Rüdiger Oppermanns Klangwelten in Roth

11.12.2017, 20:00 Uhr
Rüdiger Oppermanns Klangwelten in Roth

© Fotos: Tobias Tschapka

Die nicht nur beim Rother Publikum äußerst beliebte "Klangwelten"-Tour feierte im vergangenen Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Aber der musikalische Traum ist noch lange nicht ausgeträumt, und so ist die diesjährige Tour mit "31 years of excellence" überschrieben. "Es ist immer wieder aufregend. Wir spielen derzeit jeden Tag, und immer ist es ein intensives Erlebnis", so Klangwelten-Mastermind Rüdiger Oppermann, der auf der ganzen Welt nach musikalischen Ausnahmetalenten sucht, um mit ihnen auf Tour zu gehen.

Dabei gehe auch manchmal so einiges schief, wenn zum Beispiel Behörden mal wieder nicht rechtzeitig die nötigen Visa ausstellten oder andere organisatorische Dinge schief liefen. Seine Aufgabe sei es, zusammenpassende Musiker auszuwählen und ein gemeinsames Programm zu gestalten, und er gehe davon aus, dass er das auch heuer wieder geschafft habe.

Den Anfang machte der aus dem Iran stammende Mehrzad Azamikia, der zum ersten Mal in Deutschland musiziert. Er ist Experte für das iranische Streichinstrument "Kemenche", welches auch in Armenien, Aserbeidschan, Türkei und Kurdistan gespielt wird. Sie geht zurück auf die Byzantinische Lyra und wird mit einem Bogen gespielt.

Begleitet wurde er dabei auf den Tablas-Trommeln von dem Inder Jatinder Thakur, der einzige Musiker (von Oppermann und seinem Harfenspiel mal abgesehen), der bei "Klangwelten" von Anfang an mit dabei ist. Ebenso wie seine wirbelwind-schnelle rechte Hand und der kräftigen linken, mit denen er das überaus gefühlvolle Kemenche-Spiel von Azamikia mit Basslinien unterlegt.

Mittelalter und Affenlaute

Nach einem europäischen Harfenstück aus dem Mittelalter von Oppermann waren zwei Musiker von der indonesischen Insel Java an der Reihe: Agus Supriawan und Wahyu Rochewandy, die zusammen das Duo "Agus Wahyu Rhythm Explosion" bilden. Den Namen darf man durchaus wörtlich nehmen, denn die beiden stellten in der Tat eine explosive Mischung dar. Bei ihnen kam das "Saron", gleichgestimmte Metallophone mit sechs Tasten, traditionelle "Gendang"-Trommeln und die archaische Vokaltechnik "Sanggak" zum Einsatz, die in Java eigentlich schon lange wieder aus der Mode ist, aber von Agus und Wahyu wieder "ausgegraben" wurde. Zwischen abgehackten Silben, Affengeschrei, Anfeuerungsrufen und rauschhafter Vokalakrobatik klingt das wie eine archetypische Ursprache der Menschheit.

Schließlich zeigte auch noch der aus Madagaskar stammende Monjamahafay "Monja" Deze sein virtuoses Können an einer Kastenzither namens "Marovaani", zu deren wichtigsten Bestandteilen laut Oppermann nach wie vor die Bremsen von französischen Fahrrädern gehört, denn der ostafrikanische Inselstaat war früher einmal französische Kolonie. "Und das ist auch der Grund, warum auf Madagaskar alle Fahrräder ohne Bremsen herumfahren", erklärte Oppermann. Monja spielt das mit zwei Reihen von Saiten rechts und links am Klangkörper bespannte Instrument mit einer erstaunlichen Leichtigkeit sowie einer Geschwindigkeit und Präzision, die das Publikum staunen ließ.

Dazu hatte er auch noch eine fantastische Gesangsstimme, und zeigte zusammen mit seinem Partner schließlich auch komödiantische Züge, als sie im Rhythmus zur Musik über die Bühne tanzten. Nachdem die Musiker im ersten Teil ihr Können alleine unter Beweis stellten, so spielten sie nach der Pause viele Stücke gemeinsam. Und wenngleich sie alle aus den unterschiedlichsten Gegenden und Kulturkreisen der Erde stammten – die Arrangements harmonierten trotz aller Fremdartigkeit wieder wunderbar. Beim "Klangwelten"-Festival ist das die Regel, und nicht die Ausnahme.

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