Streik bei Leoni in Roth: Flagge zeigen für bessere Löhne

11.1.2018, 06:00 Uhr
Streik bei Leoni in Roth: Flagge zeigen für bessere Löhne

© Foto: Maximilian Weidmann

Um kurz vor 9 Uhr ertönt am Mittwoch  "Don’t Stop Believing" von Journey aus den Lautsprechern der Bühne der IG Metall. Ihren Glauben an einen positiven Ausgang der Verhandlungen haben die Demonstranten noch nicht verloren. Mit dem Slogan "Wir für Mehr", der auf roten Schals, Mützen, Buttons und Fahnen überall vor dem Werksgelände der Leoni zu sehen ist, wird eine Hauptforderung der Gewerkschaft betitelt: Sechs Prozent mehr Lohn. Außerdem fordert die IG Metall eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf bis zu 28 Stunden.

Nach einer erfolglosen ersten Verhandlungsphase fühlt man sich missverstanden. "Wir reden hier nicht von Teilzeit", erklärt Jens Lindemann, Betriebsratsvorsitzender bei Leoni, "es geht um die individuelle Möglichkeit, auf einen Zeitraum von maximal 24 Monaten die Arbeitszeit abzusenken." Das besondere daran: man solle nach diesem Zeitraum wieder auf Vollzeit umsteigen dürfen. Vor allem Schichtarbeiter sollen dadurch flexibler werden können. Nachdem es die wirtschaftliche Lage zulasse, möchte man nun auch "einen Anteil am Kuchen" haben.

Benjamin Hannes, Gewerkschaftssekretär der IG Metall, betont noch vor Beginn der Veranstaltung, es gehe um mehr Selbstbestimmung.

Nachdem an die 50 Mitarbeiter der Firma Leoni mit warmen Wienern und Semmeln gestärkt und mit Trillerpfeifen und Bannern ausgestattet sind, beginnt der offizielle Teil.

Bei den Reden ergreift auch Leoni-Betriebsseelsorger Kurt Reinelt das Wort: "Die Vorstandsgehälter steigen durch die Decke", kritisiert er, es würde also ein gerechter Anteil ausstehen. Dabei unterstreicht er nochmals die Hauptforderung der IG-Metall: Verkürzte Vollzeit mit Rückkehrrecht.

Horst Schmitzberger, Gewerkschaftssekretär, knüpft an die Kritik des Vorredners an. Er verkündet, die geforderten sechs Prozent Erhöhung seien kein Abschluss. Die wirtschaftliche Lage erlaube auch acht bis neun Prozent. Seiner Meinung sei das Gegenangebot der Arbeitgeber eine gezielte Provokation. Man müsse ein deutliches Zeichen dagegen setzen. Außerdem solle man beim Thema "Flexibilität bei der Arbeitszeit" nicht nur in eine Richtung denken. Die Richtung, die die Arbeitgeber sehen, werde durch längere Arbeitszeiten und Überstunden bestimmt. Die Forderung, flexibler durch weniger Arbeitsstunden zu sein, wäre wohl nicht zu viel verlangt.Schwierige Lebenssituationen würden solche Anpassungsfähigkeit notwendig machen.

Der Gewerkschaftssekretär befürchtet, dass die Lage eskalieren könnte. "Wenn die Verhandlungen am Montag scheitern, gehen wir auf Stufe 2." Das hieße: Zentrale Kundgebungen. In Schwabach und Weißenburg seien größere Aktionen geplant. Das wäre die letzte Möglichkeit zu verhandeln. Ansonsten werde man versuchen, am Ende des Monats 24-Stunden-Streiks zu bewirken, weil dasbesondere Drohwirkung hätte. An Tag eins sollen die Kugellager-Hersteller getroffen werden. Tag zwei soll den Automobilherstellern gelten.

Mit den Worten "Lasst es nicht darauf ankommen" beendet Horst Schmitzberger unter Getriller seine Rede. Das daraufhin gespielte Lied "The Boys Are Back in Town" von Thin Lizzy verdeutlicht noch einmal: "Achtung, Arbeitgeber! Wir sind da!"

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