Roth will seine Telefonzellen behalten

15.3.2017, 14:49 Uhr
Ein Relikt der Vergangenheit, das nie jemand benutzt? Die Rother Stadträte sind sich da nicht so sicher.

© Carola Scherbel Ein Relikt der Vergangenheit, das nie jemand benutzt? Die Rother Stadträte sind sich da nicht so sicher.

Elf Telefonzellen gibt es im Stadtgebiet von Roth, neun davon will die Telekom am liebsten abbauen. Ihre Begründung: Das Kommunikationsverhalten der Bürger habe sich "stark verändert", die öffentlichen Zellen würden kaum noch genutzt, der Betrieb sei wegen des "dramatischen Rückgangs" also "extrem unwirtschaftlich". Nur noch die beiden Zellen in der Bahnhof- und in der Hauptstraße sollen erhalten bleiben.

Entfernen kann die Telekom die Kabinen allerdings nur mit der Zustimmung der Stadt. Sollte der Hauptausschuss nicht zustimmen (wie bei einem ersten Abbau-Versuch der Telekom im Jahr 2013 geschehen), würde die Gesellschaft an den neun Standorten in den Zellen sogenannte Basistelefone einrichten. Die könnten dann aber nur mit Telefon- oder Kreditkarten benutzt werden.

Telefonzellen: "Die stehen nur rum und werden kaputtgemacht." So lautete bei der Diskussion die klare Meinung von Karl Schnitzlein (Freie Wähler), der die Kästen einen "Anachronismus aus einer vergangenen Zeit" nannte und außerdem bekannte: "Ich sehe nie jemanden an der Telefonzelle stehen."

Auch für Dr. Walburga Kumar (FDP) stellen die verbliebenen Zellen einen "Schandfleck" dar, würden "verschmiert" und "noch nie" habe sie im Friedhofsgäßchen jemanden darin gesehen, obwohl sie täglich zwei bis drei Mal dort vorbeikomme. Ihr Fazit: "Am liebsten würde ich sie selbst wegreißen."

"Aber es gibt Menschen, die haben noch kein Handy", wandte Daniel Matulla (CSU) ein, und sein Fraktionskollege Wolfgang Treitz (CSU) ergänzte: Immer wieder sehe er Leute in Telefonzellen telefonieren. Und es gebe eine große Zahl von Menschen, nämlich zumeist ältere, die auch keine Telefonkarten haben. Also sei ein Umrüsten der Zellen "auch keine Lösung".

Ebenso argumentierte Andrea Schindler (Grüne): "Meine Schwiegermutter mit 97 geht in die Zelle zum Telefonieren, aber mit so einer Telefon- oder Kreditkarte käme sie nicht zurecht."

"Pest oder Cholera" nannte Bürgermeister Ralph Edelhäußer das Dilemma der Ratsleute und hatte auf Nachfrage von SPD-Stadträtin Dr. Hannedore Nowotny auch keine "Zahlen zur Wirtschaftlichkeit" der Zellen parat, weil das Unternehmen die naturgemäß nicht vorgelegt habe.

Schließlich stimmten nur die drei SPD-Vertreter sowie Schnitzlein und Kumar für den Abbau. Die (mit dem Bürgermeister) fünf CSU-Leute, Robert Gattenlöhner (Partei für Franken), Sonja Möller (FW) und Schindler sprachen sich für den Antrag der Verwaltung aus, dass die Zellen erhalten bleiben sollen. Der Telekom will man außerdem mitteilen, dass statt des Basistelefons ein Erhalt der Münztelefone wie bisher die optimale Lösung sei.

Keine Kommentare