Spuren im Wald: Unterricht im grünen Klassenzimmer

14.10.2016, 18:36 Uhr
Spuren im Wald: Unterricht im grünen Klassenzimmer

© Foto: Tobias Tschapka

Alle Jahre wieder treffen sich die Mädchen und Buben am Waldlehrpfad Dürnberg in der Nähe der Kanalschleuse östlich von Altenhofen, um in der freien Natur viel Wissenswertes über Wald und Flur zu erfahren. In Kooperation beider Schulen mit dem Rother Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie den Schülereltern hatte Hauptorganisator und Förster Herbert Meyer, zuständiger Revierleiter für die Gemeinden Georgensgmünd, Hilpoltstein und den Stadtwald Abenberg, ein kurzweiliges Programm auf die Beine gestellt.

„Ich mach’ das aber zum letzten Mal“, meint Meyer, denn er übernimmt 2017 das Rother Forstrevier, hat aber vor, dort ebenfalls einen Walderlebnistag für Grundschulen auf die Beine zu stellen.

Zuerst treffen jetzt die beiden dritten Klassen der Meckenhausener Grundschule ein. Mit dem Bus. Im Gegensatz zu den vier Hilpoltsteiner Klassen der dritten Jahrgangsstufe, die das Ziel über eine Distanz von drei Kilometern per pedes zurücklegen. Schadet aber nichts, finden die Lehrerinnen – und den Kindern scheint’s zu gefallen.

Bevor die Kleinen sich auf den Weg in den Wald machen, in dem von den Eltern betreute Spielstationen warten, gibt es erstmal eine Einführung durch Forstwirtschaftsmeister Anton Schneck. Er präsentiert die Werkzeuge, mit denen die Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten zu tun haben. Die „schwedische Raumaxt“ zum Beispiel, mit der kleine Bäume gefällt werden, der „Hohlspaten“ zum Pflanzen der Bäume oder auch die „Klubbe“, mit der der Baumurchmesser ermittelt wird.

Schneck vergisst auch nicht, den Kindern das Warnschild zu zeigen, das die Waldarbeiter aufstellen, wenn sie Bäume fällen. „Der Totenkopf da drauf schaut aber gruselig aus“, meint einer. „Und der ist da auch nicht ohne Grund drauf. Wenn einem so ein Baum auf den Kopf fällt, dann ist es nämlich aus“, erwidert Schneck ernst.

Diesmal wurden jedenfalls ganz sicher keine Bäume am Dürnberg gefällt. Auch sonst drohte den Kindern, die sich ohne erwachsene Begleitung in Sechsergruppen auf den Waldlehrpfad begaben, keine Gefahr.

„Ich hab’ heute früh keine Wildschweinspuren gesehen, nur einen Fuchs, der mir im Morgengrauen über den Weg gelaufen ist, aber den werdet ihr nicht treffen, weil er nachtaktiv ist“, erläutert Förster Meyer, der den Steppkes für ihren Marsch viel Spaß wünscht. Mahnend zeigt er aber auch noch in Richtung einer Infotafel am Waldrand, die mutwillig zerstört wurde. „Ich hoffe, dass ihr eure überschüssige Energie nicht auf diese Weise loswerdet“, so der Förster. Dann aber kann es losgehen, und die Kinder stiefeln los. Einer der Gruppe hat immer ein Klemmbrett unterm Arm, auf dem die Punkte, die es an den Stationen zu sammeln gilt, von den Eltern vermerkt werden. Auf dem Zettel steht auch der jeweilige Name des Teams: „Die sechs Fragezeichen“ zum Beispiel oder die „Sunny Sisters“, die „Waldeichhörnchen“ und „Hötnihütz“ – was angeblich einer Mädchen-Pferdegeschichte stammt.

Mit Pferden hat an diesem Morgen eigentlich niemand gerechnet, aber tatsächlich fährt auf einmal ein Gespann an den Kindern vorbei. Nichts wie ab jetzt zur Station „Wilde Tiere“, bei der die Kinder verschiedene (ausgestopfte) Waldbewohner, die versteckt wurden, entdecken müssen. „Ist das ein Obama?“, fragt ein Mädchen laut in die Runde. „Nein, das ist ein Wiesel!“ bekommt es zur Antwort. Ansonsten gibt es auch noch Dachs, Ente oder (Plüsch-)Hasen zu entdecken.

Weiter geht die Reise an (nicht demolierten) Infoschildern des Lehrpfades vorbei, die über heimische Fledermäuse oder Sumpflandschaften informieren – bis man vor einem großen Holzxylophon steht. Darauf ist eine Melodie zu spielen – und schon hat man ein paar Punkte mehr!

Weitere Stationen sind: Baumstammweitwurf, Zapfenzielwerfen oder Baumartenkenntnis. Letztere Disziplin erfordert das Zuordnen der jeweiligen Blätter und Zapfen zu den entsprechenden Bäumen.

Macht auch Spaß: das Waldgedächtnistraining, eine Art Memory mit verschiedenen Dingen, die sich im Wald so finden lassen – dazu gehört leider auch Müll. Bei den Spielen ist sowohl Geschicklichkeit, Wissen als auch Kombinationsgabe gefragt, sodass die Kinder ganz schön gefordert sind.

Der Spaß geht auch nach dem rund 90-minütigen Waldparcours noch weiter, denn da warten noch drei Feuerstellen, an denen zum Abschluss gemeinsam Stockbrot über der Glut gebacken wird.

Nach diesem ereignisreichen Vormittag werden die Meckenhausener Kinder wieder mit dem Bus abgeholt, während die Hilpoltsteiner Grundschüler, die nicht in den Genuss einer Fahrgemeinschaft mit den beteiligten Eltern kommen, zurücklaufen müssen. Aber mal ganz ehrlich – auch das war bei diesem Wetter mit Sicherheit viel besser als Unterricht...

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