Verein Lernfelder zu Gast am Hilpoltsteiner Faberhof

21.4.2018, 06:00 Uhr
Verein Lernfelder zu Gast am Hilpoltsteiner Faberhof

© F.: pb

Der Soziologe Hartmut Rosa ist zurzeit in vieler Munde. Weil er sich Gedanken über ein gelingendes Leben macht. Jenseits von Erschöpfung und Burn-out. Ein Leben, das sich gut anfühlt; in dem sich der Mensch wieder in Beziehung setzt zur Welt. Und zwar so, dass sie ihm Antworten gibt. Positive.

Würde Rosa die Bahnhofstraße in Hilpoltstein entlangfahren, würde er auf Höhe des Faber-Hofs vielleicht auf die Bremse treten, anhalten und nicken: Ja, so könnte das gehen. Zumindest spricht Eva Leikam, die er dort mutmaßlich träfe, ganz Ähnliches: "Wir haben gemerkt, dass die Menschen so weit weg sind von Umwelt und Natur...".

Ein "Gefühl der Sehnsucht" sei greifbar in der Gesellschaft, pflichtet ihr Ehemann Christoph Leikam bei. Sehnsucht nach Ursprünglichkeit und Entschleunigung. Eine Sehnsucht, die es zu stillen gelte — damit es gelinge, das gute Leben.

Bewahrung der Schöpfung

Sieglinde Faber scheint es schon gefunden zu haben. Jedenfalls wirkt die "Un-Ruheständlerin" rundum zufrieden. Seit 2003 bewirtschaften sie und ihr Mann Wilfried den Faber-Hof. "Klein, unmodern", sagt sie glücklich über ihre 5000 Quadratmeter fassende Hofstelle und die zehn Hektar Ländereien. Plus Naturschutzflächen.

Doch um Größen und Standards gehe es ja gar nicht. "Die Bedeutung der Bewahrung der Schöpfung zu vermitteln und die Zusammenhänge von Mensch, Tier und Umwelt erlebbar zu machen", darum geht es. So steht’s in der Präambel eines ziemlich neuen Vereins, den die Fabers, die Leikams und ein paar Gleichgesinnte Ende vergangenen Jahres gegründet haben.

"LernFelder e.V." heißt er, weil der Mensch offenbar vieles wieder lernen muss. Oder darf. Ob klein, groß, alt, jung. Auf dem Faber-Hof besteht nun die Chance dazu – der Verein macht´s möglich!

Eva und Christoph Leikam kommen mit ihren Kindern Nora und Moritz inzwischen fast täglich her. Oft direkt nach dem Schuldienst. Dann ziehen sie die Stallklamotten an — und los geht’s! Misten, füttern, harken, gießen. Kein Maschineneinsatz, keine Chemie. Die beiden Lehrer wissen mittlerweile "wie gut es tut, wenn man sieht, was man gemacht hat". Deshalb die Idee mit dem Verein.

Missionarisch? Ja, "ein bisschen missionarisch" sei´s schon, wenn man andere mit einem guten Gefühl befruchten wolle, um deren Bewusstheit für natürliche Prozesse zu reanimieren, meint Eva Leikam. Aber Botschaften wie diese seien für den Erhalt der Umwelt eben elementar: "Natürliche Lebensmittel wachsen in keinem Supermarkt; ihre Produktion ist mit Anstrengung verbunden; sie sind nicht immer und überall zu haben." Das alles erschließe sich am besten in der Praxis.

Zu diesem Zweck steht der Faber-Hof den Vereinsmitgliedern von "LernFelder e.V." offen. Mit all seinen Äckern, Wiesen und Tieren – den Wollschweinen und Schwäbisch-Hällischen, den Krainer Steinschafen und Rotkopf´schen, den Ziegen, Pferden, Ponys, den vielen unterschiedlichen Hühnern, Enten, Hasen, Katzen, Hunde... — "Ich hoffe, ich hab´ nichts vergessen", grinst Sieglinde Faber. Ach, und wenn schon. Hier drehe sich´s um den Erhalt alter Rassen, so laute die Kernbotschaft. Selbiges, erläutert Faber, gelte im Übrigen auch für die Früchte des Feldes – Blaue Schweden, Bamberger Hörnchen und die Rote Emma unter ihnen.

Diverse Workshops

25 Euro für Schüler und Studenten, 50 für Erwachsene, 75 für Familien und 100 Euro für Institutionen. Das sind die Mitgliedssätze. Pro Jahr. Wer bei "LernFelder e.V." mitmacht, darf aber nicht nur mit Forken fächeln und Schubkarren schieben. Der darf auch an den zahlreichen Angeboten teilnehmen, die der Verein offeriert: einen Pferdetreff, eine Bauernhofgruppe speziell für Youngster, verschiedene Veranstaltungen im Jahreskreis, Unternehmungen für Institutionen wie Kitas, Schulen oder Personengruppen mit besonderem Förderbedarf, Vorträge, diverse Workshops. Unter anderem.

Letztere sollen sich vor allem dem Erlernen alter Handwerkstechniken widmen – vom Spinnen über die Wollfettgewinnung bis hin zur richtigen Lagerung beziehungsweise Haltbarkeitmachung von Obst und Gemüse. "Da ist noch viel Spielraum", sagt Christoph Leikam, "das darf sich gerne aus dem Verein heraus entwickeln."

Ein Projekt, das demgegenüber bereits fix ist, nennt sich "Speisekammer". Auch an ihr können die Vereinsmitglieder partizipieren. Und das geht so:

Gegen einen zusätzlichen Monatsbeitrag zwischen 30 und 80 Euro komme man in den Genuss ökologisch erzeugter Lebensmittel. Sie stammen sowohl vom Faber-Hof als auch von Kooperationspartnern aus dem Umland, die dafür Sorge tragen, dass besagte "Speisekammer" stets gut gefüllt ist. Doch auch hier greife das alte Prinzip: Solange der Vorrat reicht!

Für Sieglinde Faber ist die "Bauernhofpädagogik", die "LernFelder e.V." nun öffentlich propagiert, übrigens die Bestätigung eines längst eingeschlagenen Weges: "Im Kleinen lief das ja schon früher hier so ab", sagt sie und verweist auf eine Vielzahl von Gruppen wie Gästen, die regelmäßig bei ihr zu Besuch waren und sind.

"Verantwortungslernen"

Dass das Prinzip des "Verantwortungslernens" jetzt auf institutionelle Beine gestellt werde, freue sie daher umso mehr. Und weil sie die vielfältigen "Lernfelder", die vor ihrer Haustür liegen, selbst am besten kennt, könne das Vereinslogo für sie gar kein anderes sein als das: "Ein weit verzweigter Baum – Symbol für die Kraft des Lebens".

ZWer sich über das Konzept des Vereins "LernFelder e.V." informieren mag, kann das bei einem Infotag auf dem Faber-Hof tun. Der steigt am Samstag, 28. April, 14 bis 17 Uhr, in der Bahnhofstraße 58, Hilpoltstein. Weitere Infos: Telefon (0 91 74) 49 19 90.

Keine Kommentare