Thalmässing: Eigenes Obst schätzen

21.4.2016, 16:49 Uhr
Thalmässing: Eigenes Obst schätzen

© Foto: Jürgen Leykamm

Dabei rücken drei Gemeinden besonders in den Fokus: Spalt, Heideck und Thalmässing. Erstere weiß vor allem mit ihren Kirschbäumen zu punkten, Äpfel sind in den beiden anderen Trumpf. Entsprechende Bestände stehen etwa am Landeck, am Fuße des Hausbergs der Thalachgemeinde. Genau dort fand man sich zur Eröffnung des erst einmal auf drei Jahre ausgelegten Projekts ein, das seitens der Unteren Naturschutzbehörde von Thomas Weimert und Anna Christ betreut wird. Christ stellte dieses Projekt vor.

Streuobstwiesen zählten zu den wertvollsten Biotopen überhaupt, erst recht wenn sie, wie am Landeck, extensiv beweidet würden, erklärte sie. In den Baumkronen fände sich Platz für die Brut der Vögel und der Igel freue sich über jeden Apfel, der herunterfällt, führte Christ beispielhaft auf. Bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten können sich in einem einzigen Bestand tummeln, heißt es in der Pressemeldung des Amtes. Umso ärgerlich sei der schleichende Zerfall, von dem Bayerns Flora und Fauna bedroht ist. In den 1960er Jahren gab es noch 20 Millionen Streuobstbäume im Freistaat – nunmehr sind es bloß noch sechs Millionen.

Das Projekt „ObstWiesenVielfalt“ will sein Scherflein beitragen, um hier zumindest regional Einhalt zu gebieten. Bis Jahresende sollen über den Landschaftspflegeverband (LPV) Mittelfranken zunächst über eine Strukturkartierung die Bestände erfasst werden. Der Verband hat hier reichlich Erfahrung, wie dessen Mitstreiter Till Scholl unterstrich: „Wir kümmern uns seit 30 Jahren um die Kulturlandschaft.“ Für die Bestände am Landeck gab es lobende Worte. Man habe hier „eine Vorzeigefläche“.

Kaufen oder pachten

Nach den Kartierungen gilt es die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen, führte Christ weiter aus. In drastischen Fällen ist Entbuschung angesagt, um die Bäume wieder frei zu stellen. Landwirte und Schäfer seien dann beim Mähen und der Beweidung gefragt. In überalteten Beständen müsse auch nachgepflanzt werden. Ebenso seien natürlich entsprechende Baumschnitte nötig. Das Einverständnis der Grundstücksbesitzer bilde freilich immer die Voraussetzung für all dies. Einzelne, ökologisch hochwertige beziehungsweise gar bedrohte Bestände sollten angekauft oder gepachtet werden, so die Empfehlung.

Ziel des Projekts ist aber nicht nur die Sicherung und Pflege der Streuobstwiesen, sondern auch deren nachhaltige Nutzung zu forcieren. Dabei sollen schon vorhandene Vermarktungsstrategien wie „Original Regional“ weiter gestärkt und besser vernetzt werden. Die einzelnen Gemeinden, Obst- und Gartenbauvereine sowie die Bürger selbst gilt es aktiv miteinzubinden. Ebenso sollen ein Obstlehrpfad mit Infotafeln und Sortenschildern entstehen, Baumpatenschaften und gemeinsame Pflegeaktionen gestartet werden.

Finanziert werde das Projekt über sogenannte Ersatzzahlungen. In diesem Fördertopf landen Gelder, die fällig werden, wenn bei Bauprojekten die vorgeschriebenen Kompensationsmaßnahmen nicht erbracht werden können. Gut gefüllt ist der Topf derzeit etwa durch die vielen Windkraftprojekte. Auch Leader-Mittel könnten zum Einsatz kommen.

Landrat Herbert Eckstein zeigte sich angetan von diesem Projekt. Früher habe man sich „für jeden Apfel gebückt“, sich später aber einreden lassen, dass das eigene Obst nichts mehr wert sei und sich lieber über das viele Laub beschwert. In dieser schweren Zeit hätten „die Obst- und Gartenbauvereine wichtige Arbeit geleistet.“ Nun müsse mit dem Projekt das Bewusstsein für heimisches Streuobst wieder geschärft werden.

Das ist es im Raum Thalmässig schon länger. Seit 2009 gibt es hier schon Baumpatenschaften, wie 2. Bürgermeisterin Ursula Klobe erläuterte. Bei 2000 Bäumen auf gemeindlichen Grund war der Bauhof allein überfordert. Gemeinsam mit den Paten packte man an, beschnitt und verwertete. Das Bewusstsein in Thalmässing ist also seit Jahren schon geschärft. So betonte auch Bürgermeister Georg Küttinger: „Wir wissen, was wir an unseren Obstbäumen haben!“

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