Verschmelzung im Jubeljahr des Gründervaters

7.6.2018, 06:00 Uhr
Verschmelzung im Jubeljahr des Gründervaters

© Harry Rödel

Zu Beginn der Versammlung hielt Leonhard Bauer, Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenbank am Rothsee, erst einmal das richtige Datum fest: Denn dass mit dem 200. Geburtstag von Friedrich-Wilhelm Raiffeisen, dem Urheber des Genossenschaftsgedankens, ein idealer Zeitpunkt für diese Fusion gekommen sei, war für Bauer unumstößlich.

Raiffeisens Idee, gemeinsam das zu erreichen, was der Einzelne nicht könne, habe die genossenschaftliche Bewegung ins Leben gerufen. Diese habe seinerzeit einer breiten Schicht von Menschen die Möglichkeit gegeben, wirtschaftliche Verantwortung zu übernehmen und mitzugestalten.

Vorstandsvorsitzender Georg Peter ließ anschließend das Geschäftsjahr 2017, den Jahresabschluss und den Vorschlag zur Verwendung des Jahresüberschusses Revue passieren. Nach einem Blick auf die allgemeine wirtschaftliche Lage, die Zinsentwicklung und den Aktienmarkt leitete Peter zur Entwicklung der Raiffeisenbank am Rothsee über.

Die Bilanzsumme sei um 10 Millionen Euro oder 3,4 Prozent auf erstmals über 300 Millionen Euro gestiegen, wobei der Zuwachs über dem Landesdurchschnitt liege. Was die Mitgliederzahl anbelangt, sei diese um 218 auf nunmehr 5651 Anteilseignern gestiegen. Zusätzlich konnten im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als 700 neue Kunden gewonnen werden.

Die Kreditnachfrage sei – vor allem bei Wohnbaukrediten mit einem Plus von 3,3 Prozent – ungebrochen gewesen. Allerdings wäre wegen hoher Rückführung von Altkrediten und einer sehr ausgeprägten Wettbewerbssituation das bilanzielle Kreditvolumen um eine Million Euro zurückgegangen.

Dennoch habe man durch die Vergabe von Krediten an Partner der genossenschaftlichen Finanzgruppe eine überdurchschnittliche Steigerung von 11,4 Prozent erreicht.

Die Entwicklung der bilanziellen Kundeneinlagen habe mit 248 Millionen Euro trotz Null-Verzinsung alle Erwartungen übertroffen, fuhr Peter fort. Da die Kunden freiwerdende Gelder zunehmend in längerfristige Anlagen – Wertpapiere, Bausparen, Versicherungen und Immobilien – investierten, würden durch die Bank insgesamt 406 Millionen Kundenanlagegelder betreut, was einen Zuwachs von 7,6 Prozent bedeute.

Trotz eines guten Geschäftswachstums sei der Zinsüberschuss immerhin um 0,8 Prozent leicht gestiegen. Die Zinsspanne sei jedoch von 2,04 Prozent auf 1,94 Prozent gesunken, liege damit aber mit 0,01 Prozent noch knapp über dem Landesdurchschnitt.

Durch den zufriedenstellenden Jahresabschluss konnten bilanzielle Eigenmittel um 1,4 Millionen auf 27,3 Millionen Euro erhöht werden. Diese seien für das Bankgeschäft von entscheidender Bedeutung, da die Anforderungen durch die Bankenaufsicht in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen seien – und noch weiter zunehmen würden. Die Raiffeisenbank am Rothsee sei beim Regionalverband, beim Bundesverband und bei der Bankenaufsicht jeweils mit einer Ratingnote "A" bewertet, was einer hohen Stabilität der Bank gleichkäme.

Zudem listete Georg Peter auf, dass der Jahresabschluss 2017 sich auf der Aktivseite zu 48 Prozent auf Wertpapiere, zu 45 Prozent auf Kundenkredite und zu vier Prozent auf liquide Mittel verteile. Der Rest: sonstige Positionen.

An Steuern habe die Bank insgesamt etwas über eine Million Euro bezahlt, wovon die drei Gemeinden des Geschäftsgebietes einen Anteil von 445 000 Euro bekämen.

Aus dem Bilanzgewinn in Höhe von 244 410,08 Euro werden die Mitglieder eine Dividende von drei Prozent erhalten. Der Restbetrag von 132 867,55 Euro werde den Rücklagen zugeführt.

In seinem Ausblick auf 2018 betonte Georg Peter, dass die Projektarbeiten zur Fusion umfangreich seien und das Ergebnis für 2018 durch diese einmalig belastet würde.

Insgesamt werde durch die Fusion mit der Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen eine jährliche Einsparung in Höhe von rund 950 000 Euro möglich.

Dem Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl oblag es, für die drei Gemeinden im Genossenschaftsgebiet (Hilpoltstein, Allersberg, Heideck) ein Grußwort zu sprechen: Er stellte zunächst die Frage: "Warum fusionieren? – Größe ist schließlich nicht alles!" Doch müssten gerade Banken eine gewisse Größe haben und sich hierüber rechtzeitig Gedanken machen.

Auch solle man sich – wie es die Raiffeisenbank am Rothsee getan habe – einen Partner auf Augenhöhe suchen. Da die Bank auch künftig in der Region verwurzelt sei, wähnte er ein "Ja" der Mitglieder "als das einzig Richtige". Wichtig sei es, der "Raiffeisen – Meine Bank" schon jetzt einen Vertrauensvorschuss zu geben und der Fusion mit großer Mehrheit zuzustimmen (wie dies bei der Abstimmung auch geschehen ist).

Nach dem Bericht des Aufsichtsratsvorsitzenden zu dessen Tätigkeit und dem Bericht über die gesetzliche Prüfung stimmten die Mitglieder über den Jahresabschluss, die Verwendung des Überschusses sowie die Höhe der Dividende ab und entlasteten Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig.

Nachdem der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Udo Wehrmann den Verschmelzungsvertrag ausführlich erläutert und den künftigen Partner in Person der Vorsitzenden Christian Kraus und Klaus Majehrke vorgestellt hatte, erläuterte der Leiter der Hilpoltsteiner Geschäftsstelle, Marco Beck, die geplante Fusion aus Sicht der Bank-Mitarbeiter. Diese seien alle für eine Fusion, da sie das Alltagsgeschäft erleichtern würde. Vor allem die ständig steigenden gesetzlichen Anforderungen seien hierdurch leichter zu bewältigen, da Kräfte gebündelt werden könnten.

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