Thalmässinger Müllkönige unterwegs

9.4.2017, 16:36 Uhr
Thalmässinger Müllkönige unterwegs

© Foto: ley

Zur Eröffnung der "Ramadama"-Aktion vor dem Jugendtreff "Die Loge" deutet noch wenig auf den großen Erfolg hin. Gerade einmal knapp zwei Dutzend Teilnehmer versammeln sich hier. Doch der Eindruck täuscht. Denn viele der fast 20 Gruppen machen sich gleich zu ihren Bestimmungsorten auf, die Teams aus den Ortsteilen legen natürlich bei sich zuhause los.

Diejenigen, die noch einen Abstecher an den Staufer Weg zum Startschuss schaffen, bekommen mit Greifarmen, Müllbeuteln und Warnwesten die richtige Ausrüstung für ihren Streifzug verpasst. Auch die zwei ältesten Teilnehmerinnen finden sich hier ein: Lotte Dittmar mit stolzen 81 Jahren sowie Martha Böhm, die bald ebenso viele Lenze an Lebenserfahrung zählen darf. Sie ziehen mit ihrem Einkaufsrolli los, sorgfältig mit Müllbeutel ausgekleidet.

Zigarettenstummel gefunden

Die ersten Funde noch auf dem Logenvorplatz gehen auf das Konto zweier Ministranten. Tobias und Frieder lassen Zigarettenstummel in den Container plumpsen. Dann machen sich die beiden Zwölfjährigen mit den anderen auf den Weg. Sie alle müssen gar nicht weit gehen, um erste Müllgüter zu erspähen und einzusammeln.

Hier ein Gummiring, da ein Stück Pappe. Bürgermeister Georg Küttinger, Kinder- und Jugendbeauftragte Eva Dorner und Andreas Stoll vom Rathaus-Team möchten da gerne "viel Erfolg" wünschen. Doch es bleibt die Frage, worin der besteht. Darin, dass wenig gefunden wird, weil das von guter Umweltmoral zeugt? Oder darin, dass viele Funde Erfolgserlebnisse bescheren?

Mit dieser philosophischen Frage bleibt Stoll an der Loge zurück, um dort die Sammelergebnisse in Empfang zu nehmen. Dorner und Küttinger schwingen sich in den Kastenwagen und klappern die Stationen ab. Und sehen etwa fleißige Sportler aus den Reihen des hiesigen Turnvereins, die bei den Sportanlagen und an der Schule zu Werke gehen.

Flaschen, Wurstdosen und vieles mehr sammelt das Ehepaar Karin und Alfred Harlas ein, während Ingrid Klemm zum Besen greift, um die Straßenrinne wieder frei zu bekommen.

Karl Lederer zerrt gleich ein Stück Kanalrohr aus dem Gebüsch. Auch verschollene Bälle verschiedener Größe tauchen wieder auf und wandern in die Müllbeutel.

Schwer schleppen

Schwer schleppen dürfen entlang der Staatsstraße bei Alfershausen Thomas Betz und seine achtjährige Tochter Juliane. Ein ganzer Gartenschlauch wird von ihnen geborgen. Alte Eimer, ein Leitpfosten und vieles mehr landen in der Kipperschaufel von Ortssprecher Karlheinz Fackelmeier, dessen achtjährige Tochter Sarah ebenso fleißig mit anpackt. Genauso wie Lukas Philipp, der stolz einen kleinen Tierschädel in die Kamera hält.

Die Krönung der Sammel-Aktion bilden Anhängerachsen und ein ausrangierter Rasenmähertraktor, der freilich gesondert abtransportiert werden muss. Mit dem Leiterwagen geht es die Straße entlang, in diesem finden sich bald leere weggeworfene Wodkaflaschen neben alkoholfreien Getränken zum Durstlöschen für unterwegs.

Funderlebnisse sind auch am Sonnwendfeuerplatz bei Offenbau garantiert – Kanister und mehr. Die zehnjährigen Zwillinge Raimund und Wolfgang sowie der halb so alte Bruder Julius schleppen unweit hiervon ein Relikt nach dem anderen an.

Mit Grillzangen unterwegs

Mit Grillzangen durchstreifen indes die Mädchen und Buben des Regenbogen-Kindergartens ihr Reich und behaupten: "Wir sind die Müllkönige von Thalmässing!" Bälle und Flaschen landen in den Greifarmen des sechsjährigen Maxi, des vierjährigen Daniel und der vielen anderen. Die Erwachsenen dürfen sich mit unangenehmen Funden wie Eternitplatten und Maschendrahtzäunen herumärgern.

Ein altes Fernsehgerät werfen Bastian Burger und Philip Steckert genüsslich in den Container, wo auch Aquarium, Pfanne, Waschbecken und Fritteuse landen. Zu den Fundstücken zählt auch ein Besen, der ein letztes Mal als solcher genutzt wird. Ein Schild der Deutschen Bundesbahn, das auf einen privaten Gleisübergang verweist, könnte indes als Exponat am Gredl-Radweg noch mal zu Ehren kommen.

Letzter Bestimmungsort des Containerinhalts ist die Pyraser Deponie, zu der die Umweltsünder den Müll auch gleich hätten fahren können, statt den Helfern die Sammelmühe zu bereiten.

Der TSV Eysölden nutzt die Aktion indes, um in und außerhalb seiner Sporthalle auszumisten. Am Ende treffen sich alle an der Loge (Jugendtreff) wieder und lassen sich von dem Team mit Leberkäs’-Semmeln verwöhnen.

 

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