Seit 40 Jahren heilt der Hilpoltsteiner Wunderdoktor

3.8.2018, 06:00 Uhr
Seit 40 Jahren heilt der Hilpoltsteiner Wunderdoktor

© Tobias Tschapka

Nur einmal im Jahr bekommt man bei ihm Termine – und zwar zum Burgfest. Der "Wunderdoktor" behandelt dann auf eine geheimnisvolle und effektive Methode: Ein Klecks mit seiner "Wundersalbe" auf die Stirn und die von der Dummheit befallenen Patienten erfreuen sich wieder bester Gesundheit. Ob die Krankenkassen die Behandlung übernehmen ist immer noch ein großes Geheimnis. Und, ob die Salbe wirklich geholfen hat, verrät auch keiner. Geheilte Hilpoltsteiner hüllen sich darüber in Schweigen – sie sind ja schließlich nicht (mehr?) dumm.

Denkt nicht ans Aufhören

Seit nunmehr 40 Jahren kümmert sich "Wunderdoktor" Johann Schneck um die Vernunft und das Wohlbefinden seiner Mitbürger. Scheinbar mit Erfolg, sonst würde er den Job ja nicht so lange ausüben. An ein Ende seiner Karriere denkt er auch noch nicht so richtig: "Momentan habe ich keine Gedanken über ein Aufhören. Ich mache das schon noch ein bisschen."

Einen Nachfolger suche er auch noch lange nicht. Das Zepter seiner Heilkraft könne er auch nicht so ohne Weiteres innerhalb seiner Familie weitergeben: "Für so eine verantwortungsvolle Aufgabe haben die keine Zeit im Leben." Vor allem um die Zeit des Burgfestes.

Seit genau 50 Jahren stehen Schneck und seine Familie im treuen Dienst des höchsten Hilpoltsteiner Festes. Insgesamt 15 Familienmitglieder seien seit fünf Dekaden intensiv in das Festtreiben eingebunden – vom Bogenschützen über einen Fanfarenbläser bis hin zu allerhand administrativen Aufgabe legen sich die Schnecks nämlich voll ins Zeug.

Das jüngste Mitglied ist der elfjährige Enkel Julian, der vom "Wunderdoktor" auch dieses Jahr wieder behandelt werden muss: "Der arme Bub braucht noch einmal eine Behandlung mit der Wundersalbe. Die bisherigen Versuche, ihn von seiner Dummheit zu heilen, waren ohne großen Erfolg", lacht Schneck.

Doch: Julian und seine Familie sind Schnecks großer Stolz. Ohne die ginge gar nichts. Gerne blickt er auf die vielen Familiengeschichten rund um das Burgfest zurück, besonders, als seine Frau 1985 Burggräfin wurde. Besonders schön findet er, dass alle über die Jahre "nach und nach" in das Burgfest hineingewachsen seien. So wie die Familie gewachsen sei, war sie immer Teil vom Burgfest.

Rückblickend auf 50 Jahre Burgfestgeschichte lobt Schneck die Entwicklung der Veranstaltung in den höchsten Tönen: "Es ist alles professioneller geworden. Wenn ich mir 30 Jahre alte Bilder vom Festzug ansehe, sieht man einen großen Unterschied." Damals trug man "hingepappte Bärtchen" und alles erschien amateurhaft. Heute ist das anders, denn alles stimme bis hin zu den kleinsten Details. "Das fällt schon auf, wenn man so lange dabei ist wie ich." Das Burgfest sei aufgewertet und fester Bestandteil von Hilpoltstein geworden.

Sultans Äffchen kuriert

Auch dieses Jahr praktiziert Schneck beim Festspiel. Die Hilpoltsteiner verlassen sich auch weiterhin auf ihren "Haus- und Hofdoktor". Schließlich hat er ja schon des Sultans Äffchen kuriert und "dem Pappenheimer seinen Hund". Größter Erfolg war die Heilung eines Grafen, der fünf Wochen lag – der Wunderdoktor brachte den Adeligen wieder auf die Beine.

Auch im richtigen Leben wird er respektvoll anerkannt. Auf der Straße und beim Einkaufen sei es keine Seltenheit, dass er mit "Grüß Gott Herr Doktor" begrüßt werde. Selbst sein Arzt begrüße ihn stets mit "Herr Kollege".

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