Roth: Pragmatisches Flickwerk statt historischer Bausubstanz

25.8.2014, 18:13 Uhr
Roth: Pragmatisches Flickwerk statt historischer Bausubstanz

© Paul Götz

Den Eindruck, dass an den drei Plätzen seit Monaten Stillstand herrschte, kann Johnny Kremer, Burtons Vertreter in Roth, schon nachvollziehen, doch „er täuscht“. Am einfachsten ist das in der Zeughausgasse erklärt, wo es eine Absprache mit der Stadt gab: „Wir wollten den Arbeitern, die mit der Straße beschäftigt sind, nicht in die Quere kommen.“ Doch im Untergrund der zwei sanierungsbedürftigen Häuser war einiges zu tun, das von außen nicht einsehbar war. Als Prunkstück war dabei das Gewölbe im ausgebrannten Gasthaus (links) zu behandeln, in dem früher Sauerkraut gelagert war. Jetzt wurde die Armierung für das Fundament des mittleren Hauses begonnen, das völlig neu hochgezogen wird.

Im Brandlhaus ist das Gewusel am augenfälligsten. Drei Stockwerke sollen bis Oktober bezugsfertig sein. Ins Parterre – das steht jetzt fest – kommt ein italienisches Café, im ersten Stock richtet Johnny Kremer sein Büro ein und eine Etage drüber wird eine Mietwohnung entstehen. Gerade warten die Dusche und eine Einbauküche auf die Montage.

Zum Stadtbräustüberl wollen Kremer und Burton bis Ferienende ein Gespräch mit Bürgermeister Ralph Edelhäußer und Stadtbaumeisterin Lydia Kartmann initiieren, denn über die Nutzung ist noch immer nicht entschieden – mittlerweile dauert die Entscheidungsfindung gut 16 Jahre, seinerzeit zogen die Stadtwerke aus dem Gebäude aus.

Roth: Pragmatisches Flickwerk statt historischer Bausubstanz

© Paul Götz

Die damaligen Nutzer dürften nicht im Entferntesten geahnt haben, was baulich an dem ehemaligen Gasthaus schon alles geflickt worden ist. „Ein Mosaik an Bausünden“ nannte es Kremer Ende vergangenen Jahres. Seitdem wurden noch mehr Details freigelegt, die viele Fragen aufwerfen, welche Abschnitte unter Denkmalschutz fallen. Am einfachsten ist das bei den beiden geräumigen Dachböden, die fast unverändert erhalten sind.

Ganz anders im Erdgeschoss, das früher Gastraum war. Hier ist jetzt überall der Putz runter und das Mauerwerk verrät etliche Eingriffe zur Umgestaltung der Wirtschaft, die mehr pragmatisches Flickwerk als historisch sind: Zugemauerte Fenster und begradigte Bögen, mit Bodendielen gestaltetes Fachwerk. Vor diesem Hintergrund gab es jetzt das „Amen“ für den Abriss einer ziemlich langen und störenden Trennmauer, was viel Raum für die künftige Gestaltung schafft.

Roth: Pragmatisches Flickwerk statt historischer Bausubstanz

© Paul Götz

Dazu wird auch eine Vitrine mit kuriosen Fundstücken aus der Baustelle gehören. In der ehemaligen Küche wurden zum Beispiel Tierknochen gefunden, die kaum eine Hinterlassenschaft der Stadtwerke sind und nach Ansicht von Kremer von Wildschweinen stammen. An der Küchenwand wurde ein Roll-Anstrich mit Micky-Maus-Muster freigelegt. Im Hof lagern schon mehrere Paletten mit Sandsteinquadern, die nicht in die Vitrine reinpassen werden.

Auf Sand gebaut

Noch aber sind nicht einmal die Arbeiten am Betonfundament abgeschlossen. Man hat es jetzt etwa zur Hälfte geschafft, das Haus, das auf Sand errichtet war und Richtung Stieberstraße abzudriften drohte, mit Beton zu unterspritzen. Wegen der Statik geht das nur abschnittsweise. Wie viel Spannung in der Konstruktion steckt, lassen Treppe und Balken gut erkennen. In dieser Woche sollen im Erdgeschoss Mauern eingezogen werden, die für mehr Stabilität sorgen.

Eine gastronomische Nutzung im Erdgeschoss und im Keller – auch hier gibt es tolles Gewölbe, in dem früher das Bier gelagert wurde – sowie Büros im ersten Stock sind Burtons Präferenzen. Dann sind da noch zwei großzügige Dachgeschosse darüber, zu deren Verwendung man sich noch nicht so viele Gedanken gemacht hat.

Klar sind dagegen die Vorstellungen zum Hof, der momentan durch ein Tor verschlossen ist. Hier sollen ein fränkischer Markt und ein Fußweg zur Stieberstraße entstehen. Die Fläche schreit außerdem geradezu nach einem Biergarten.

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