Spectrum-Galerie zeigt in Roth "Ach, Mensch!"

21.11.2017, 06:00 Uhr
Spectrum-Galerie zeigt in Roth

© Foto: Unterburger

Betritt man die Kunstgalerie, fällt einem zunächst eine Installation, hergestellt aus Puppen, Steinen und Metall, ins Auge. Bei den Puppen handelt es sich um lachende Afrikaner. Sie kommen als Flüchtlinge hierher. Am Boden liegt ein Kreuz. "Was erleben die Flüchtlinge auf ihrer Flucht nach Europa? Nächstenliebe? Herz?", fragt die Künstlerin. "Ich versuchte, den krassen Gegensatz ihrer Fröhlichkeit zur Ablehnung der Gastländer darzustellen." Und: "Diese Menschen kommen aus einem Land, wo Chaos herrscht und kommen in ein Land, in dem sie abgelehnt werden."

Blickfang der Ausstellung sind sechs großformatige Porträts, die sie "Garjzk" (Licht), "Hugin" (Gedanken), "Manin" (Gedächtnis), "Whyrda" (Schicksal), "Brisingr" (Feuer) und "Slytha" (Schlaf) nennt. Eines dieser Porträts hat die Künstlerin bereits bei der Jahresausstellung 2016 in der Hilpoltsteiner Residenz ausgestellt. Die von ihr gewählten Begriffe stammen von Christopher Paolini, dem Autor der "Eragon"-Bücher.

Es handelt sich um übermalte Fotos, die Sabine Reimann durch verschiedene Farben verfremdet hat. Was auf den ersten Blick wie ein arabisches Gesicht aussieht, ist in Wirklichkeit ihr Mann Armin, der sich für dieses Experiment fotografieren ließ. Sein Gesicht hat sie mit Tonerde zusätzlich verfremdet. In einem der sechs Porträts zeigt sich das Gesicht mit geschlossenen Augen, was für die Künstlerin soviel bedeutet wie: Man stellt keinen Kontakt mehr mit diesem Menschen her, denn er ist tot.

Zu sehen ist auch eine Web-Netz-Trilogie. Ein Tripthychon aus drei identischen Fotos (jedes 60 Zentimeter breit, 80 Zentimeter hoch), von denen die beiden äußeren verkehrt herum aufgehängt sind. Damit ergibt sich eine ungewohnte Fortsetzung des Motivs eines Fischernetzes (genau genommen eines Netzhaufens) mit fortlaufenden Liniennetzen, die einerseits durch die Fotos bedingt sind und andererseits durch das Auge des Betrachters ergänzt werden.

Das Netz kommt in der Natur als Spinnennetz vor, diente schon in vorchristlicher Zeit dem Menschen als Hilfsmittel zum Transport von Waren und zum Fang seiner Nahrung auf dem Land und im Wasser und findet in der Bibel als Fischernetz des heiligen Petrus, des Menschenfischers, Erwähnung. Heute entdeckt man in Netzen oft Plastikmüll und künstliche Stoffe, mit denen der Mensch die Flüsse und Meere und sich selbst verschmutzt.

Drei Fotos mit rätselhaften Ansichten hat die Künstlerin in Karlsbad aufgenommen. "Es handelt sich um den Blick auf ein durch Chemikalien verschmutztes Flussbett", erläutert Reimann, "die Fotos sind unbearbeitet und so belassen, wie ich das Flussbett gesehen habe."

Der Mensch als Gefahr

Eine weitere Arbeit zeigt einen Baum. "Hierbei geht es um die Lebenselemente Asche und Feuer", sagt Reimann, "der Baum als Teil der Natur ist durch den Menschen gefährdet. Die Farbe rot ist dominant und symbolisiert das Feuer, übrig bleibt die schwarze Asche."

Sabine Reimann experimentiert auch mit dem Computer. Als Ergebnis zeigt sie vier "Vektorgrafiken". Die Künstlerin: "Grundlagen waren die sogenannten Ein-Linien-Figuren von Pablo Picasso, ein Vektor ist die Verbindung zwischen zwei Punkten."

Abgeschlossen wird die Kunstausstellung durch das Werk "Perlen vor (für) die Sau", eine Installation aus selbst gefertigten (missglückten) Glasperlen, die auf einem Spiegel aufgeklebt sind, in den ein (Keramik-)Ferkel blickt (oder der Betrachter, wenn er von oben auf das Gesamtwerk schaut). . .

Öffnungszeiten:
Donnerstag, 23. November und 30. November 2017: 14 bis 17 Uhr
Samstag, 25. November und 2. Dezember 2017: 11 bis 13 Uhr

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