Stille Reserven auf dem Arbeitsmarkt nutzen

15.8.2014, 16:45 Uhr
Stille Reserven auf dem Arbeitsmarkt nutzen

© Foto: lra

Der Zukunftscoach ist ein Kind des Eurpäischen Sozialfonds. 2012 gab es zum ersten Mal Fördermittel für Zukunftscoaches, die sich um Projekte für den regionalen Arbeitsmarkt kümmern sollen. Seit Oktober 2012 ist der Wirtschaftsgeograph Stefan Forster aus Bayreuth am Landratsamt in Roth tätig und hat in den rund anderthalb Jahren schon einige Projekte angestoßen. Sich selbst sieht er als Impulsgeber, der die verschiedenen Partner zusammenbringt.

Das sind zum Beispiel Schulen und Firmen. Gerade in der Altenpflege sieht Forster Bedarf, den Nachwuchs zu fördern, schon wegen des demografischen Wandels. Mit der Spalatin-Schule in Spalt hat er deshalb einen Berufsorientierungstag angestoßen, bei dem Schüler der achten Klasse das dortige Caritas-Pflegeheim besuchten.

Dort konnten die Jugendlichen mit einem speziellen Anzug ausprobieren, wie sich das Alter auf die Beweglichkeit auswirkt. Auch eine Führung durch das Altenheim bekamen die Mädchen und Buben. Anschließend erzählte ein Altenpflegeschüler über die Ausbildung. Einige Schüler hätten inzwischen ein Praktikum vereinbart.

Ebenfalls in der Altenpflege hat er das Projekt „Wegbegleiter“ angestoßen, um Ausbildungsabbrüche zu verhindern, das sei in der Altenpflege relevant. Das Projekt läuft über die Initiative VerA des Senior Experten Service, von der Stiftung der deutschen Wirtschaft. Letzterer kümmert sich um Jugendliche, die eine Ausbildung machen und unterstützt sie bei Schwierigkeiten in der Berufsschule oder im Betrieb. Die Experten sind Menschen im Ruhestand, die jahrelang in diesem Beruf gearbeitet haben.

Bisher gab es diese Initiative in erster Linie im Handwerk. Für den Landkreis konnte Zukunftscoach Forster das Projekt auch im sozialen Bereich etablieren. „Wir haben gemeinsam mit der Ehrenamts-Kontaktstelle ,Für einander‘ Experten auf dem Gebiet und in der Region gesucht, die Jugendliche unterstützen.“ Forster wolle damit vermeiden, dass in der Ausbildung Potenzial verloren gehe, indem Jugendliche ihre Ausbildung wegen Schwierigkeiten abbrechen würden, die man aus dem Weg schaffen könne.

Jugendliche, die die Hilfe eines Senior Fachmannes möchten, können sich an die zentrale Stelle der Initiative VerA in Bonn wenden, die dann den Kontakt zu einem passenden Experten herstellt. „Wir wollen damit vor allem Jugendliche in einem späteren Stadium der Ausbildung erreichen, wer nach der Probezeit aufhören will, tut das ohnehin“, erklärt Forster. „Die Experten helfen abhängig von der Situation des Azubis. Wichtig ist, dass er die Ausbildung sauber beenden kann.“

„Neuer Start für Frauen“

Ein weiteres Projekt ist „Neuer Start für Frauen“. Damit wolle Forster „stille Reserven“ für den Arbeitsmarkt aktivieren, sprich: Frauen, die eine Familienpause gemacht haben. Gemeinsam mit der Volkshochschule Roth wurde so ein zwölfwöchiges Orientierungsseminar angeboten, in dem die Frauen praktisch testen konnten, ob sie der Doppelbelastung Job und Familie gewachsen sind, die Kurse fanden nämlich viermal wöchentlich vormittags statt. Dabei ging es um Kommunikation und Körpersprache, Zeitmanagement und, für den Einstieg besonders wichtig, Microsoft Office und Bewerbungstraining. „Ich habe bemerkt, dass die 16 Frauen, die teilgenommen haben, selbstbewusster rausgegangen sind.“ An den Kurs schloss sich ein dreiwöchiges Praktikum an, um Praxis für die Bewerbung zu sammeln.

Für Forster ist das auch eine Alternative, zur Anwerbung von ausländischen Fachkräften. „Wir haben viele Potenziale vor der Haustür, die man nutzen sollte, denn meistens brauchen sie nur einen Impuls und ein wenig Qualifizierung.“ Der Kurs fand zum ersten Mal statt und wurde vom Bayerischen Arbeitsministerium kofinanziert, der Rest lief über Teilnahmegebühren.

Monika Obermeyer, die den Kurs absolviert hat, ist begeistert: „Besonders die EDV-Kurse haben mir viel gebracht und dafür auch ein Zeugnis zu haben, gibt mir Bestätigung.“

Stille Reserven sieht Forster auch bei den Schülern des Sonderpädagogischen Förderzentrum. „Mit denen haben wir in kleinen Gruppen eine Tour durch Betriebe gemacht, damit sie vor Ort überprüfen können, welche Berufsfelder sie interessieren“, erklärt Forster. Das seien zum Beispiel ein Altenheim, ein Gartenbaubetrieb, aber auch ein Metall verarbeitender Betrieb gewesen.

Mit den Projekten, die er angestoßen hat, ist Forster zufrieden. „Wenn in der Altenpflege ein Schüler tatsächlich anfängt oder eine Frau den Wiedereinstieg schafft, ist das für mich ein Erfolg.“ In Zukunft ginge es jetzt in erster Linie darum., die Projekte zu konsolidieren und neue anzustoßen.

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