Roth: Zum Abschied hieß es "Leinen los, Sabine"

17.2.2019, 06:00 Uhr
Roth: Zum Abschied hieß es

© Foto: Yevheniia Frömter

Einfach ist es Rupprecht nicht gefallen, sich von ihrer Schule zu verabschieden. Auch das Kollegium zeigte sich von der emotionalen Seite, als es hieß: "Die Frau Kapitän geht nun von Bord, um zu neuen Ufern aufzubrechen." Langeweile werde bei Sabine Rupprecht im Ruhestand jedenfalls nicht aufkommen, ist sich Konrektorin Sabine Reuter sicher. Rupprecht tausche nun die Schulkreide gegen das Steuerrad ihres Segelbootes und werde öfters am Brombachsee anzutreffen sein. "Wir sind traurig, aber auch fröhlich", erklärte Reuter. Schließlich gönne man der Kollegin den Ruhestand nach so langer und erfolgreicher Dienstzeit: "Jetzt kann sie ihre Segel neu setzen."

Ein "richtiger Kapitän"

Hierfür gab auch Schulamtsdirektor Alexander Schatz seinen Segen: "Leinen los, Sabine!" Für Schatz ist der "erste Offizier der Gartenstraße" nicht nur eine Kollegin. Die beiden würden sich bereits seit Jahrzehnten kennen und hätten zusammen viele Weiterbildungen besucht. Dabei verblüffte ihn Rupprecht oftmals damit, dass sie auch exotische Ausbildungen auf sich nahm, die ein "normaler Lehrer" nicht vorweisen konnte. Zu ihren besonderen Qualifikationen gehörte beispielsweise "Alpiner Skilauf".

Den großen Wurf erlangte Rupprecht allerdings an ihrer ehemaligen Schule in Spalt. In Windeseile habe sich im gesamten Landkreis Roth herumgesprochen, dass die dritten Klassen der Spalter Grundschule eine eigene "Arbeitsgemeinschaft Segeln" gegründet hatte – unter der Leitung von Sabine Rupprecht. Und anstatt trockenen Nachmittagsunterricht zu pauken, schipperte die Hannoveranerin mit ihren Schülern auf dem Brombachsee umher.

Insgesamt habe die scheidende Rektorin vier verschiedene Lehrpläne mitgemacht, wusste Schatz zudem zu berichten. "Wir waren schon im Schuldienst, als Begriffe wie Ganztagsklassen, Mittagsbetreuung oder PISA-Studien noch Fremdwörter waren." Überhaupt habe man es damals mit einer völlig anderen Generation an Schülern zu tun gehabt: "Es gab keine Handys. An eine Überwachung des Medienverhaltens der Schüler dachte kein Mensch." Für den Schulamtsdirektor verfüge Rupprecht über alle positiven Eigenschaften eines richtigen Kapitäns: Erfahrung, Autorität, Empathie und Wissen. "Du hast dadurch zufriedene Schüler, ein gutes Kollegium und wohlwollende Eltern gehabt", lobte er Rupprecht für ihr "vorbildliches Verhalten." Jedenfalls – so ist sich Schatz sicher – hinterlasse Rupprecht eine "renommierte Adresse in Roth".

Lob gab es auch von Landrat Herbert Eckstein: "Ich hatte schon immer den Eindruck, Sie machen ihren Beruf gerne." Für Eckstein ist klar, dass ein Beruf im Lehramt keine einfache Aufgabe sei – insbesondere heutzutage: "Früher war der Erziehungsauftrag klar geregelt. Heute bleibt immer mehr bei den Lehrern hängen." Rupprecht habe sich auch dieser Herausforderung meisterlich gestellt.

Bürgermeister Ralph Edelhäußer attestierte eine stets gute Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Schulleitung: "Wir schaffen lediglich die Rahmenbedingungen für eine Schule, Leben müssen die Pädagogen ins Haus bringen." Und dafür sei Sabine Rupprecht eine "Garantin" gewesen.

Rupprecht kann stolz auf "wilde 13 Jahre" an ihrer Schule zurückblicken. Und heute kann sie nur noch darüber schmunzeln, als vor über zehn Jahren im Altbau die Decke einstürzte. "Wir haben aber auch in diesem Fall alle an einem Strang gezogen – und das ist wichtig." Ihre Kolleginnen und Kollegen werde sie jedenfalls sehr vermissen. Rupprecht versprach: "Ich komme zurück, um euch zu besuchen."

Zum Abschied gab es viele Geschenke und Musikeinlagen der Schulkinder. Als allerdings die Lehrerschaft das Lied "I am Sailing" anstimmte, musste Rupprecht schon mit der einen oder anderen Träne kämpfen: "Es war ein herrliches und schönes Abschiedsfest."

Trotz fortschreitender Digitalisierung wünscht sich Sabine Rupprecht, dass die "elementaren Grundkenntnisse" wie Rechnen, Schreiben und Lesen nicht auf der Strecke bleiben: "Was kommt, muss gemacht werden, aber mit gesundem Verstand."

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