Buch über Bisterlasuren im Landkreis

Warum alles schwarz gestrichen wurde

21.11.2021, 05:50 Uhr
Was sind Bisterlasuren? Restaurator Holger Wilcke hat es herausgefunden und beschrieben.   

© Robert Unterburger, NN Was sind Bisterlasuren? Restaurator Holger Wilcke hat es herausgefunden und beschrieben.  

Wilcke stellt viele Gebäude aus dem Landkreis Roth vor: aus Abenberg, Eysölden, Greding, Gustenfelden, Heideck, Hilpoltstein, Nemsdorf, Roth, Röthenbach bei St. Wolfgang, Schwand, Sorg, Spalt, Wendelstein, Viehhausen und Volkersgau. Viele weitere werden in hochwertigen Farbbildern präsentiert.

Was sind Bisterlasuren? Bister ist ein Pigment, das aus dem Ruß an Innenwänden der Kamine hergestellt wurde. Eine Bisterlasur ist also eine Schwarzfassung, die an den Innen- und Außenwänden von Häusern aufgetragen worden ist.

Rußhaltige Lasur überall

Bei vielen Untersuchungen historischer Gebäude fand Wilcke eine schwarze Lasur auf Balken und Gefachen, auf Holz und Putz. Lange suchte er nach Quellen, wie zu erklären ist, dass diese rußhaltige Lasur im Mittelalter überall zu finden ist, auf die Zeit ab etwa 1500 zurückgeht und später von verschiedenen Rot- und Ockertönen abgelöst wird.

„Bis 1996 waren mir diese Lasuren unbekannt“, schreibt Wilcke, „bis zum Erwerb des spätgotischen Kaplanhauses in Heideck. Ein Fachwerkgebäude, in dem ich heute mit der Familie wohne“.

Wilcke erinnert daran, wie er mit den Bisterlasuren in Denkmalkreisen auf Unverständnis und teils sogar Misstrauen stieß. Das sollte sich aber ändern. In der Literatur fand er, dass es im Mittelalter ein klimatisches Wärmeoptimum gab und um 1500 eine kleine Eiszeit begann. Daraus folgerte er, dass im Mittelalter zahlreiche beißende Insekten die Menschen quälten. Deshalb trugen sie die Lasuren auf ihre Häuser auf, um sich vor den Insekten zu schützen. Als die Temperaturen sanken, brauchte man die Insekten nicht mehr mit dem toxischen Ruß der Lasur zu bekämpfen.

Licht ins verflixte Schwarz bringen

Dr. Konrad Bedal unterstützt im Grußwort den Restaurator in dem Bemühen, Licht in „das verflixte Schwarz“ zu bringen. „Mit unseren ästhetischen Vorstellungen ist es schwer in Einklang zu bringen, dass nicht nur die Fachwerkhölzer, sondern die Bohlenwände schwarz gestrichen wurden, so dass es komplett schwarze Stuben gegeben hat“, schreibt Bedal. „Sogar das Holz von manchen Dachstühlen hat einen schwarzen Anstrich bekommen, wie sich aus der gleichmäßigen Färbung ergibt, was sich deutlich von einer bloßen Verrußung unterscheidet“.
Schwarz war damals eine Modefarbe. Auch schwarzes Ebenholz wurde damit nachgeahmt.
Wie vielfältig die Gebäude mit den Erdfarben verziert wurden, zeigt das Buch: farbige Balken, manchmal mit Verbreiterung in die Putzflächen, kontrastreicher Putz auf den Gefachen, kontrastierende Ritzer (schmale, zu den Hölzern parallele Streifen) in verschiedenen Farben, die sich an den Ecken kreuzen konnten.
So stellt das Werk den Wandel der Bau-Tradition von Mittelalter zu Renaissance bis in die jüngere Vergangenheit dar.

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