Vom Fuße des Hilpoltsteiner Burgbergs auf den Thron der Gräfin

13.7.2014, 18:11 Uhr
Vom Fuße des Hilpoltsteiner Burgbergs auf den Thron der Gräfin

© Jürgen Leykamm

Dieses Ritual bildet den jährlichen Höhepunkt der Veranstaltung im Vorfeld des Festgeschehens am ersten Augustwochenende. Als das Geheimnis gelüftet ist, brandet aber der Applaus umso lauter auf. Der gesamte Saal lässt die neue Majestät hochleben, Trommler und Fanfaren intonieren die Dorothea-Maria-Hymne. Die rechte Einstimmung auf das Jahr der Regentschaft, die für Buchmüller eine „beflügelnde Zeit sein wird“, ruft Billmaier der Blaublütigen zu und versichert ihr: „Auf uns kannst Du zählen!“ Und meint damit natürlich die große Burgfestfamilie, deren Mitglieder in der Halle sogleich das Glas auf die neue Gräfin erheben.

Seit knapp 20 Jahren nehme sie ja schon aktiv am historischen Geschehen im Rahmen des Festes teil, lobt die Vorsitzende das Engagement der Hochadeligen. Mit dem eigenen Domizil direkt am Fuße des Burgbergs könne sie sich der Faszination der Feierlichkeiten auch nur schwer entziehen. Nun ist Buchmüller mitten in deren Zentrum gerückt. Sie freue sich sehr, „das schönste Amt der Stadt“ bekleiden zu dürfen, betont sie selbst. Sie versäumt es beim Antritt aber auch nicht, sich bei allen zu entschuldigen, „die ich so grausam angelogen habe“. Denn das Geheimnis, wer neue Gräfin wird, sollte natürlich bis zur Verkündigung am Kränzchen auch geheim bleiben. Kurz vor ihrer Inthronisation besteht Buchmüller diesbezüglich sogar die Feuerprobe schlechthin. Als Lerzer (der auch zu den „Unwissenden“ zählte) sie darauf anspricht, dass sie im schicken Dirndl eigentlich auch zu den Favoritinnen auf das begehrte Amt zähle, weiß sie sich verbal geschickt aus der Falle herauszuwinden. Lerzers Überraschung ist kurz darauf umso größer. „Das ist eine Top-Wahl!“ lobt er die Entscheidung Billmaiers. Einen Blumenstrauß zum Amtsantritt gibt es aus den Händen von Bürgermeister Markus Mahl.

Vom Fuße des Hilpoltsteiner Burgbergs auf den Thron der Gräfin

© Jürgen Leykamm

Nach dem Regen kurz nach dem Festspiel 2013 galt es seitens der Kleiderkammer auch, die in Mitleidenschaft gezogenen Kragen der Ratsherren zu erneuern. In diesem Zuge bekam nun auch die Gräfin selbst eine solche zusätzlichen Halszierde verpasst, die „Kragenmeisterin“ Maria Pfaller am Kränzchen präsentierte.

Schluss nach 45 Jahren

So sehr aber in der Hilpoltsteiner Stadthalle die neue Pfalzgräfin im Mittelpunkt des Interesses stand, so galt es doch im Vorfeld des 87. Burgfestes auch einer weiteren Dame die Referenz zu erweisen. Ingrid Puhane nämlich, die vor zwei Jahrzehnten nicht nur selbst diesen Adelstitel trug, sondern sich seit 45 Jahren als Regisseurin beim Erstellen des Blumenwagens verdient macht, nun aber aus persönlichen Gründen das Zepter aus der Hand gibt. Dafür bekam sie ein solches dekorativer Art nun als Dank aus den Händen Billmaiers geschenkt. 880 000 Blüten seien unter der Ägide Puhanes beim Anfertigen der Wägen verarbeitet worden. Großes Lob gab es dafür auch von Horst Stöhr, dem Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins: „So schreibt man Burgfestgeschichte!“

Geschichte wird auch das Burgfest 2014 schreiben. Es wird nämlich das erste sein, an dem sich jene Gruppe der örtlichen Feuerwehr, die die Absperrungen vornimmt und die Plaketten an die Besucher verteilt, in neuen, nach historischen Schnitten gearbeiteten Kostümen als Stadtwache präsentiert. Ein einheitliches Auftreten derselben habe es in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nicht gegeben, so Christine Kronast von der Kleiderkammer bei der Vorstellung. Entsprechend sei es nun eine „bunte Truppe“, die man präsentieren könne. Die Ausstattung sei so realitätsnah wie möglich erfolgt, man wollte allerdings den Herren „den Komfort eines Hosengummis nicht verwehren.“ Die Feuerwehr sei indes selbst legitime Nachfolgerin der Stadtwache – denn die habe ehedem auch Brände bekämpft, ebenso wie heutige Rothelme auch den Verkehr regelten und über die Einhaltung der Absperrungen wachten wie ihre Kollegen vergangener Zeiten.

Für eine „großzügige Überraschung“ für die Kleiderkammer hatte schon im Vorfeld Burgfestfan Klaus Thanner gesorgt. Er stellte eine Spende in Höhe von 500 Euro in Aussicht, die er am Kränzchen nun samt eines von ihm gemalten Bildes übergeben konnte. Bei zahllosen Tanzrunden zur Musik von der Just-Fun-Band als der „Hofkapelle“ (Billmaier) des Kränzchens klang dieses schließlich aus.

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