Roth: Einfühlen in die Sportlerseele statt toter Hose

28.11.2018, 15:57 Uhr
Roth: Einfühlen in die Sportlerseele statt toter Hose

© Foto: Marco Frömter

Die Sportlerin Wenke Kujala aus Hilpoltstein brachte die Situation treffend auf den Punkt. Jedes Mal, wenn sie auf der Autobahn an dem braunen Hinweisschild "Triathlonregion Rothsee" vorbeifahre, müsse sie schmunzeln: "Eigentlich sollte das Schild nach dem Challenge abgehängt werden." Schließlich gebe es danach nichts, was eine solche Tafel rechtfertigen würde. "Wir haben kein Hallenbad zum Trainieren, und auch sonst ist nichts los."

Hotelfachfrau Heidi Hanke sieht das ebenso: "Triathleten wollen schwimmen, deshalb kommen sie im Herbst und Winter auch nicht zu uns." Triathlonveranstaltungen seien ihres Erachtens ein totaler Selbstläufer im Landkreis – doch ohne Triathleten sei "tote Hose". Wolle man den Triathlontourismus fördern, komme man an einem Hallenbad nicht vorbei.

Dass die Welt mit Hallenbad in Roth anders aussehen würde, unterstrich auch Jakob Schmidlechner. Doch: "Nutzt einfach das, was ihr habt. Ganz Deutschland schaut auf Roth. Was man in Roth erlebt, ist auf der ganzen Welt einmalig. Ihr braucht keine Weltklasse zu werden, ihr seid es bereits." Der Österreicher sieht in der Region allerdings noch etliche Nischen, die gefüllt werden können. Sein Motto: "Geht nicht, gibt’s nicht."

Hinter Schmidlechners Aussagen verstecken sich keine leeren Worthülsen: Er selbst hat als aktiver Triathlet aus dem Hotel seiner Eltern ein "Rennrad- und Triathlonhotel" gemacht – mit großem Erfolg. "Triathleten haben einen an der Waffel und sind bereit Geld auszugeben", scherzte Schmidlechner.

Aufwand lohnt sich

Nur müsse das Angebot auch entsprechend auf die Sportler zugeschnitten werden. Der finanzielle Aufwand hierfür sei gering, aber lohnend. Immerhin konnte der Hotelier mit dem "neuen Image" den Durchschnittspreis der Zimmer um 42 Prozent steigern. "Ich habe die Nische gefüllt, weil wir das besser können als die anderen und unsere Gäste wertschätzen." Schmidlechner und seine Familie sind aus der traditionellen österreichischen Tracht geschlüpft und haben die Lederhose gegen sportliche Polo-Shirts ausgetauscht. "Das kommt gut an, und wenn die Athleten verschwitzt und schmutzig ins Hotel kommen, stört das keinen."

Wichtig sei für seine Gäste, dass die Waschmaschine läuft und eine ordentliche Portion Essen flott auf dem Tisch steht. "Das wird auch honoriert. Ihr könnt das in Roth ebenso. Triathleten trainieren immer, deshalb habt ihr eine große Chance." Roth sei eine völlig "eigene Nummer" auf dem Planeten, mit allen nur erdenklichen Möglichkeiten: "Man muss aber irgendwann loslegen und etwas tun."

Ganz auf Stillstand befindet sich der Triathlontourismus jedoch nicht. "Wir konnten die Aufenthaltsdauer schon erhöhen", erklärte Challenge-Geschäftsführer Felix Walchshöfer. Auch würden nun ganze Vereine, Freunde und Familien zu den Veranstaltungen mitgebracht werden. "Die Australier und Amerikaner lieben das Ländliche und Sittliche bei uns." Warum sie allerdings nur kurz bleiben, müsse unbedingt erörtert werden. "Es ist schade, dass bei uns die Wettkämpfe ausgetragen werden, man zum Trainieren aber nach Lanzarote oder Florida fährt."

Für Walchshöfer ist ein besonderes Anliegen, dass die Athleten auch vor und nach den Veranstaltungen in den Landkreis kommen. "Wir haben es mit einer sehr gebildeten und wohlhabenden Klientel zu tun." Das kann Charly Leidel (Radsport Buchstaller) aus Hilpoltstein bestätigen: "Wir arbeiten für und mit Sportlern, die sehr viel Geld mitbringen. Wir sind entsprechend spezialisiert und erfolgreich damit."

Förderlich sei auch eine zentrale Plattform im Internet, auf der sämtliche Informationen rund ums Ausdauersportgeschehen im Landkreis abgerufen werden können, forderte der Athlet Niklas Bock, der erst vor ein paar Wochen nach Roth gezogen ist. Diese Idee wurde als guter Vorschlag und "Hausaufgabe" dem Landratsamt mitgegeben. Das Kultur- und Tourismusreferat würde sich über weitere Ideen und Vorschläge freuen. Ansprechpartner ist Jörg Ruckriegel (tourismus@landratsamt-roth.de).

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