Spalt: Bierfilzchen sind Günter Hilgers Leidenschaft

20.10.2015, 19:40 Uhr
Spalt: Bierfilzchen sind Günter Hilgers Leidenschaft

© Fotos: Leykamm

Ein Appell, der nicht ungehört verhallt. Erst kürzlich warf zum Beispiel der zweite Bürgermeister der Hopfenstadt, Alfred Zottmann, einen der begehrten Deckel durch den Schlitz, was er dem Sammler auch gleich beim Kirchweihfestzug mitteilte, in dem er in den Reihen des Trachtenvereins mitmarschierte.

In Hilgers Heim offenbart sich die ganze Sammelleidenschaft des 46-Jährigen. Dabei ist der Besitzer der vielen Schätze rund ums Bier gar nicht in erster Linie auf die Menge aus, sondern an der Besonderheit seiner Trophäen interessiert. Jedes Glas und jeder Krug erzählt seine eigene Geschichte.

Haustrunk und Bierlikör

Spalt: Bierfilzchen sind Günter Hilgers Leidenschaft

Hilgers Dachgeschoss bildet ein echtes kleines Museum. Von der kompletten Hopfenzupfer-Ausrüstung bis hin zur "Biergalerie Franken" mit unzähligen Etiketten reicht die Palette, in der es sich ergiebig stöbern lässt. Der "Spalter Bockl", das Mühlreißighaus als Holzstich oder ein historischer Fassdeckel – Neues und Vertrautes gibt es zu entdecken.

Auch Bierlikör stellt er selbst her. Und mittendrin in dem Sammelsurium hängt eine Wäscheleine. Sie ist kein Exponat, sondern einfach Lebenswirklichkeit.

Herzstück von Hilgers Sammlung ist jedoch ein anderer Raum. In ihm reihen sich 610 Ordner aneinander, in denen seine Bierdeckel fein säuberlich nach dem Brauereien-Alphabet sortiert sind. Zu den mehr als 31.000 verschiedenen Untersetzern gesellen sich immer weitere. Vieles fällt dem Sammler förmlich zu, bei anderen Zeitgenossen bohrt er solange nach, bis sie ihre Exemplare herausrücken.

Der Unterschied macht’s

Die Sammelobjekte gibt es nicht nur rund oder quadratisch. Auch Sterne und andere Formen sind dabei. Besondere Raritäten sind Fehldrucke: Einen Deckel etwa ziert die Spalter Brauerei auf der einen und eine aus Bonn auf der andere Seite. Die Vielfalt ist immens. Allein von Exemplaren mit dem Kornhaus als Motiv gibt es etliche verschiedene, die sich oft nur um Nuancen unterscheiden und fast als Fehlersuchspiel eignen.

Cola- und Weindeckel hat Günter Hilgers Sammlung ebenfalls zu bieten. Sogar Jugendfotos von ihm und seiner Mutter zieren einige Exemplare. Sich auf einer offiziellen Bierdeckelreihe wiederzufinden, ist Hilgers Traum. Sein Gesicht dürfte einigen Fernsehzuschauern aber schon aus der RTL-Serie "Schwiegertochter gesucht" bekannt sein. Die Suche blieb allerdings bislang erfolglos. So bleibt die eigene Mutter, mit der er seit 20 Jahren im Haus in der Gänsgasse lebt, vorerst die wichtigste Frau im Leben des 46-Jährigen.

Anna Hilger hat ihren Sohn erst zum Bierdeckelsammeln gebracht. Sie selbst häuft stattdessen Puppen an. 230 sind es schon. Besonders stolz ist die 77-Jährige auf ein Exemplar, das seinerseits schon drei Jahrzehnte hinter sich hat und an die einstige Heimat erinnert: Rumänien und im weiteren Sinne Ulm. Denn die Hilgers gehören zu den Banater Schwaben.

Als Kriegskind spielte Anna Hilger damals noch mit Puppen aus Maiskolben. Das Mangelgefühl hat sie geprägt: "Ich werfe nichts weg", sagt sie.

40.000 Untersetzer sind als nächste Marke anvisiert. Und die muss noch nicht die letzte sein, auch wenn das Hobby viel Arbeit macht. Etliche unsortierte Exemplare liegen noch zur Archivierung auf Hilgers Schreibtisch. Die Wände rundum zieren unzählige Sinnsprüche. „Kühles Bier und junge Weiber sind die besten Zeitvertreiber“, heißt es da etwa. Für Günter Hilger gehören allerdings unübersehbar auch Bierdeckel dazu.

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