Verena Schmid: Blaue Flecken an der Schulter gehören einfach dazu

1.1.2015, 17:53 Uhr
Verena Schmid: Blaue Flecken an der Schulter gehören einfach dazu

© Foto: André Ammer

„Das ist einfach ein anderes Schießen. Wenn man im Anschlag ist, muss man wirklich komplett entspannt sein und darf sich nicht das kleinste Muskelzucken erlauben“, versucht das sportliche Aushängeschild des Schützenvereins Höbing die Faszination Kleinkaliber-Schießen zu erklären. Der dritte Platz bei der deutschen Meisterschaft im Kleinkaliber-Dreistellungskampf war denn auch der Medaillenerfolg, der sie im vergangenen Jahr am meisten gefreut hat.

Schließlich investiert Verena Schmid in diese Disziplin, bei der man liegend, stehend und zum Abschluss kniend jeweils 20 Schuss auf die 50 Meter entfernte Scheibe abgeben muss, mittlerweile die meiste Trainingszeit und ist deshalb auch seit drei Jahren Mitglied im Bayernkader. 570 Ringe erzielte sie bei der DM auf der Olympia-Schießanlage in München-Hochbrück, nur zwei Konkurrentinnen waren besser in der weiblichen Jugend, wobei die Siegerin Luisa Günther mit 579 Ringen einen absolut perfekten Tag erwischt hatte.

Im Luftgewehr-Dreistellungskampf war Schmids Rückstand auf das hessische Ausnahmetalent schon kleiner: 592 Ringe schaffte die in Schutzendorf lebende Leistungssportlerin dabei – einer mehr als im vergangenen Jahr, als sie ebenfalls deutsche Vizemeisterin wurde, aber drei weniger als Luisa Günther, die da in einer eigenen Liga schoss und die Konkurrenz mit vier Hunderter-Serien in Folge schockte.

In der Teamwertung sprang in dieser Disziplin ebenfalls die Silbermedaille für Verena Schmid heraus, außerdem wurde sie mit der Mannschaft deutsche Vizemeisterin im „einfachen“ Luftgewehr-Schießen, bei dem stehend insgesamt 40 Schuss abgegeben werden. „Da lief es nicht so gut wie ein Jahr zuvor“, räumt Verena Schmid selbstkritisch ein, die sich 2013 mit 396 Ringen den DM-Titel bei der weiblichen Jugend geholt hatte. Diesmal standen 393 Ringe und Rang vier in der Einzelwertung zu Buche.

Alles in allem ist die 16-Jährige aber sehr zufrieden mit ihrer Jahresbilanz, zu der neben zwei mittelfränkischen Mannschaftstiteln auch noch der Aufstieg mit der ersten Luftgewehr-Mannschaft des SV Höbing in die Bayernliga gehört. Da schießt Verena Schmid mit einem Schnitt von 392 Ringen an Position eins. Damit ist den Höbinger Schützen der Durchmarsch gelungen, denn erst ein Jahr zuvor waren sie in die Mittelfrankenliga aufgestiegen.

Die Liga-Wettkämpfe, die verschiedenen Meisterschaften sowie eine ganze Reihe von Lehrgängen und Trainingslagern auf Verbandsebene sorgen dafür, dass der Terminkalender der 16-Jährigen nach wie vor gut gefüllt ist. Dazu kommen drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche, entweder auf den Schießständen ihres Heimatvereins oder beim Kadertraining der RWS Franken. Da bleibt kaum Zeit für sonstige Freizeitaktivitäten, denn Verena Schmid hat inzwischen bei einer Firma für Umwelttechnik eine Ausbildung zur Modellbauerin begonnen und muss dafür jeden Tag nach Lenting im Landkreis Eichstätt pendeln. Hin und wieder habe man nach einem langen Arbeitstag keine rechte Lust mehr, abends noch zum Training zu fahren, räumt die Auszubildende ein. Sobald man aber am Schießstand stehe, sei die Motivation wieder da.

Der nächste Lehrgang wartet

Das ehrgeizige Talent hat also nach wie vor großen Spaß an seinem Sport, „sonst würde ich es nicht machen“. Da ist auch die Fahrt zum Masters-Cup in Wassertrüdingen, wo zum Ende des Jahres die Asse aus sechs verschiedenen Schützengauen gegeneinander antreten (wir berichteten), ein durchaus willkommener Termin. „Das ist wie ein großes Familientreffen“, erzählt Verena Schmid, die an diesem Wochenende schon wieder beim nächsten Kader-Lehrgang antreten muss.

Vergangenes Jahr war die sportliche Nummer eins des Schützenvereins Höbing, die diesen Sport seit nunmehr sechs Jahren betreibt, zum ersten Mal für die Wahl zur Landkreis-Sportlerin des Jahres nominiert und belegte dabei hinter Kunstradfahrerin Milena Slupina den zweiten Platz. Und obwohl an der Siegerin angesichts eines Europameistertitel kaum ein Weg vorbei führte, hatte Verena Schmid nur vier Stimmen Rückstand. „Das war schon eine ziemliche Überraschung für mich, dass das am Ende eine so knappe Kiste war“, erinnert sich die 16-Jährige. Das sei schon ein schönes Gefühl gewesen, als Schützin so weit nach vorne gewählt worden zu sein.

Ob es dieses Jahr mit dem großen gläsernen Einser klappen könnte, kann Schmid überhaupt nicht einschätzen. Wenn ja, wäre es eine riesige Ehre für sie, wenn nicht, wäre es auch kein Weltuntergang. Die blauen Flecken an der Schulter wird sie auch weiterhin gerne in Kauf nehmen.

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