung gesammelt werden: "Wir setzen da ganz auf Sie!" so Dommer. Los geht es in Heideck im Juni, den Reigen beschließt Allersberg im September. Im Herbst sind weitere Workshops geplant, die sich mit einzelnen Hauptthemenfeldern befassen. Sie heißen Orts- und Innenentwicklung, Demografie und Daseinsvorsoge, Landwirtschaft und Landschaft, Kultur und Tourismus, Wirtschaft Infrastruktur. Ein sechster Themenkomplex bleibt den Verwaltungen überlassen. Sie sollen sich über die gemeinsame Außendarstellung und Öffentlichkeitsarbeit Gedanken machen. Fertig sein will das Konzept im Februar 2018.

Wendl und Dommer gingen mit gutem Beispiel voran und brachten erste Impulse ein. So gelte es sich zu überlegen, den Flächenbedarf in den Dörfern durch verstärkte Innenverdichtung zu stellen. Was den Verkauf von Leerständen betreffe, brauche es allerdings noch eine gewisse Bewusstseinsbildung, hier lägen die Preisvorstellungen oft stark auseinander.

Angebote schaffen

Angebote interkommunal schaffen beziehungsweise vernetzen – dieser Appell zog sich wie ein roter Faden durch die Ausführungen. Dies galt etwa für offene Jugendarbeit, Kulturprogramme, Bauernmärkte, Radwege, Vereinsaktivitäten oder Gewerbegebiete. Auch ein gemeindeübergreifendes Management von Ausgleichsflächen wurde angeregt. Ebenso wie die Gründung einer "interkommunalen Wohnbaugesellschaft", statt auf einen Investor zu warten. Auch könnte man eine "mobilen ILEK-Laden" zur Versorgung der Dörfer ins Leben rufen.

Es gehe darum, "eine ganzen Strauß zusammenzubinden", so Landrat Herbert Eckstein. Er erinnerte aber auch an die Versuche zur Jahrtausendwende, jene fünf Gemeinden damals schon zusammenzubringen: "Wir waren schon mal so weit".

Damit es diesmal klappt, gelte es "weder kurzfristig noch kleinlich zu denken". Der gemeinsame Wille sei das Entscheidende. Und natürlich das gemeinsame Anpacken. Denn "Papiere allein haben noch keinen Radweg gebaut . . ."

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