Schwarzbeersträucher-Sammler sind unterwegs

4.2.2018, 06:00 Uhr
Schnipp schnapp, Sträucher ab. Im Landkreis sammeln Firmen Schwarzbeerreisig für Blumengestecke. Die Genehmigungen der Grundstücksbesitzer fehlen nach Erfahrung der Förster aber oft.

© Viola Bernlocher Schnipp schnapp, Sträucher ab. Im Landkreis sammeln Firmen Schwarzbeerreisig für Blumengestecke. Die Genehmigungen der Grundstücksbesitzer fehlen nach Erfahrung der Förster aber oft.

Im konkreten Fall hat eine Leserin der Hilpoltsteiner Zeitung am Wochenende bei einem Waldspaziergang ein Fahrzeug mit auswärtigem Kennzeichen mitten im Wald stehen sehen. Der Fahrer schnitt gerade die Zweige von Heidelbeersträuchern und lud diese büschelweise ein.

Sie sprach den Mann auf sein Handeln an, dieser konnte allerdings kaum Deutsch und konnte ihr nicht sagen, was er da tat. Weil es ihr seltsam vorkam, rief sie bei der Polizei an, um den Vorfall zu melden. Denn die Entnahme von Holzbestand aus dem Wald ist grundsätzlich nicht erlaubt, betont der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Heideck-Schwabach, Matthias Netter. Auch der Hilpoltsteiner Polizeidiensstellenleiter, Siegfried Walbert, weist darauf hin, wer ohne den Grundstückseigentümer zu fragen, Zweige abschneidet, der stiehlt.

Der für Zell zuständige Revierförster Herbert Meyer kennt das Problem "schon seit 20 Jahren", sagt er. Immer im Februar und März seien die Sammler in der Gegend anzutreffen und es sei "nicht in den Griff zu bekommen". Gerade Firmen aus dem südbayerischen Raum kämen nach Franken, um hier in den lichten Kiefernwäldern, wo die Heidelbeeren in Massen wachsen, abzuernten. Verwendet werden die Zweige dann als Dekoration und Füllmaterial in der Floristik für Gestecke oder Sträuße.

Die meisten Firmen hätten seit zwei Jahren Genehmigungen von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt vorzuweisen. Das kann auch Sachbearbeiter Klaus Schmidt bestätigen. Landkreisweit hätten vier Firmen Genehmigungen beantragt und erhalten. "Das ist aber nur die naturschutzrechtliche Genehmigung", sagt er. Die des entsprechenden Waldeigentümers müssten die Firmen aber selbst einholen. Aber genau das passiere oft nicht, kritisiert Revierförster Meyer. Er selbst habe schon einige Male Sammler im Hilpoltsteiner Stadtwald, für den er zuständig ist, angetroffen, die definitiv keine Genehmigung hatten. "Sie wissen oft gar nicht, wo sie gerade sind und welcher Wald wem gehört. Und wenn man sie auffordert, zu gehen, dann machen sie woanders weiter", erklärt Meyer. Auch die Polizei habe er schon gerufen, aber die Anzeigen seien im Sande verlaufen, weil die Schadenshöhe zu gering war: "Das ist eine unbefriedigende Geschichte".

Die einzige Chance die er sieht, die Sammler zu stoppen, ist die Hoffnung, dass diese seiner Beobachtung nach oft aus dem Osten stammenden Arbeiter möglicherweise keine Arbeitserlaubnis in Deutschland haben. Das, sagt Polizeichef Walbert, sei aber nur relevant, wenn diese aus einem Drittstaat wie der Ukraine, Russland oder Weißrussland stammen, EU-Ausländer kommen in den Genuss der europaweiten Freizügigkeit und dürfen somit auch arbeiten, wo sie wollen.

Privaten Waldbesitzern, die einen Sammler ohne entsprechende Genehmigung in ihrem Wald antreffen, rät Meyer trotzdem, die Polizei zu informieren.

Polizei-Chef Walbert erklärt, wenn eine Anzeige eingehe, nehme die ihren normalen Weg. Es werde ein Strafverfahren eingeleitet und der Fall lande dann bei der Staatsanwaltschaft. Ihm sei allerdings bislang noch kein Verfahren dieser Art bekannt.

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