Schule am Stadtpark setzt Zeichen gegen Rassismus

2.7.2016, 07:00 Uhr
Schule am Stadtpark setzt Zeichen gegen Rassismus

© Foto: Tobias Tschapka

Asylbewerber sind so manchem ein echter Dorn im Auge. Das wissen wir nicht erst seit den Verbalentgleisungen der AfD. Auch Anja Knieling, die hauseigene Sozialarbeiterin der „Schule am Stadtpark“, hat sich schon den einen oder anderen Spruch anhören dürfen: Benefizlauf? „Für die nicht!“, hieß es da beispielsweise. „War klar, dass wir solche Tendenzen auffangen müssen“.

Knieling suchte das Gespräch – mit Schülern, mit Eltern – und sah sich facettenreichen Diskriminierungstendenzen gegenüber: „Also nicht nur im Hinblick auf Migranten. Das fängt generell dort an, wo jemand anders ist“, merkte sie schnell und wollte im Sinne des Schulleitbildes gegensteuern. Darin werde immerhin gefordert: „Wir gehen respektvoll miteinander um“.

Knieling stieß auf die Projektinitiative „Schule ohne Rassismus“. Ein Titel, um den sich deutschlandweit bereits mehr als 2000 Lehranstalten erfolgreich beworben haben.

In Mittelfranken gehören dazu auch die Realschule Hilpoltstein sowie die Grund- und Mittelschule Rednitzhembach. Die Abenberger Volksschule wird das Label am Mittwoch als 100. Bildungseinrichtung im Bezirk erhalten.

Doch vor eine Verleihung haben die Initiatoren Prämissen gesetzt: „Wer den Titel will, braucht die Unterschriften von mehr als 70 Prozent aller Mitglieder der Schulfamilie“, erklärt Aneta Reinke vom Bezirksjugendring, der auf mittelfränkischer Ebene als Projektkoordinator fungiert.

Außerdem verpflichte sich die Bewerber-Schule, einmal pro Jahr ein themenbezogenes Projekt zu schultern: Ob klein, aber fein oder besonders öffentlichkeitswirksam – Hauptsache nachhaltig. Schließlich gelte es noch, einen Paten zu werben, der die Sache unterstützt .

In der „Schule am Stadtpark“ war die Signaturliste schnell gefüllt. Und das Thematisieren von Rassismus wie Diskriminierung fand ohnehin schon „in allen möglichen Bereichen“ statt – eben weil man sich den gegenseitigen Respekt ja in die Schulstatuten geschrieben hatte. Die Patenschaft übernahm auf Anfrage der Nürnberger Rock-Radiosender „Star FM“.

Kurz: Die Voraussetzungen passten, die Initiative wuchs. Und wuchs.

Inzwischen ist im Zeichen von Antirassismus eine Art Kooperationsverbund zwischen Förderzentrum, Gymnasium und Realschule entstanden. So ging jüngst ein gemeinsames Kunstprojekt an den Start, im Zuge dessen die Fünftklässler der jeweiligen Schulen große Holzfiguren bemalen, die schließlich zu einem symbolträchtigen, sich die Hände reichenden Ensemble zusammengeführt werden. Als „Wanderobjekt“ soll die Skulptur danach die Pausenhallen bereichern – inklusive verplombter Spendendose, deren Inhalt am Ende benachteiligten Kindern zugute kommt.

Doch damit nicht genug. Denn für Montag und Dienstag kommender Woche prangen zwei „Kreativtage“ im Kalender des Förderzentrums. Dass dabei erneut die Beschäftigung mit  „Rassismus“ in den Fokus rückt, versteht sich. Dazu tritt eine Tanzgruppe in Aktion, ein Geschichtenzelt lüftet den Vorhang und unterschiedliche Stationen fordern zum Mittun auf.

„Bedingung erfüllt“ könnte der Bezirksjugendring somit zufrieden konstatieren und der „Schule am Stadtpark“ diesen Freitag, 8. Juli, guten Gewissens das „Schule ohne Rassismus“-Schild an die Eingangstür heften. Wird er auch tun. Aber Förderzentrum und Rother Gymnasium setzen danach noch eins drauf: Sie erwecken am 13. Juli einen gemeinsamen Aktionstag zum Leben. Workshops zum Thema, ein Theaterstück wider Rassismus, Kochsessions oder Filmvorführungen beleben dann die Stundentafeln der Schulen, deren Schüler sich zu diesem Zweck auch wechselseitig besuchen.

„Wir hoffen, das alles bringt langfristig eine positive Dynamik mit sich“, meint Anja Knieling, während ihr Chef, Schulleiter Hans-Peter Brüchle, Zuversicht schürt: „Mit dem Titel ´Schule ohne Rassismus` setzen wir ein Zeichen. Da ist es richtungsweisend, wenn andere Schulen mit ins Boot steigen...“

Vor allzu hohen Erwartungen rät der Bezirksjugendring allerdings ab: „Der Titel bedeutet nicht, dass Rassismus, Mobbing oder Diskriminierung an einer Schule tabu sind“, unterstreicht Aneta Reinke. Gleichwohl sei´s ein Signal: „Man hat sich auf den Weg gemacht, um jeder Art von Ungleichwertigkeit in der Schulgemeinschaft vorzubeugen. Und man will dem entschlossen begegnen...“

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