Topf sucht Deckel

30.5.2014, 19:16 Uhr
Topf sucht Deckel

© NN

„Topf und Deckel“ lehnt sich entfernt an Nestroys „Nagerl und Handschuh“ an und ist ein moderner Aschenputtel-Verschnitt mit Musikeinlagen. Für die rund 20 Schüler der Theater AG unter Leitung von Eva Franz und Donatella Migliore war es schon die dritte Aufführung in diesem Schuljahr. Im Dezember hatten sie zwei englische Stücke für die fünften und sechsten Klassen gespielt. Am Dienstagabend spielten sie im Freyerskeller vor romantischer Kulisse, die Aula wird gerade neu gebaut.

Zum Stück. Topf und Deckel, das sind in diesem Stück, ganz klassisch, zwei Liebende, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Er, ein Prinz, der heiraten muss, um sein Erbe nicht zu verlieren – Sie, die schikanierte Schwester und Dienstmagd zweier nerviger Töchter eines überschuldeten Vaters. Im Prinzip alles wie bei Aschenputtel. Mit einer Ausnahme: Zauberer Kokolorius, seines Zeichens Hofmagier des Prinzen. Er ist der Mittler zwischen den Welten, der des Prinzen und des Aschenputtels, Rosa genannt. Er verzaubert den Prinzen in einen Stallknecht und des Prinzen Stallknecht in den Prinzen. So sollen alle Bewerberinnen, die der Prinz laut des Vaters Testaments auf sein Schloss zum Casting einladen muss, geprüft werden.

Und, welche sich auf der Bühne am besten „prostituiert äh produziert“, wie der Stallknecht-Prinz in erfrischend naiv-ungebildeter Weise anmerkt und so gleich ein wenig Kritik übt am inflationären Castingshowzirkus.

Die Zaubershow zur Verwandlung des Prinzen in den Stallknecht indes ist eine Sache für sich. Pascal Wirtz als Kokolorius macht hier vor allem eine lustige Figur, wenn er seinen neuen Apple-Zauberstab auspackt, konfiguriert und die möglichen Gestaltmodifikations-Apps aufzählt.

Zauberer hat Hand im Spiel

Schließlich muss er, um den Prinzen in seine ursprüngliche Gestalt zurückzuverwandeln, ein benutzerdefiniertes Profil erstellen: „Name: Prinz, Wohnort: Schloss natürlich.“ Das sorgt für viel Gelächter im Publikum. Nun kann der Prinz selbst auf Freiersfüßen wandeln und seine Rosa, die er noch als Stallknecht verkleidet erblickte, erobern. Dass das alles nicht so einfach ist, liegt daran, dass Zauberer Kokolorius auch des Prinzen Herzdame Rosa verzaubert und diese sogleich zur Herzensbrecherin mit promisken Zügen avanciert.

Viel komödiantisches Talent beweisen Nadine Steinl und Cagla Özcan als die beiden missgünstigen Schwestern der Rosa. Mit lautem Organ und viel Trara führen sie sich als zwei Weiber auf, die nur den Geldbeutel bei einem Mann attraktiv finden, beide den Prinzen erobern wollen und sich dabei gegenseitig auszustechen versuchen. Ganz, wie es eben in einer richtigen Castingshow à la „Der Bachelor“ zugeht. Klar, dass sie keine Chance haben, das Herz des Prinzen zu erobern. Das des Publikums aber ist ihnen gewiss. Charmant gespielt sorgen sie für kräftiges Amüsement und Szene-Applaus.

Ironische Gesellschaftskritik

Trotz der Anspielungen an die Moderne und der leicht ironischen Gesellschaftskritik, die die Schüler üben, verwenden sie Nestroys altertümliche Sprache, die manchen der Darsteller ein wenig holprig über die Lippen geht. Zum Glück gibt’s eine Souffleuse, die bei Gedächtnislücken aushilft. Gewollt kitschig und ironisch-schrill von den Darstellern gesungen, sind die Gesangseinlagen, zum Beispiel als Rosa den Prinzen erblickt, oder Kokolorius, der Zauberer, einen Geist beschwört. Musiklehrer Manuel Weixelbaum begleitet die Schüler auf dem E-Piano.

Gegen Ende des Stückes findet schließlich die Castingshow statt, die Kandidatinnen biedern sich an, die Schwestern versuchen sich gegenseitig von der Bühne zu schubsen und Rosa verliert ihre Herzensbrecher-Attitüde und sucht nach ihrer wahren Liebe, dem Prinzen, der sich zu erkennen gibt. Ende gut, fast alles gut. Zwei Töpfe suchen noch Deckel und so werden die zwei bösen Schwestern mit dem Stallknecht und dem Zauberer Kokolorius verheiratet.

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