Thalmässinger Kurzfilmtage: "Krippenwahn" gewinnt

17.5.2015, 17:58 Uhr
Thalmässinger Kurzfilmtage:

© Foto: Jürgen Leykamm

Am besten ist diese Auseinandersetzung mit der Jetztzeit wohl Regisseurin Satu Siegemund gelungen. Im finnischen Tampere ist sie geboren, in München hat sie studiert. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft liegt ihr bei ihrem filmischen Schaffen besonders am Herzen, was auch im mit der Olga prämierten Werk „Krippenwahn“ deutlich wird. In der tiefsinnigen Komödie bekommt eine werdende Mutter Stress mit ihrem Vorgesetzten, der ihre Schwangerschaft wenig belustigt zur Kenntnis nimmt.

Der werdende Vater gerät schnell an die eigenen Belastungsgrenzen und die Suche nach einer Krippe erweist sich analog zum Filmtitel als Odyssee. Das Paar hat die Wahl zwischen „Krabbelsekte und Eltern-Guantanamo“, heißt es in dem Film.

Doch dann löst Kommissar Zufall den Knoten und auch im Job läuft es wieder, die junge Mutter wird sogar befördert und weist nun ihren ehemaligen Vorgesetzten den Weg der Krippensuche. „Manchmal kommen sie wieder, die Mütter!“ erklingt es triumphierend am Ende.

Den ersten Preis konnte die Regisseurin aus den Händen von Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger entgegennehmen. Olga Nummer zwei ging an einen Film namens „Meinungsverschiedenheiten“, der vier leidgeprüfte Benutzer eines Fahrstuhls zu Wort kommen lässt, der dank einer Panne das Quartett für einige Zeit auf engstem Raum zusammenzwängt. Die Erinnerungen an die Vorkommnisse erzählen die vier aus der eigenen, subjektiven Sicht, die sie aber verabsolutieren, wie es eben der Mensch an sich so gerne tut. In einem Punkt aber sind sich dann folgerichtig alle einig: „Ich verstehe nicht, warum die anderen lügen“. Regisseur Jan Riesenbeck weilte während der Kurzfilmtage in Kassel und konnte die Olga nicht persönlich entgegennehmen, dankte aber per Video-Botschaft.

Den dritten Platz sicherte sich ein Streifen, der auf den Titel „Grüneres Gras“ hört und den Betrachter auf eine interessante Gedankenreise durch berufliche Träume mitnimmt. Das, wovon der eine träumt, hat sich dabei für den nächsten erfüllt. So schwärmt der Student, dem eine ungewisse Zukunft bevorsteht, von der Sicherheit eines festen Jobs in einem Büro.

Eine Sachbearbeiterin, die genau dort arbeitet, sehnt sich nach einem Beruf, in dem sie sozial wirken kann. Wie etwa ein Kinderpfleger, der eigentlich lieber Schriftsteller sein will. Auch ein solcher kommt zu Wort, der statt Stift lieber Skalpell benutzen will. Die Ärztin aber will dann doch als Friseurin näher beim Menschen sein und eine solche hätte lieber Lehrerin werden wollen. Und die Pädagogin träumt davon, nochmal Studentin sein zu können – der Kreis schließt sich. Was dem Film den Preis des Teams beschert, an Regisseurin Veronika Hafner überreicht von Tobias Scherbel von der örtlichen Sparkasse.

Über die Schwierigkeiten der Pubertät berichtet indes das Werk „Alienation“, das auf Animation setzt und den Preis der AV-Medienzentrale Eichstätt erhielt. Das Werk lasse die Eltern auf ganz eigene Weise den Nachwuchs neu verstehen, so Thomas Henke. Nichtsdestotrotz aber werden es, so der Leiter der Einrichtung, bald wohl Schüler sein, die zu diesem Film Arbeitsblätter ausfüllen dürfen. Auch hier gab es eine Video-Botschaft zu sehen, weil die Adressatin des Preises fehlte: Regisseurin Laura Lehmus lebt nämlich dort, wo die Macherin des Gewinnerfilms geboren wurde – in Finnland. Auch hier schließt sich also der Kreis.

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