Roth: Clublegende Heini Müller feiert 80. Geburtstag

17.2.2014, 16:23 Uhr
Roth: Clublegende Heini Müller feiert 80. Geburtstag

© Hans Puehn

Heini Müller trug das weinrote Trikot des 1. FC Nürnberg stets mit großem Stolz. In seinem Herzen aber ist er immer „Rother“ geblieben. Nach seiner erfolgreichen Karriere als Club-Spieler und -Trainer engagierte er sich sofort wieder in seiner Heimatstadt. Sowohl als Betreiber eines Fachgeschäftes als auch als Jugendtrainer in seinem Stammverein TSV 1859 Roth (der heutigen TSG 08).

Als Fußballer bestach Heini Müller durch feine Technik und einem ausgeprägten Tordrang. In rund 1300 Fußballspielen als Nachwuchskicker, Berufsfußballer und Seniorenspieler erzielte Heini Müller bezeichnenderweise fast 1000 Treffer. Für die erste Club-Elf, für die er insgesamt 313 Mal auflief, waren es alleine 140 (!).

Der zweifache B-Nationalspieler hat für den 1.FCN eine ganze Reihe herausragender Leistungen gezeigt. Von einem Spiel aber schwärmt die Clubfamilie auch heute noch. In einer Ära, in der der Club kein Depp war, sondern das Prädikat „ruhmreich“ trug, hatte der Offensivspieler entscheidenden Anteil am achten von bislang neun deutschen Meistertiteln des 1. FC Nürnberg.

Die älteren Generationen dürften sich noch gut an die Dramaturgie des Endspiels im Jahr 1961 in Hannover erinnern. Der Club galt gegen die mit Nationalspielern nur so gespickte Borussia Dortmund als krasser Außenseiter. Die 82000 Zuschauer im ausverkauften Niedersachsen-Stadion rieben sich deshalb verwundert die Augen, als die Nürnberger das Spiel dominierten und am Ende hochverdient mit 3:0 gewannen. Der damals 27-jährige Müller war als Torschütze zum 2:0 und Vorbereiter des 3:0 (Heinz Strehl) der „Held des Tages“. Die Presse überschüttete ihn mit Lobeshymnen und Bundestrainer Helmut Schön bezeichnete Müller als „die Seele des Clubspiels“.

Mehr Pfiff im Spiel des FCN

Damals wurde beim Club, der im Jahr nach dem Titelgewinn auch noch den DFB-Pokal gewann, ausschließlich fränkisch gesprochen. Sieht man einmal von Trainer Herbert Widmayer ab. Der Coach aus dem hohen Norden aber hatte schnell festgestellt, dass die Mittelfranken wohl nicht gerade vor Optimismus sprühen, aber in jeder Beziehung ein aufrechter Menschenschlag sind.

Eine Episode am Abend vor dem Finale in Hannover belegt dies. Heini Müller, in der Sportschule Barsinghausen mit Roland Wabra und Joe Zenger auf einem Zimmer, hatte vor dem Schlafengehen um himmlischen Beistand gebeten: „Bitte, lieber Gott, lass mich morgen nicht der schlechteste Spieler sein“. Über die Beweggründe für seine ungewöhnliche Bitte muss Müller heute noch schmunzeln. Seine Rother Freunde, die allesamt vor Ort waren, sollten nicht sagen können, er habe ein „Gurkenspiel“ gezeigt. Heini Müllers Stoßgebet wurde erhört. Statt zu enttäuschen, lieferte er in Hannover das Spiel seines Lebens ab. Fünf Jahre später vertraute auch Trainer-Fuchs Max Merkel auf das filigrane und dennoch ausgesprochen zielstrebige Spiel des Rothers und wählte den inzwischen 32-Jährigen aus, um in das seiner Meinung nach zu schablonenhafte Spiel des Clubs wieder etwas mehr Pfiff zu bringen.

Heini Müller „lebte“ nicht nur von seinen technischen Qualitäten, sondern glänzte zudem stets durch eine vorbildliche Einstellung. Beim 100. Derbysieg des Clubs gegen den Nachbarn aus Fürth gab es ein beredtes Beispiel dafür. In diesem Spiel brach sich der Rother nach 20 Minuten das Schlüsselbein, spielte aber mit bandagierter Schulter weiter, da damals noch keine Auswechslungen erlaubt waren. Mit dem linken Arm in der Schlinge traf Heini Müller zum 1:1 und leitete damit die Wende zum späteren Sieg ein.

Wenn sich heute die Meisterspieler vergangener Tage in Roth treffen, werden diese und ähnliche Episoden wieder mal fröhliche Urständ feiern. Außerdem sind Müller und Co. noch immer eingeschworene ClubAnhänger, die sich kaum ein Heimspiel der aktuellen Formation entgehen lassen. Klar, dass das schon wieder einige Tage zurückliegende Bayernspiel des Clubs einer kompetenten Aufbearbeitung bedarf. Schließlich hatten sich einstmals auch die Altmeister mit den Münchner Kickern gemessen. Nur, dass dabei die Vorzeichen meist umgekehrt waren.

In den Erinnerungen an große Club-Zeiten wird aber auch einige Wehmut mitschwingen. Fünf Spieler der 1961er-Meistermannschaft leben nicht mehr: Roland Wabra, Helmut Hilpert, Ferdinand „Nandl“ Wenauer, Heinz Strehl und Club-Legende Max Morlock.

Schmerzlich vermissen wird man  zudem Heini Müllers vor drei Jahren verstorbene Frau Karola, die in der Vergangenheit als guter Geist im Haus in der Egerlandstraße stets dafür gesorgt hatte, dass sich die Club-Recken früherer Tage als Gäste bei den Müllers in Roth pudelwohl fühlten.

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