Quirlige Fete für „wertvolles Investment“

14.10.2016, 17:55 Uhr
Quirlige Fete für „wertvolles Investment“

© Foto: Tobias Tschapka

Ein bisschen Aufregung gehört zum Jubiläumsgeschäft. Drum ist Wuseligkeit an diesem Nachmittag vorprogrammiert. Etliche Kindergartenzwerge haben sich in molligen Anoraks gegenüber der markant petrolfarbenen Fassade ihrer Einrichtung postiert, um zu gratulieren. Lautstark und fröhlich. „Tolle Kinder, lecker Kuchen und gute Stimmung gibt es hier“, suggerieren die Kleinen selbstbewusst in einem eigens einstudierten Geburtstagsständchen.

20 Jahre. Die hat der LBV-Kindergarten im Hilpoltsteiner Baugebiet „Über dem Rothsee“ jetzt nämlich auf dem ökologisch-integrativen Buckel. Fast schon „ein alter Opa“, wie der sechsjährige Leon kichernd konstatiert. Und trotzdem sei „seine“ ´Arche Noah´ etwas Besonderes: „Weil man hier Technik bauen kann und ein bisschen rechnen tut“. Nicht zu vergessen: Fahrzeuge oder Nestschaukel draußen im Garten, wie ihm Linus, Anaiis und Felix assistieren. Auch die bevorstehende Herbstwaldwoche hätte es in sich, zumal man da „groooße Löcher“ graben könne...

Besonders, außergewöhnlich, unkonventionell. Solche Vokabeln sind im Verlauf der Feier öfter zu hören. Ein Alleinstellungsmerkmal trägt er in jedem Fall: Der Hilpoltsteiner LBV-Kindergarten gilt deutschlandweit als einziger unter Trägerschaft eines Naturschutzverbandes. Damals wie heute.

Mutiger Schritt

Von Anfang an dabei ist Einrichtungsleiterin Elke Gehrung. „Aus Überzeugung“. Denn schon seinerzeit hätte man sich Ökologie und Integration auf die Fahnen geschrieben, blickt sie in ihrer Begrüßung zurück und dankt einem Träger, der Mumm genug gehabt hätte, dieses Projekt auf den Weg zu bringen.

Heute ist Elke Gehrung Chefin einer Institution, die stetig gewachsen ist: an Personal, an Kindern. 70 Steppkes seien es nun an der Zahl. Und inzwischen spiegle sich die inklusiv-nachhaltige Denke mannigfaltig.

So trage etwa das Konzept „Offenes Haus“ diesem Denken Rechnung: „Wir haben keine Gruppenräume, sondern Spiel- und Arbeitsbereiche“, erklärt sie im Vorfeld der Veranstaltung. Das bedeutet: „Die Kinder wählen selbst aus, mit wem sie wo spielen“. Ein Weg hin zu Selbstverantwortung und Mündigkeit sei das. Die „Grundvoraussetzung dafür, dass Nachhaltigkeit gelebt werden kann“.

Tägliche Gartenspielzeiten und mehrere Waldwochen im Jahr würden die Philosophie der Einrichtung überdies stützen. Auf die neu eingeführten „Entdeckertage“ hält Elke Gehrung außerdem große Stücke. Dabei sollen die Kinder ihr sozio-kulturelles Umfeld erkunden, sprich: „Sie entdecken ihre Stadt mit allem, was dazugehört“. Denn: „Für das, was man kennt, übernimmt man mehr Verantwortung“, meint Gehrung entschieden.

Auf diese Weise würden sich in der ´Arche Noah´ „verschiedene Puzzleteile zusammenfügen“. Dazu gehöre auch, „dass jedes Kind etwas Individuelles mitbringt und dadurch einzigartig ist“ - eine integrative Perspektive, „wie die Natur selbst“ sie lehre.

Kein Wunder also, wenn LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer die gewachsenen Strukturen mit einigem Wohlwollen betrachtete. Zumal viele Impulse bereits auch in anderen Kitas Schule machen.

Keine Kaderschmiede

Gleichwohl stellte Schäffer heraus, dass man nicht danach trachte, eine „Kaderschmiede für Naturschützer“ zu sein oder massenhaft Biologen heranzuziehen, nein. Was man vielmehr wolle, sei die Schaffung eines Bewusstseins dafür, „mit der Welt verantwortungsvoll umzugehen“. Dieses Ziel zu erreichen, wäre der Kindergarten „ein wertvolles Investment“.

Und Landrat Herbert Eckstein untermauerte, dass Kinder das Leben nirgendwo so gut kennenlernen könnten „wie in der Natur“. Auch der Landkreis-Chef sah die LBV-Kindertagesstätte daher als wichtige Einrichtung an – wenngleich er, an die Adresse von LBV-Ehrenvorsitzendem und Kita-Wegbegleiter Ludwig Sothmann gerichtet, nicht unerwähnt ließ: „Was heute so leicht ausschaut, war damals schon echt ungewöhnlich“.

Umso mehr freute sich Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl über den Umstand: „Den Kindern gefällt’s hier und die Eltern sind zufrieden.“ Kurz: „Es funktioniert. Alle sagen, es ist ein gutes Konzept“. Nicht zuletzt präge die LBV-Kita auf diese Weise die Vielfalt der Hilpoltsteiner Kindergartenlandschaft mit, sodass Mahl guten Gewissens unterschreiben konnte: Das Haus sei „ein wichtiger Bestandteil der Stadt“.

Dann waren´s der warmen Worte im frischen Herbstwind aber definitiv genug. Schließlich sollten ja auch noch die Jubiläums-Spielstationen zu ihrem Recht kommen, an denen die Kids ihr natürliches Faible für Steine ausleben durften.

Die erwachsenen Gäste konnten sich indes den Kindergarten-Werdegang in einer kleinen Galerie zu Gemüte führen, um letztlich noch einmal via Bild festzustellen, dass die Einrichtung ihren Prinzipien tatsächlich seit zwei Jahrzehnten treu ist. Nachhaltig.

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