Thema im Thalmässinger Bunker: Kampf dem Plastik

11.10.2016, 17:21 Uhr
Thema im Thalmässinger Bunker: Kampf dem Plastik

© Foto: Tobias Tschapka

Besonders eindringlich wurde das in dem Film „Plastic Planet“ des österreichischen Filmemachers Werner Boote deutlich. Die Zuschauer begleiteten den Regisseur auf seiner Reise um die ganze Welt, wo er mit Anti-Plastik-Aktivisten sowie Plastik-Lobbyisten spricht, und dabei auch viel Verstörendes erlebt. Er zeichnet ein düsteres Bild über unseren „Plastik-Planeten“, auf dem dieser Kunststoff in allen Facetten bis in die entlegensten Winkel der Welt vorgedrungen ist, aber auch vor den Ozeanen nicht haltmacht. Unglaubliche Mengen von Plastikmüll landen jeden Tag in den Weltmeeren – mit gravierenden Auswirkungen auf das Ökosystem.

Auf die Idee zu seinem 2009 veröffentlichten Film kam Boote durch seinen bereits verstorbenen Großvater, der in den 1960-er Jahren Geschäftsführer einer Plastikfirma war, und diesen Stoff damals noch als eine Art Geschenk für die Menschheit betrachtete. Ob man das wirklich so sehen kann, dieser Frage ging Boote in seinem Film nach, und recherchierte unter anderem über die gesundheitlichen Langzeitwirkungen, denn manche Kunststoffe haben eine ähnliche Wirkung wie Hormone, und haben schon jetzt in vielen Teilen der Bevölkerung zu einer verringerten Fruchtbarkeit geführt.

Nach dem Film kamen mehrere Referenten zu Wort, die sich ebenso wie Regisseur Boote dem Kampf gegen die Plastikflut verschrieben haben — mit unterschiedlichen Methoden. Die Nürnbergerin Anne Mäusbacher zum Beispiel hat die Non-Profit-Organisation „beachcleaner.de“ gegründet. Dieser Zusammenschluss von Umweltschützern reinigt die Strände von Meeren und Flüssen, und das ist auch dringend nötig, „denn es dauert rund 50 Jahre, bis sich ein Kaffeebecher im Meer in seine Bestandteile auflöst, ein Luftballon hingegen löst sich im Salzwasser sogar nie mehr auf“, so Mäusbacher.

Da im Meer treibende Plastiktüten von Schildkröten oft für Quallen gehalten werden, landen viele dieser Tüten in den Mägen der Meeresbewohner, was in der Regel deren Tot zur Folge hat. Die Organisation will aber nicht nur aufklären, sondern auch Alternativen aufzeigen – wie etwa die Benutzung von Stofftaschen beim Einkauf.

Ebenfalls aus Nürnberg stammt Anne Tieseler, die in ihrem Blog „grueneralltag.de“ Tipps und Tricks zur Plastikvermeidung im Alltag gibt. Sie selbst und ihr Mann machen es vor und leben seit vier Jahren nicht nur plastik-, sondern praktisch auch müllfrei. Kosmetika oder Waschmittel fertigen sie aus Olivenöl, Lebensmittel landen nicht in der Plastikbox, sondern in einen Aufbewahrungsglas. Adet.

Noch auf der Suche nach einer geeigneten Ladenfläche in Nürnberg für den Verkauf verpackungsfreier Lebensmittel ist Thomas Linhardt. „Zero Hero“ soll der Laden heißen, und das wäre dann der erste in Franken überhaupt. Bis jetzt gibt es in Deutschland seit 2014 rund 30 solcher Läden, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Genauso wie Obst und Gemüse aus der Region, so wie es das bei der Biobäuerin Claudia Höps vom Biolandhof Dollinger in Offenbau gibt. Höps ist eine Vertreterin der „Solidarischen Landwirtschaft“, und natürlich gibt es ihre regionale und saisonale Ware ebenfalls ausschließlich unverpackt – von der grünen Gemüsekiste aus Kunststoff einmal abgesehen, in der die Kunden ihre Ware abholen, aber auch da wird an einer plastikfreien Lösung gearbeitet.

Im Kampf gegen die die Landschaft vermüllenden Plastiktüten und -verpackungen befindet sich der Bund Naturschutz seit über 30 Jahren, berichtete BN-Kreisvorsitzender Michael Stöhr. Aber ebenfalls nicht zu unterschätzen sei die Gefahr des zunehmend bei Kosmetikprodukten immer mehr in Mode kommenden Mikroplastiks. Diese fünf Millimeter kleinen Kunststoffkügelchen sollen zum Beispiel beim Peeling helfen, aber es ist viel zu klein für unsere Kläranlagen, und so landen auch sie tonnenweise im Meer.

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