Spalter Asylbewerber überwältigt Handtaschendieb in Nürnberg

30.10.2014, 09:22 Uhr
Spalter Asylbewerber überwältigt Handtaschendieb in Nürnberg

© Bernlocher

Er war nach Nürnberg gekommen, um seinen Onkel zu besuchen, vorher sei er in der Innenstadt noch ein wenig spazieren gegangen, so berichtet er. Von der Fußgängerzone bog er in eine kleinere Nebenstraße ein, wo genau es war, kann er nicht mehr sagen, so gut kennt er sich in Nürnberg nicht aus. Plötzlich kam ihm eine Frau entgegen gelaufen und habe etwas gerufen. Ein dunkel gekleideter Mann rannte davon, schildert er die Situation.

Szene richtig eingeschätzt

Ruslanbek Zhamalaev kommt aus Tschetschenien und lebt mit seiner Familie erst seit anderthalb Jahren in Deutschland. Deutsch kann er kaum, und so verstand er auch nicht, was die Frau schrie. Was passiert sein könnte, nämlich, dass der Frau die Tasche gestohlen worden war, schätzte er aber sehr schnell richtig ein und verfolgte den davonlaufenden Mann gemeinsam mit dem Kellner eines nahen Cafés. Als sie ihn eingeholt hatten, überwältigten sie ihn gemeinsam und fanden bei ihm auch die Tasche der Frau. Zusammen führten sie den sich wehrenden Mann zu der bestohlenen Frau zurück, erzählt Zhamalaev. Als die Frau nachsah, war sie sehr erleichtert, dass noch alles in der Tasche gewesen sei.

Die Polizei sei schnell eingetroffen und habe den Dieb festgenommen, bestätigte das Polizeipräsidium Mittelfranken den Vorfall gegenüber Redaktionsanfragen.

Der Asylbewerberhilfskreis aus Spalt lobt Ruslanbek Zhamalaev sehr für seine beherzte Tat. Er betont, dass dieser und seine Familie sich gut einbringen.

Job im Landratsamt

Zhamalaev arbeitet als Hausmeistergehilfe am Landratsamt in Roth, nach einem Ein-Euro-Job hat er dort seit April eine volle Stelle, wo er täglich arbeitet. „Wenn man eine Aufgabe hat, ist das gut. Wenn man keine Arbeit hat, wird man sonst depressiv“, sagt er.

Auch den zwei Töchtern (12 und 8) und den drei Söhnen (2, 6, 10) gefalle es gut in Deutschland. Sie können schon ganz gut Deutsch sprechen und gehen in Spalt zur Schule und in den Sportverein. Zhamalaevs Frau Zarema mag Deutschland auch.

In Spalt fühle sich die Familie sicher, sagen sie. Nachdem sie aus ihrer Heimat Tschetschenien fliehen mussten, hätten sie unter anderem schon in den Niederlanden und in Polen gelebt. In Polen sei die sehbehinderte Zarema einmal überfallen worden und ihre Handtasche mit allen Papiere weg gewesen. Für sie ein Trauma und wohl auch ein Grund, warum Ruslanbek Zhamalaev in Nürnberg so schnell gehandelt hat.

Bis März nächsten Jahres darf die Familie vorerst bleiben. Ob sie danach eine weitere Aufenthaltsgenehmigung bekommt, weiß sie noch nicht.