Rolling Stones-Fan mit "vielen Steinen im Brett"

17.11.2017, 19:01 Uhr
Rolling Stones-Fan mit

© Foto: Tschapka

Das tat zumindest die Schulband unter Leitung von Johann Seidl, und es sollten in der gut zweistündigen Feier neben jeder Menge Grußreden weitere musikalische Beiträge folgen – unter anderem von Mick Jagger. Denn die neue Direktorin ist bekennender Fan der Rolling Stones.

Zunächst jedoch begrüßte Eichingers Stellvertreter Richard Motz die vielen Gäste, darunter "eine ganze Kompanie Lehrer aus der Oberpfalz". Kein Wunder, war Anja Eichinger doch zwanzig Jahre am Neumarkter Willibald-Gluck-Gymnasium tätig. Ehrensache also, dass ein Gros des dortigen Kollegiums der Amtseinführung seiner ehemaligen Konrektorin beiwohnte.

Gleich zu Beginn des Programms, durch das Lehrerin Susanne Wagner führte, bekam Anja Eichinger Gelegenheit, ihre ersten Eindrücke vom neuen Arbeitsplatz in einem Interview zu äußern. Allerdings unter erschwerten Bedingungen.

Geführt wurde der "Talk" nämlich von Mitgliedern der Theatergruppe, und sowohl Interviewer Matthias Müller als auch die Schulleiterin bekamen "geliehene" Hände von Schülern, die sich hinter deren Rücken verbargen und ordentlich drauflos fuchtelten. Bei dieser kurzweiligen Impro-Einlage wurde vor allem eines deutlich: Anja Eichinger ist am Hilpoltsteiner Gymnasium schon heimisch geworden ist.

Was denn eigentlich die Leitung einer Schule bedeute, darum drehte sich die Ansprache des Ministerialbeauftragten für die mittelfränkischen Gymnasien, Martin Rohde. Dieser kam zu dem Schluss: Am besten wäre es, wenn die Schulleitung "Ursache" dafür sei, "dass andere auf den rechten Weg gelangen". Dazu gehöre der Umgang mit Lehrern, Eltern und Sachaufwandsträgern gleichermaßen. Doch müsse dabei stets die Prämisse gelten: Ist das gut für die Schülerinnen und Schüler?

Selbstbewusstsein generieren

"Denn das ist unser Kerngeschäft: die Schüler zu selbstbewussten jungen Menschen zu machen", so Rohde. Sofern das beherzigt werde, stünde zwischen einem bayerischen Schulleiter und dem lieben Gott "nur der weiß-blaue Himmel!"

"Dieser Vergleich muss scheitern", konterte Landrat Eckstein nach der Bigband-Darbietung "Play That Funky Music" unter Leitung von Georg Strauß. Weniger, weil es sich in Franken doch eher um einen rot-weißen Himmel handeln müsse, sondern weil sich zwischen der Schulleitung und dem lieben Gott "immer noch das Kultusministerium" befände.

Nach dieser kleinen Spitze zitierte Eckstein aus einer 1533 von Philipp Melanchthon verfassten Rede über das harte Lehrerdasein. Darin klagt dieser über die "Ungeheuer", mit denen man sich für ein "karges Entgelt" herumschlagen müsse. "Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern war schon immer spannend", bilanzierte der Landrat mit einem Augenzwinkern und bedauerte, dass sich immer weniger Lehrer freiwillig der Herausforderung stellen würden, die eine Schulleitung mit sich bringt.

Nach dem Stück "Hearts Of Scars" aus der Feder der Schülerin Isabelle Brenner folgte die Ansprache der Personalräte Daniela Evers und Sebastian Schreiber. Sie trugen einen fiktiven Brief ans "Kultusmysterium" vor, worin sie ihre Wünsche im Hinblick auf die neue Chefin zum Ausdruck brachten.

"Sattel- und Burgfest"

"Sattel- und Burgfest" hätte sie zu sein. Ebenso müsse sie im Container und ohne Pausenhof leben können. Vor allem aber habe sie das "Clustern" zu beherrschen. "Dabei machen in zwei Räumen drei Klassen vier Sachen auf einmal", fassten sie einen zentralen Aspekt des Lehr- und Lernkonzepts im Gymnasium-Neubau humoristisch zusammen.

"Eight Days A Week" sang schließlich der Schüler-Lehrerchor unter Leitung von Reinhard Weber – ein Angebot an die umtriebige Schulleiterin, falls ihr fünf Arbeitstage nicht reichen sollten...

Anschließend beschrieb Schülersprecher Moritz Krug die Parallelen von Eichingers Hobby, dem Reiten, und deren Führungstil. Er lobte die neue Direktorin zum einen für ihre Art, die Zügel "auch mal locker halten zu können". Aber auch, dass sie sich nicht zu fein wäre, zusammen mit den Schülern "den Mist wegzuräumen", wie sie es schon bewiesen habe.

Gleichfalls bestätigte er, dass Eichingers Tür für die Schüler immer offen stehen würde. "Und das meine ich nicht metaphorisch".

Viel Lob für die ersten vier Monaten ihrer Amtsführung gab es nach "I Can´t Get No Satifsaction" der Bigband auch von Elternbeiratsvorsitzender Ljupka Santoro, die Eichinger als "umsichtig, kompetent, engagiert und leidenschaftlich" beschrieb.

Bei den Eltern habe die Direktorin jetzt schon "viele Steine im Brett", bestätigte Santoro – nicht zuletzt wegen ihrer Haltung, sie würde "keine Fächer, sondern Schüler unterrichten".

Nach dem österreichischen Volkslied "Fein sein, beinander bleibn" des Schüler-Lehrerchors hatte Direktorin Eichinger das Schlusswort. Darin dankte sie allen Weggefährten vom Willibald-Gluck-Gymnasium, in das sie "jeden Tag gerne gegangen" sei. Aber auch dem Sekretariat, dem Hausmeister, dem Reinigungspersonal, den Schülern und vor allem ihrem aktuellen Kollegium dankte sie dafür, dass man es ihr an der neuen Schule so leicht gemacht hätte.

In ihrer Ansprache entwickelte sie auch eine Vision für das, was sie für ihre Amtszeit am Hilpoltsteiner Gymnasium als wichtig erachtet: Gerade eine gute Kommunikation liege ihr am Herzen.

"Um das zu erreichen brauche ich sie alle – ich freu’ mich drauf".

Keine Kommentare