Schnellsprechkünstler Philipp Weber in der Kulturfabrik Roth

9.12.2014, 19:52 Uhr
 Schnellsprechkünstler Philipp Weber in der Kulturfabrik Roth

© Foto: Tobias Tschapka

Vermutlich sei dieses rastlose Verhalten jedoch nur ein Nebeneffekt des vielen Zuckers, der sich heute in Getränken finde. Zum Beispiel beim „Modegesöff Red Bull“, das laut Weber „wie der Morgenurin eines zuckerkranken Gummibärchens“ schmecke. „Bäh!“

Dann doch lieber Bier, den edlen Hopfensaft, dem er große Heilkraft zuschreibe und dessen „edle Dolde nicht mit dem Brauen von Hopfenblütentee entweiht werden darf“. Oder noch besser Wein, denn schließlich habe er von seinem Onkel Rudi kürzlich einen Weinkeller geerbt. Der Erbonkel hätte jedoch nicht verbrannt werden können, „weil sonst eine Verpuffung gedroht hätte“, so Weber. Aber auch er selbst habe seine Schwierigkeiten mit der Trinkerei. Ob man denn vernünftig mit Alkohol umgehen könne, habe er sowohl seine Freundin als auch seinen Arzt gefragt. „Meine Freundin sagt nein, mein Arzt sagt ja — aber nicht Sie, Herr Weber!“

Sein Programm mit dem Untertitel „Warten auf Merlot“ würzte Weber mit gar nicht so komischen Zahlen und Fakten. So würden jedes Jahr rund 75 000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums sterben, an Spätfolgen des Rauchens sogar 120 000. „Nur mal so zum Vergleich, Todesopfer in Folge von Cannabisgenuss gibt es genau Null pro Jahr“, so Weber.

Wer sich gesund ernähren will, könne es ja mal mit Gemüsesäften probieren, die seine Freundin dauernd anschleppen würde. „Wobei mich das Wort Sauerkrautsaft immer an Ohrenschmalzbrot denken lässt“, sagte Weber, sodass viele Besucher bei dem Gedanken unwillkürlich das Gesicht verzogen.

Lebenselixir des Künstlers

Wer hingegen einmal Ingwersaft probieren möchte, solle zuerst mit Meister Proper üben. „Und das Rezept von Zwiebelsud hat der Teufel Hildegard von Bingen unter Folter eingeflößt“, war Weber überzeugt. Wesentlich schmackhafter sei dann doch der gute alte Kaffee, das „Lebenselixir des Künstlers“. Nur Koffein müsse er haben, Schlaf sei schließlich kein würdiger Ersatz für guten Kaffee. Die koffeinfreie Variante sei demzufolge jedoch „etwa so sinnvoll wie die Klöten eines Kardinals“.

Einen Gag nach dem anderen haute Weber raus, ein Brüller folgte dem nächsten, sodass das Publikum kaum eine Chance hatte, seinerseits den Durst zu stillen, denn natürlich bot die Kufa-Theke vor und in der Pause nicht nur Merlot (ohne Wartezeit), sondern noch viele andere Getränke, denen an diesen Abend allesamt eine ganz andere Bedeutung zukam.

Ganz am Schluss, als Weber in der Rolle eines betrunkenen russischen Priesters ans offene Grab seines Onkels Rudi zurückkehrte (und dabei wie bei einer Seebestattung schwankte), da brachte er sein Thema ganz überraschend auf den Punkt: „Den Durst der menschlichen Seele löscht einzig und allein die Liebe“. Wenn das kein besinnlicher Schluss war. Darauf ein Prost!

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