Uhren, Alkotester und Achims grünes Handtuch

29.6.2018, 05:55 Uhr
Den originellsten Posten der diesjährigen Fundsachen-Auktion brachte Werner Weigel nicht an den Mann: Die Madonnenfigur blieb am Ende neben der Kasse stehen.

© Martin Regner Den originellsten Posten der diesjährigen Fundsachen-Auktion brachte Werner Weigel nicht an den Mann: Die Madonnenfigur blieb am Ende neben der Kasse stehen.

Im Innenhof von Schloss Ratibor trugen Auktionator Werner Weigel und seine Helfer alles zusammen, was so im Laufe eines Jahres liegen geblieben, verloren, gefunden und dann nicht vom rechtmäßigen Besitzer abgeholt wurde. Gleich vor dem Auktionator standen eine knallgelbe Box aus Kunststoff und eine Sammlung Küchengerätschaften aus Edelstahl. Die Sachen seien auf der B 2 herum gelegen und vermutlich von einem Fahrzeug herunter gefallen, erklärte Weigel.

Madonnenfigur blieb zurück

Für 36 Euro gingen die Küchengeräte und die gelbe Warmhaltebox an den ersten erfolgreichen Bieter. Ein kleines Bietergefecht lieferten sich dann zwei ältere Herren um einen Stapel Handtücher — gebraucht aber "frisch gewaschen", wie Werner Weigel verkündete. Für vier Euro sicherte sich einer der beiden Duellanten den Zuschlag. Im Minutentakt verscherbelte der Auktionator weitere Gegenstände, von der Damenhandtasche aus Kunstleder samt komplettem Inhalt bis zum Rasierapparat für den gepflegten Herrn.

Besondere Aufmerksamkeit des zahlreich erschienenen Publikums erregte eine Madonnenfigur, die mitten unter den Fundsachen auf der Bühne stand. Auf das außergewöhnliche Stück bieten wollte aber trotzdem keiner: Erst als Weigel ein Taschenmesser und eine Sonnenbrille dazu legte, erbarmte sich ein Interessent und erstand die drei Gegenstände für zusammen 50 Cent. Der Käufer hatte aber offenbar nur Interesse an Messer und Brille: Die Madonnenfigur, deren Hände bereits abgebrochen waren, ließ er an der Kasse zurück. Was nach der Auktion noch übrig bleibe, werde vom Bauhof entsorgt, erklärte Weigel.

Eigene Mutter überboten

Anschließend lüftete er das Geheimnis, was sich in den vielen Plastiksäcken auf der Bühne verbarg: Konvolute aus aufgefundenen Kleidungsstücken, Armbanduhren, Geldbörsen, kompletten Ausstattungen für einen Freibad-Besuch und Kinderspielzeug. Wer das Interesse an seinem Atemalkoholtestgerät verloren hatte, blieb allerdings ungeklärt: Woher das kuriose Fundstück stammte, wusste Weigel nicht. Auch nicht, welcher "Achim" sein grünes Handtuch mit eingesticktem Namensschriftzug in Roth liegen gelassen hat und seitdem ohne auskommen muss.

Die gerade acht Jahre alte Lara Werse ersteigerte eine voluminöse Handtasche und überbot dabei gleich mal ihre eigene Mutter. Und warum musste es ausgerechnet diese Tasche sein: Weil die "wunderschön ist", meinte Lara auf Nachfrage und drückte ihre neueste Errungenschaft begeistert an sich. Pragmatischer betrachtete Christian Marx (40) die Angelegenheit: Den zum Schluss erstandenen schwarzen Rucksack habe er nur haben wollen, um seine vorherigen Einkäufe abzutransportieren: Eine Brille und eine Lampe fürs Fahrradfahren.

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