Pilotprojekt aus Thalmässing: Aus Speiseöl wird Biodiesel

15.8.2018, 15:39 Uhr
In den kleinen, handlichen Dosen soll zukünftig jeder daheim altes Speiseöl sammeln. Die vollen Dosen kommen dann in den Container.

© Foto: Firma Lesch In den kleinen, handlichen Dosen soll zukünftig jeder daheim altes Speiseöl sammeln. Die vollen Dosen kommen dann in den Container.

"Jeder Tropfen zählt". So steht es auf den kleinen, 1,2 Liter fassenden Dosen, die Projektleiter Hubert Zenk von der Firma Lesch den Thalmässinger Markträten in deren jüngster Sitzung auf den Tisch stellte. Und so lautet auch das Motto des Vorhabens, das im Herbst anlaufen soll.

Die Idee dahinter ist folgende: Aktuellen Studien zufolge würden in deutschen Haushalten jedes Jahr durchschnittlich rund 100.000 Tonnen an Altspeiseöl und -fett anfallen, das zum Braten oder Frittieren genutzt wurde und dann entsorgt werden muss. Das sind rein rechnerisch 1,3 Liter pro Bürger.

Ganz wenige würden ihr altes Speisefett zum Wertstoffhof bringen, erklärte Hubert Zenk. Viele entsorgen es über den Restmüll, aber auch da gehöre es nicht hin, weil es die Müllverbrennungsanlagen zu sehr belastet. "Das meiste aber landet leider in der Kanalisation". Und sorge dafür, dass Kanäle verstopfen und Abwasser für viel Geld aufwändig gereinigt werden müsse.

Geld und Energie sparen

Ein Liter gebrauchtes, aber unsachgemäß entsorgtes Speiseöl könne bis zu 40.000 Liter Wasser verunreinigen, wies Zenk auf eine Studie aus dem spanischen Bilbao hin. Weil das Fett wieder abgebaut werden muss, würden in den Klärwerken die Betriebskosten um 46 Cent/Liter steigen. In Österreich gehe man sogar von 70 Cent/Liter aus. Bei einem Landkreis mit 100.000 Bürgern würden da für die Entsorgung rund 90.000 Euro zusätzlich anfallen.

Geld, das man sich sparen könnte. Denn Fett ist laut Hubert Zenk eigentlich ein "Energieträger erster Güte". Die Firma Lesch ist seit über 35 Jahren in der Abfallentsorgung tätig. Sie sammelt altes Speisefett aus Industrie und Gastronomie, bereitet es auf und verkauft es weiter an die Erzeuger von Biodiesel. Das gebrauchte Öl aus Privathaushalten, so Zenk, "wird noch nicht verwertet".

Das soll sich mit dem Pilotprojekt nun ändern, an dem sich neben den fünf ILE-Kommunen Allersberg, Greding, Heideck, Hilpoltstein und Thalmässing auch Erlangen und Fürth beteiligen. Diese Kommunen wurden bewusst ausgewählt, um zu testen, wie sich die Sammelbedingungen im städtischen und im ländlichen Raum unterscheiden.

Sammelbox für altes Öl

In den ausgewählten Orten und Stadtteilen erhalten die Haushalte die bereits erwähnte, 1,2 Liter fassende Sammelbox. Diese Box ist hitzeresistenz, mit Blindenschrift versehen, hat eine Füllstandsanzeige, ist bruchfest "und absolut dicht", versicherte Zenk. Da hinein gehört dann das gebrauchte Brat- und Frittierfett, außerdem das Öl von eingelegten Speisen, Margarine und das schon abgelaufene Speiseöl. So steht es auf der Dose drauf. Nicht hinein gehören natürlich Motor- und Schmieröl, außerdem Tierfett und Speisereste. Auch das steht auf der Dose drauf.

Ist die Box voll, kann sie am Sammelcontainer abgegeben werden. Wirft man dann seine volle Box in den Container ein, kommt automatisch eine neue, leere wieder raus. Ist der Container dann zu 80 Prozent voll (das wären rund 200 Dosen), erhält die Firma Lesch eine Meldung, kann den Container ausleeren und das alte Speisefett aufarbeiten.

Nur Vorteile für Kommunen

Läuft das System einmal richtig, dann hat das laut Zenk für die Kommunen nur Vorteile: Das Kanalsystem wird nicht mehr verunreinigt. Die Kosten für die Abwasserbehandlung sinken. Und außerdem wird — vor allem über die Herstellung von Biokraftstoff — ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Auch aus diesem Grund wird das Pilotprojekt zur Hälfte mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanziert. Laut DBU-Homepage beläuft sich die Fördersumme auf rund 300.000 Euro. Die andere Hälfte investiert die Firma Lesch.

Das Pilotprojekt soll erst mal 20 Monate laufen. In den nächsten Wochen wird noch geklärt, ob die Bürger ihre Sammelboxen frei Haus geliefert bekommen oder ob es zentrale Abhol-Stellen geben wird. Außerdem wird noch überlegt, wo die großen Sammelcontainer am besten stehen sollten. Im Gespräch sind zum Beispiel die Parkplätze der Einkaufsmärkte, weil dort jeder regelmäßig vorbeikommt. Die offizielle "Kick Off Veranstaltung" ist für November geplant, bis dahin sollten alle Dosen an die Bürger verteilt sein.

Wichtig für den Erfolg sei dabei die hohe Akzeptanz des Sammelsystems beim Verbraucher, erklärte Zenk. Oder einfacher ausgedrückt: "Es müssen auch alle mitmachen". Ziel ist, die Sammlung auch nach den 20 Monaten fortzusetzen und dabei auf immer mehr Städte und Gemeinden auszuweiten.

Einen ersten Praxistest hat das Sammelsystem übrigens bereits bestanden. Die Mitarbeiter der Firma Lesch haben schon seit einem halben Jahr so eine Box daheim in der Küche stehen. Und laut Zenk sind alle so begeistert, dass sie inzwischen nach und nach auch die ganze Verwandtschaft mit Dosen versorgt hätten.

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